Lupus nach Corona-Impfung: Junge Frau aus Hessen wird in Kölner Spezialklinik behandelt
Die 19-jährige Juline aus Butzbach wurde durch eine Corona-Impfung schwer geschädigt und benötigt eine teure Immunadsorption.
Butzbach - Juline hatte gerade ihre Konditorlehre begonnen, als bei ihr nach der zweiten Corona-Impfung extreme Kopf- und Gelenkschmerzen und totale Ermüdung einsetzten und eine schwere Autoimmunerkrankung (SLE, kurz Lupus) ausbrach. Juline war zu nichts mehr fähig. In dieser Situation traf sie nach einigem Hin und Her auf eine Ärztin, die sich auskannte, sie ernst nahm und ihr Blut auf diverse Autoantikörper untersuchte.
Mit ihren Eltern entschloss sich Juline zur Immunadsorption, eine Art Blutwäsche, die schon bei einigen Betroffenen Erfolge gezeigt hatte, aber von den Krankenkassen nicht bezahlt wird. Dazu mussten Mutter und Tochter für fünf Tage in eine Spezialklinik nach Köln fahren. Das war extrem anstrengend für Juline, zumal auch der Lupus eine schnelle und komplizierte Behandlung braucht. Zeigte die erste Behandlung noch keine Besserung, so spürt sie nach der zweiten Anfang Januar, dass es langsam aufwärts geht.

Lupus-Erkrankung nach Corona-Impfung: „Nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen“
Am 4. April schreibt sie in ihrer Mail: »Es geht mir insofern besser, dass ich nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen bin und inzwischen auch außerhalb des Hauses kleine Wege gehen kann. Allerdings gibt es keinen Tag, an dem ich völlig schmerzfrei bin. Auch die Belastbarkeit und die Kraft sind nicht ausreichend, wieder endlich in ein normales Leben zurückzukehren. Weiterhin treiben neun unterschiedliche Antikörper ihr Unwesen in meinem Körper, die für die Symptome verantwortlich sind.«
Dieser kleine Hoffnungsschimmer hat die Familie veranlasst, den Weg zur Immunadsorption nach Köln weiterhin jeden Monat einmal zu gehen. Kosten: pro Aufenthalt und Behandlung rund 16 000 Euro. Solange der Zusammenhang zur Impfung nicht durch Studien bewiesen ist, übernehmen die Krankenkassen die Kosten nur in extrem seltenen Fällen. Julines Vater ist mit anderen Betroffenen und Rechtsanwälten, die für die Geschädigten eintreten, in Kontakt. Der Antrag ans Versorgungsamt wurde abgelehnt, sie legten Einspruch ein, warten nun auf Antwort. Aber es dauert.
Hessen: Warten auf den Entschädigungstopf des Bundesgesundheitsministers wegen Corona-Impfschäden
Im März gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der Presse bekannt, dass er einen Entschädigungstopf für die Geschädigten einrichten wolle. Das ringt Prof. ernhard Schieffer von der Post-Vac-Ambulanz der Uniklinik Marburg nur ein Lächeln ab. »Wer weiß, wann das kommt«, sagt er im Telefongespräch. Vor kurzem hat er zusätzlich zur Post-Covid-Ambulanz auch eine Anlaufstelle für Post-Vac-Patienten eingerichtet - die zweite in Deutschland nach der Charité in Berlin. Die Warteliste ist lang: Anfang April waren es genau 7521 Hilfesuchende.
»Wir müssen bei jedem Fall sehr genau hinschauen, fragen, untersuchen, testen, forschen. Wir fassen die Patienten in Cluster zusammen. Nur wenn wir wissenschaftlich die Zusammenhänge nachweisen können, werden auch Entschädigungen fließen«, sagt Schieffer. Mitauslöser wie Autoimmunerkrankungen begegnen ihm häufiger. Interdisziplinäres Arbeiten ist daher für den Chef der Kardiologie unabdingbar.
Der Vorteil einer solchen Ambulanz an einer Uniklinik liege darin, dass sie den Forschungsbetrieb nutzen könne. Ursachen- und Therapieforschung sind bei allen neuen Erkrankungen notwendig. Aber es bedrückt ihn, dass es zu diesem vielschichtigen Thema noch zu wenig Studien gibt, um einerseits wirkungsvoll Therapien entwickeln und andererseits die Krankenkassen zur Kostenübernahme bewegen zu können.
Ich kann einfach nicht fassen, wie lange ich jetzt schon kämpfen muss und was mir diese Impfung angetan hat.
Solange müssen Patienten und Patientinnen wie die inzwischen 19-jährige Juline weiter hoffen und für ein bisschen Linderung selbst tief in die Tasche greifen. Sie bedankt sich sehr herzlich für alle Spenden und guten Wünsche. Sicher bin ich erleichtert, dass ich nicht mehr im Rollstuhl sitze und ans Bett gebunden bin. Aber es reicht! Ich will doch einfach nur mein Leben zurück.«
Corona-Impfschäden in Hessen: Drei Fragen an Prof. Bernhard Schieffer (Post-Vac-Ambulanz)
Herr Prof. Schieffer, Sie sagen, es gibt zu wenig Studien. Warum?
Weil es nicht genügend Geld zur Forschung gibt, weder vom Bund noch vom Land. Das Feld bei Post-Vac reicht von der Kardiologie über die Psychologie bis zur Rheumatologie. Wir forschen gründlich daran, aber die Erkenntnisse müssen auch belegt sein. Es ist frustrierend, wenn nichts weitergeht, weil Geld fehlt. Ich kann die Enttäuschung der Betroffenen verstehen. Was wir brauchen, ist eine nationale Post-Covid-Initiative und zwar langfristig.
Ihre Warteliste ist lang. Was können Sie tun?
Wir sichten jeden Tag die Terminanfragen und entscheiden. Die schwersten Fälle werden zeitnah eingeladen. Aber mehr als vier bis sechs Patienten pro Tag können wir neben dem Klinikbetrieb nicht untersuchen. Jedes Problem und jeder Fall ist anders, da brauchen wir mindestens eineinhalb Stunden pro Patient. Daher die detaillierten Angaben vorab per Mail und die Fragebögen.
Was können Hausärzte denn leisten?
Wir brauchen die Hausärzte. Sie könnten durch Fortbildung und Zusammenarbeit mit uns soweit kommen, dass sie wie Gatekeeper wirken und uns schwere Fälle zuleiten, aber auch leichte Fälle in Absprache mit uns oder selbstständig therapieren können oder zu Rehamaßnahmen weiterleiten. Dazu haben wir ein Konzept mit der TH Mittelhessen beim Bundesforschungsministerium eingereicht. Um die Hausärzte in die Versorgungskette einzugliedern, fehlen noch komplett die Strukturen.
Prof. Dr. Bernhard Schieffer ist Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum in Marburg und Leiter der Post-Vac-Ambulanz.
(Hanna von Prosch)
Das Land Hessen prüft Anträge wegen Schäden nach einer Corona-Impfung.