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So beeinflussen Whatsapp&Co. das Erwachsenwerden

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Setzen Facebook, Instagram und Whatsapp die Schüler von heute unter Stress? Oder überwiegen die Vorteile? Mit diesen Fragen befassten sich Forscher verschiedener Disziplinen erstmals in einer gemeinsamen Studie. Und einige Ergebnisse erstaunen.

Manche Erwachsene können sich das nicht einmal vorstellen: 100 Whatsapp-Nachrichten täglich erhalten und viele davon beantworten. Wofür soll dann noch Zeit sein? Doch für 34,7 Prozent der Schüler ist diese Anzahl Realität. Das ergab eine Befragung in Rheinland-Pfalz unter 1800 elf- bis 17-Jährigen, die am Donnerstag Abend in der Mainzer Staatskanzlei vorgestellt wurde. Erstmals haben sich Publizisten, Erziehungswissenschaftler und Mediziner der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz zusammengeschlossen, um in einer Langzeitstudie die Auswirkungen der sozialen Medien auf Teenager zu erforschen. Die erste von drei Befragungswellen ist nun abgeschlossen.

„Es geht nicht nur um die Überlastung durch die Kommunikation“, erklärte Leonard Reinecke vom Institut für Publizistik, „sondern auch um das Multitasking.“ So surfen 70 Prozent der Schüler nebenbei im Internet, während sie Hausaufgaben machen, sich mit Freunden treffen oder essen. All das kann Stress bedeuten.

Warum aber üben Facebook & Co. trotzdem einen so großen Reiz auf die Teenager aus? Die Antwort der Forscher: Sie passen zu den Entwicklungsaufgaben, die in ihrem Alter zu bewältigen seien. So gehe es in der Pubertät darum, seinen Stil und seine Geschlechterrolle zu finden, Beziehungserfahrungen zu sammeln und sich von den Eltern abzugrenzen. „Bei all dem können die sozialen Medien helfen“, so Reinecke. „Sie sind sozusagen die digitale Nabelschnur zu den Gleichaltrigen und helfen bei der Orientierung.“

Ständige Vergleiche

Die Kehrseite: Ein Drittel der jungen Nutzer vergleicht sich ständig aktiv auf Facebook, Snapchat oder Instagram mit anderen. Gerade bei Mädchen kann das zu einer negativen Körperwahrnehmung führen. Sie nutzen soziale Medien besonders intensiv, während sich Jungen eher Computerspielen zuwenden.

Im Extremfall kommt es zur Sucht. „Bei 2,8 Prozent der Jugendlichen stellen wir eine solche fest, 14,8 Prozent sind gefährdet“, berichtet Manfred Beutel, Direktor der Ambulanz für Spielsucht der Universitätsmedizin Mainz. Dort werden allerdings hauptsächlich Jungen behandelt. „Die Sucht der Mädchen, von denen sogar drei Prozent von sozialen Netzwerken abhängig sind, ist noch wenig erforscht“, räumt er ein.

Wie aber sollen Eltern gegensteuern? Birgit Kimmer, pädagogische Leiterin der EU-Initiative „klicksafe“, empfiehlt ein Smartphone erst ab zwölf Jahren. „Für dieses gibt es schließlich kaum Filter, um problematische Inhalte fernzuhalten“. Doch die Realität hat diesen Ratschlag überholt. Bei den elf- bis 17-Jährigen besaßen 96 Prozent bereits ein internetfähiges Handy. Und viele Grundschüler, so Erziehungswissenschaftler Stefan Aufenanger, sind auch schon dabei.

Allerdings sind es gar nicht immer die Kinder, die am lautesten danach verlangen, sondern manchmal auch die überfürsorglichen Eltern. Kimmel hat die Erfahrung gemacht: „Manche rufen ihr Kind sogar in der Pause an und fragen, ob es sein Pausenbrot gegessen hat.“

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