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Nach sieben Versuchen ist Schluss: Profi-Tipps für die nächste Minigolf-Runde

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Im Mainzer Hartenbergpark können Vereinsmitglieder und Gäste ihre Minigolf-Fähigkeiten trainieren.
Im Mainzer Hartenbergpark können Vereinsmitglieder und Gäste ihre Minigolf-Fähigkeiten trainieren. © Astrid Kopp

Ob im Urlaub oder beim Wochenendausflug: Minigolf ist ein beliebter Zeitvertreib. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Wie das Einlochen klappt, erfährt man beim 1. Mainzer Minigolf-Club.

Der Teller ist der Endgegner. Ungefähr einen Meter hoch, über eine schmale Rampe erreichbar, wenige Zentimeter im Durchmesser, von einer kaum nennenswerten Bande umgeben steht er auf dem Miniaturplatz des Minigolfplatzes im Mainzer Hartenbergpark. Beim ersten Versuch trifft der Ball mit einem satten und doch unerwünschten Plong die seitliche Bande und rollt zurück. Zu schief geschlagen. Beim zweiten Versuch ebenso, jetzt auf der anderen Seite. Beim dritten erreicht er zwar die Rampe, schafft aber nur den halben Weg und kommt schon wieder zurück. Zu schwach geschlagen. Beim vierten wieder die Bande. Beim fünften dann hoch – und direkt über den Teller hinaus wieder runter. Zu fest geschlagen. Einen Versuch hätte der neunjährige Henri noch, aber der sollte sitzen, sonst muss auf dieser Bahn Nummer 14 ein Otto notiert werden.

„Otto, so nennen wir das, wenn man einen Siebener aufschreiben muss“, sagt Thomas Schiebel, Jugendwart des 1. Mainzer Minigolf-Clubs. Eigentlich stehe Otto ja für Acht, was früher auch mal die Höchstzahl auf den Bahnen war. Nun ist schon lange bei sieben Schlägen Schluss, der Begriff blieb trotzdem hängen.

Der sogenannte Teller ist ein besonders schwieriges Hindernis auf einer der Bahnen.
Der sogenannte Teller ist ein besonders schwieriges Hindernis auf einer der Bahnen. © Astrid Kopp

Schiebel und Nachwuchsspieler Mats Larres (12) sowie Nachwuchsspielerin Rebekka Zimmermann (13) sind heute auf den Platz gekommen, um zu zeigen, wie es richtig geht, das Minigolfspielen. Die Jugendlichen trainieren ein- bis zweimal die Woche im Verein. Im kommenden Jahr wollen sie bei den deutschen Meisterschaften antreten. Mit 130 Mitgliedern, davon 50 Aktiven, ist der 1. MGC einer der größten Minigolfvereine in Deutschland. Und ein erfolgreicher. 50 deutsche Meisterschaften, 60 deutsche Einzelmeisterschaften und 15 Europacupsiege konnten aus den Reihen der Mainzerinnen und Mainzer bereits gewonnen werden. „Beim Minigolf ist es noch möglich, etwas zu erreichen, hier ist die Konkurrenz nicht so groß wie beispielsweise beim Fußball“, sagt Schiebel.

Trainiert werden muss für den Erfolg natürlich trotzdem. Beispielsweise, wie man richtig zum Ball steht. Der Schläger ist dabei gerade in Richtung Loch ausgerichtet, die Füße stehen entsprechend quer zum Loch. Mats und Rebekka stehen leicht in den Knien, den Oberkörper zum sonst verpönten Rundrücken gebeugt, machen sie sich über dem Ball eher klein. Bis zu eine Minute darf man sich so auf den Schlag konzentrieren. Geschlagen wird dann aus einer ruhigen Pendelbewegung der Schultern. Der Unterkörper bleibt dabei ruhig, die Handgelenke steif. Wichtig sei noch, dass man nicht zu neugierig sei, sagt Rebekka und erklärt auch gleich, was sie damit meint. „Man darf dem Ball nicht hinterhersehen, sonst verzieht man den Schlag.“ Am besten, man schaue erst auf, wenn man das leise Klong höre, mit dem der Ball im Idealfall im Loch gelandet ist, bestätigt Schiebel.

Die Stelle am Schläger, wo der Ball gespielt wird, ist entscheidend.
Die Stelle am Schläger, wo der Ball gespielt wird, ist entscheidend. © Astrid Kopp

Mal sehen, ob es mit diesen Tipps besser klappt. Zum Üben geht es erst mal auf die Betonbahn, die der Minigolfclub im Hartenbergpark ebenfalls betreibt. Betonbahnen sind im Gegensatz zu Miniaturbahnen nicht nur länger, sondern auch robuster und dürfen betreten werden. Dafür seien die Betonbahnen in der Anschaffung teurer, weshalb Miniaturbahnen, die aus Platten gebaut werden, im Vormarsch seien, erzählt Schiebel.

Auf Bahn 1, der ganz geraden ohne Hindernisse, zeigt Mats nun, wie es richtig geht. Er schlägt, der Ball rollt leicht nach links weg, das wird wohl nichts, denkt man als unerfahrener Beobachter, der Ball stößt an die Bande, rollt zur gegenüberliegenden Seite, wieder Bande, wieder knapp am Loch vorbei zur gegenüberliegenden Seite, so zeichnet er ein Pentagramm rund um das Loch, um dann, für den Laien ein Wunder, doch noch drin zu landen. Ein Ass. Scheibel nickt zufrieden. „So soll das aussehen. Unser Ziel ist immer der reproduzierbare Schlag, und das war so einer.“ Nun darf es Henri nachmachen. Zu leicht geschlagen, noch einmal. Jetzt stößt der Ball zwar wie gewünscht an die Bande, verfällt aber in ein unkontrolliertes Pingpong und verfehlt das Loch. Gar nicht so leicht, die perfekte Strecke für den Ball zu berechnen und dann auch noch zu treffen.

Aus einer ruhigen Pendelbewegung heraus sollte der Ball geschlagen werden.
Aus einer ruhigen Pendelbewegung heraus sollte der Ball geschlagen werden. © Astrid Kopp

Ein Jahr übt Mats schon, Rebekka ist seit drei Jahren im Verein aktiv. Sieben Jugendliche seien aktuell dabei, erzählt Scheibel, es dürften gern ein paar mehr sein. Wie vielen Vereinen fehlt dem 1. MGC der Nachwuchs, „auch im Vorstand wird es in den nächsten Jahren einen Wechsel geben müssen, da brauchen wir Mitglieder, die sich engagieren wollen“. Vier Euro pro Monat kostet die Mitgliedschaft im Verein für Jugendliche, acht für Erwachsene, das Training ist inbegriffen und man darf auf den Bahnen so oft spielen, wie man möchte. Einziger Nachteil: Die zahlenden Minigolfgäste haben immer Vorrang.

Die meisten spielen an diesem Tag auf der Betonbahn, so ist der gefürchtete Teller frei für einen weiteren Versuch. Alle Ratschläge im Kopf – gut konzentrieren, zum Loch richtig ausrichten, pendelnd mit wohldosiertem Schwung schlagen, nicht hinterhergucken – startet Henri seinen sechsten Versuch und der Ball landet tatsächlich im Teller. Übung, die richtigen Tipps und ein Quäntchen Glück führen also zum Minigolf-Erfolg.

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