AWO Nied fordert Suspendierung des Kreisvorstandes

Nach dem Bekanntwerden der "Blitzkarrieren" der Oberbürgermeisterfreundin und späteren -gattin Zübeyde Feldmann sowie der 30-jährigen SPD-Stadtverordneten Myrella Dorn bei der Awo mehrt sich die Kritik aus den eigenen Reihen.
Frankfurt - Der Awo-Ortsverein Nied, nach eigenen Angaben mit 300 Mitgliedern der größte in Frankfurt, fordert "die sofortige Einberufung einer Kreisausschusssitzung und die Suspendierung des Vorstands sowie der Geschäftsführung bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe in moralischer und strafrechtlicher Sicht".
Awo Nied verteidigt Berichterstattung in der Presse
Der Awo Nied erscheinen die "personellen Doppel- und Mehrfachfunktionen in den Kreisverbänden Frankfurt und Wiesbaden sowie verbundener Institutionen fragwürdig". In dem Schreiben heißt es weiter: "Die gegenseitige Zuweisung von Ehrenamtspauschalen und weiterer Vergünstigungen empfinden wir als unmoralisch." Die Begünstigten sollten ihre Vorteilsannahmen der Awo-Gemeinschaft erstatten. Diese seien "ein Schlag ins Gesicht aller wirklich ehrenamtlich Tätigen". Der Vorstand der Awo Nied verteidigt auch die Berichterstattung in der Presse. "Die Abwehrung der erhobenen Vorwürfe gegen den Kreisverband durch unbegründete Diffamierung der Autoren ist populistisch und sollte umgehend unterbleiben", heißt es.
Jan Klingelhöfer vom Awo-Ortsverein Fechenheim der auch SPD-Stadtverordneter ist, betonte: "Wir sind ein recht kleiner Verein. Wir fordern die vollständige Aufklärung. Danach müssen gegebenenfalls Konsequenzen gezogen werden."
Die Awo - wer ist das eigentlich?
Thomas Sock, Vorsitzender des Awo-Ortsvereins Gallus, kritisiert sowohl die Presse als auch den Vorstand. "Die Presse spekuliert zu viel. Es sind zu wenige Fakten." Der Vorstand hingegen versichere: "Das wird schon alles wieder gut." Dabei müsse mehr aufgeklärt werden. Die Idee der Arbeiterwohlfahrt sei aber "nicht kaputt zu kriegen". Sock glaubt, dass seine Organisation gestärkt nach den Schlagzeilen hervorgehen werde.
Die Awo - wer ist das eigentlich, abgesehen vom Frankfurter Vorstand, der seit Monaten in der Presse ist? Die Awo ist einer der sechs großen Verbände der freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit hat die Awo 333.000 Mitglieder in 30 Bezirks- und Landesverbänden, 411 Kreisverbänden und 3514 Ortsvereinen. 66.000 Ehrenamtliche unterstützen die 212.000 Hauptamtlichen. In Frankfurt gibt es in 34 Ortsvereinen 3140 Mitglieder, die der Awo zum Teil seit Jahrzehnten die Treue halten. Die Awo wurde vor 100 Jahren gegründet. In Frankfurt hat sie insgesamt 1105 Beschäftigte.
tre/tjs
Bei der AWO Frankfurt soll ab 1. Januar 2020 ein „Compliance Officer“ Verfehlungen im Unternehmen nachgehen. Jetzt wird Feldmann eine Erklärung abgeben.
Kommentar: Die Stellungnahme von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) zur Awo-Affäre ist blanker Hohn. Sie zeigt: Die Brisanz der Lage ist ihm nicht bewusst.
Die SPD Frankfurt stellt sich hinter Peter Feldmann. Scharfe Kritik von CDU und BFF - die Christdemokraten bezeichnen die Erklärung als „schlechten Witz“.