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Es fehlt an allem im Kriegsgebiet: Frankfurter sammeln 100 Tonnen Hilfsgüter für die Ukraine

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Von: Sabine Schramek

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Darija Pataschko (Mitte) schaut in den Stoffbeutel, kontrolliert, ob sich darin Medikamente, Hygieneartikel und Ähnliches befindet. Am Samstag hat die Initiative "Frankfurt for Ukraine" zum vierten Mal am Café Hauptwache Hilfsgüter gesammelt.
Darija Pataschko (Mitte) schaut in den Stoffbeutel, kontrolliert, ob sich darin Medikamente, Hygieneartikel und Ähnliches befindet. Am Samstag (02.04.2022) hat die Initiative „Frankfurt for Ukraine" zum vierten Mal am Café Hauptwache Hilfsgüter gesammelt. © Renate Hoyer

Medikamente, Verbandsmaterial und vieles mehr: Die Initiative „Frankfurt for Ukraine“ sammelt unermüdlich Spenden – denn der Krieg fordert immer mehr Verletzte.

Frankfurt – Darija Pataschko blickt hinter dem Café Hauptwache in eine große Tüte und bekommt sich vor lauter Freude kaum ein. „Da ist ja Insulin drin und die stärksten Schmerzmittel, die es gibt“, ruft sie und drückt die Tüte wie einen Schatz an sich, bevor sie noch einmal hineinsieht. „Das ist genau das, was wir für das Krankenhaus in Charkiw brauchen.“ Pataschko ist Ukrainerin und arbeitet ebenso wie ihre Zwillingsschwester Diana im Bürgerhospital. Sie hat gerade ihre Schicht beendet, Diana hat Nachtdienst.

Jetzt stehen sie mit Ukraine-Flaggen um den Schultern in eisiger Kälte, nehmen medizinische Spenden entgegen, die Passanten bringen, sichten und sortieren sie. „Wie kennen uns im medizinischen Bereich aus und wollen helfen. Wir schauen keine Nachrichten, sondern fokussieren uns voll und ganz auf Hilfe. Darum sind wir hier“, so die beiden Frauen, die selbst Freundinnen, die flüchten mussten, bei sich untergebracht haben.

Tüten, Kartons oder Taschen voll Spenden: Helfer in Frankfurt bringen dringend benötigte Medikamente

Immer wieder kommen Leute mit Tüten, Kartons oder Taschen und übergeben sie den freiwilligen Helfern. 110 Frankfurter aus mehr als 21 Nationen sind aktiv bei der Initiative dabei. Auch Jumas Medoff, Stadtverordneter und Vorsitzender der Kommunalen Ausländervertretung Frankfurt (KAV) engagiert sich unermüdlich.

„Meine Frau kommt aus der Ukraine“, sagt er beiläufig und erzählt, dass sie über den Kontakt zu Bürgermeistern und Klinik-Chefärzten genau das sammeln, was vor Ort am dringendsten gebraucht wird, und wir schicken es in Bussen, Autos und Transportern direkt dorthin. „Wenn es angekommen ist, schicken sie uns Videos.“ Er zeigt auf Pakete voller Erwachsenenwindeln. „In Krankenhäusern liegen schwer verletzte Feuerwehrleute und Krankenhausmitarbeiter“, sagt er bedrückt.

Spenden in Frankfurt: Hilfsfahrzeuge nehmen Flüchtlinge aus der Ukraine mit

Ob Skalpelle oder Druckverbände, Schmerzmittel, tragbare Defibrillatoren, Medikamente für Diabetiker oder sterile Handschuhe – es fehlt an allem im Kriegsgebiet. In Kiew ebenso wie in Charkiw oder Lwiw. Fast jeden Tag füllen sie Kartons in Blabla-Car-Busse, Feuerwehrautos, Sprinter, Transporter und Kofferräume voll mit sorgfältig sortierten Dingen, die direkt an Krankenhäuser, Flüchtlingslager oder an Bürgermeister geliefert werden. „Wir füllen Fahrzeuge, die losfahren, um Flüchtende zu holen. So wird auf allen Seiten geholfen“, sagt Medoff.

Mehr als 100 Tonnen Material sei bisher durch die Initiative so direkt mit Passierscheinen geliefert worden. "Wenn das nicht möglich ist, laden wir die Sachen an der Grenze um in Wagen von Stadt- oder Klinikmitarbeitern. Sobald die Hilfsgüter angekommen sind, bekommen wir Fotos und Videos von den Bürgermeistern oder Chefärzten. Dazu verpflichten sie sich und alle halten es ein."

Briefe, Fotos und Videos: Menschen in Frankfurt verfolgen Ukraine-Spenden digital

Medoff zeigt den Spendern, die an die Hauptwache kommen, diese Briefe, Fotos und Videos. „Das ist wirklich berührend“, sagt eine Frau, die sofort Vitali Klitschko erkennt, den Bürgermeister von Kiew. „Da sind wir sicher, dass es dort ankommt, wo es hingehört.“ Sie bringt eine ganze Kiste voller Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel und Blutdruckmessgeräte, die sie in einer Apotheke gekauft hat. „Helfen Sie den Menschen dort. Bitte“, sagt sie. Medoff nickt ernst. „Ja, das machen wir.“

Im Café Hauptwache darf die Initiative Spenden zwischenlagern, bis die Fahrzeuge kommen, die alles an den Danziger Platz 12 bringen. Dort hat die Firma Consus RE GmbH der Initiative 1000 Quadratmeter Raum kostenlos überlassen, um alles zu sortieren, zu verpacken und zu lagern. 70 Leute helfen dabei.

Richtig spenden: Frankfurter informieren in Gruppen über nötige Hilfe

„Wir bekommen mittlerweile Anfragen aus Mannheim und Köln. Wir hatten anfangs Hilfsgüter, aber keinen Lkw, keine Fahrer und kein Ziel. Wir haben uns ans Telefon gehängt und überall Unterstützung gefunden. Es läuft reibungslos. Es fahren Polizisten und Krankenhausmitarbeiter, Handwerker und Arbeiter. Das Konsulat hilft uns mit Rat und Tat und hat ein eigenes Spendenkonto eingerichtet.“ Darija und Diana Pataschko sortieren pausenlos Medikamente und medizinische Ausrüstungen. „Schön wäre es, wenn morgen der Krieg vorbei wäre und niemand mehr leiden müsste“, sagen sie. „Wir hoffen jeden Tag auf Frieden. Bis dahin helfen wir.“

Informationen, was gebraucht wird und was nicht, gibt es auf Facebook unter „FrankurtforUkraine“. Weitere Informationen gibt es in der Facebook-Gruppe „FrankfurtForUkraine“. Dort steht auch, was benötigt wird. (Sabine Schramek)

Wie wichtig es ist das Richtige zu spenden und was die Menschen in Frankfurt für die Ukraine spenden sollten, zeigt der Überblick.

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