Die salafistische Gefahr: Rhein-Main: Hochburg für radikale und missionarische Islamisten
Von MIRCO OVERLÄNDER Nicht erst seit der Razzia vom Mittwoch beschäftigen radikale Islamisten die Behörden im Rhein-Main-Gebiet. Sogar einen Anschlag hat es am Frankfurter Flughafen schon gegeben. Aber auch die Salafisten-Szene steht immer wieder im Fokus.
Es war der 2. März 2011, als der damals 21 Jahre alte Kosovo-Albaner Arid U. am Frankfurter Flughafen seine Pistole zückte und hinterrücks das Feuer auf eine Gruppe US-Soldaten eröffnete. Zwei Angehörige der US-Air Force starben, zwei weitere wurden lebensgefährlich verletzt. Es handelte sich um den ersten islamistisch motivierten Anschlag mit Toten und Verletzten in Deutschland.
Während des Prozessauftakts im August 2011 gestand Arid U. die Tat und gab an, dass er sich im Internet, zumeist auf salafistischen Propaganda-Seiten, selbst radikalisiert habe. Der seit 1991 in Deutschland lebende Täter entschuldigte sich mehrfach für sein Vergehen und räumte ein, dass die Tat „gegen jeden Glauben“ verstoßen habe. Am 10. Februar 2012 wurde Arid U. zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Aktion gegen „DawaFFM“
Wie bei der vorgestrigen Großrazzia geriet die Frankfurter Bilal-Moschee bereits im Februar 2011 ins öffentliche Schlaglicht. Damals schlug die Polizei in einer konzertierten Aktion zu und vernahm unter anderem den Islamistenführer Sheikh Abdellatif. Dem Marokkaner und seinem salafistischen Netzwerk „DawaFFM“ wurde vorgeworfen, Deutsche für den Kampf im Ausland anzuwerben. Im März 2013 wurde „DawaFFM“ verboten.



Seit 2012 sorgten bärtige Islamisten, die auf der Frankfurter Zeil und in Wiesbaden im Zuge der „Lies“-Aktion Korane verteilten, längere Zeit für Ärger. Hinter der Verteilaktion standen der salafistische und aus dem Ausland geförderte Verein „Die wahre Religion“ und dessen Initiator Ibrahim Abou-Nagie. Im November 2016 ließ das Bundesinnenministerium „Die wahre Religion“ verbieten.
Die Gefahren des radikalen Islam und was man dagegen tun kann: Der türkischstämmige Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel (SPD) sucht darauf Antworten.
Kurze Zeit später standen Bilal Gümüs, Hauptorganisator der Frankfurter „Lies“-Stände, und seine Mitstreiter allerdings wieder in der Frankfurter Fußgängerzone und machten Werbung für die Aktion „We love Muhammad“. Dieser Ableger von „Die wahre Religion“ gilt seit Ende vergangenen Jahres ebenfalls als verboten.
Konspirative Treffen
Auch Pierre Vogel, der umtriebige Konvertit mit dem roten Rauschebart, ist regelmäßig im Rhein-Main-Gebiet aktiv. In den Jahren 2011 und 2012 hielt er mehrere Veranstaltungen in der Frankfurter Innenstadt ab, um dort zu seinen Anhängern zu predigen und Infomaterial über den Islam zu verteilen.
Zuletzt sorgte der als rückwärtsgewandte Scharfmacher bekannte Vogel für einen Eklat, als bekanntwurde, dass er im Januar 2015 ein privates Salafisten-Treffen in Dietzenbach organisierte. Dort habe er Vorträge gehalten seinen „Brüdern Ratschläge“ erteilt.

Der Hauptbeschuldigte im Verfahren gegen 16 Terrorverdächtige soll in der Bilal-Moschee in Griesheim ein- und ausgegangen sein. Diese steht schon länger unter Extremismusverdacht. Die As-Salam-Moschee in der Nordweststadt, die am Mittwochmorgen ebenfalls durchsucht wurde, hat hingegen noch keine Negativ-Schlagzeilen gemacht.
Groß war die Aufregung, als das traditionelle Frankfurter Radrennen am 1. Mai 2015 aus Sicherheitsbedenken von der Polizei abgesagt wurde. Sicherheitskreise befürchteten, dass der in Oberursel lebende Islamist Halil D., der Kontakte in die salafistische Szene hatte, einen Bombenanschlag auf das Radrennen geplant habe. Im Juli 2016 verurteilte das Landgericht Frankfurt Halil D. wegen Urkundenfälschung und verbotenem Waffen- und Sprengstoffbesitzes zu zweieinhalb Jahren Haft. Die Vorbereitung eines Anschlags konnte ihm nicht nachgewiesen werden.
Der Salafismus ist eine rückwärtsgewandte, extrem konservative Strömung des Islams. Der Begriff geht auf die arabische Bezeichnung as-salaf-as-salih („die frommen
Vor einem Jahr ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den Studenten Malik F., weil der in Darmstadt lebende Syrer im Internet Propaganda für die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verbreitete. Im Oktober 2016 wurde bekannt, dass Malik F. erneut ein IS-Propagandavideo ins Netz gestellt haben soll. Die Ermittlungen der Behörden dauern in diesem Fall noch an.