"Hässliche Weihnachtspullis" jetzt auch in Deutschland Trend

Die ganze Besinnlichkeit zum Fest lässt sich offenbar nur durch Ironie ertragen – jedenfalls für die Käufer der angesagten „hässlichen Weihnachtspullis“. Doch der Frankfurter Modeexperte André Bangert sieht diesen Trend kritisch.
Schuld an allem ist vermutlich „Bridget Jones“. Im ersten Teil der Verfilmung des Romans von Helen Fielding trug der heimliche Traummann Mark Darcy (Colin Firth) 2001 einen geschmacklosen Pullover mit einem großen Elchkopf. Seitdem zeigen sich immer mehr Prominente mit „hässlichen Weihnachtspullis“ – in den USA und Großbritannien sind diese schon Kult. Der 16. Dezember wurde zum „Ugly Christmas Sweater Day“ erklärt. Nun aber ist diese Mode auch nach Deutschland geschwappt. Das zeigt nicht nur das Beispiel von Fußballer Mesut Özil
„Der Trend ist ganz klar schon in Deutschland und in Frankfurt angekommen“, meint Männermode-Experte André Bangert von der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ in Frankfurt. Oft seien diese Weihnachtspullover voluminös, auffällig, die Ironie zeige sich „bis in die groben Maschen“.
Gut für den Umsatz
Zielgruppe seien vor allem sehr junge Leute. Die betrachten die adventliche Besinnlichkeit mit viel Ironie, so Bangerts Interpretation. „Sicherlich signalisieren einige mit dem Tragen solcher Pullis auch, dass sie sich schwertun, das typische Insichgekehrtsein der dunklen Jahreszeit zu ertragen. Sie rücken den Spaßfaktor in den Vordergrund.“ Weihnachten wird damit für sie zum lustigen Event. Da kann schon ein geschmackloser Pulli reichen, damit sie sich vor Lachen wegschmeißen.
Doch es gibt auch eine Kehrseite. „Weil so ein Pullover nur ein oder zwei Tage getragen wird und im nächsten Jahr vielleicht schon nicht mehr modisch ist, muss er für die Kunden natürlich extrem günstig sein.“, so Bangert. Es sei ein „sehr preisaggressives Thema“. Viele „hässliche Weihnachtspullis“ kosteten unter 40 Euro.
„Die Young-Fashion-Anbieter verdienten damit gutes Geld. Das ist für den Umsatz gut“, räumt er ein. Doch es bleibt das Problem der Nachhaltigkeit. Bangert: „Ein jeder sollte sich vor dem Kauf schon fragen, ob es sich wirklich lohnt, sein Geld in Produkte zu investieren, die man nach der Weihnachtszeit wieder wegpackt oder gar wegschmeißt.“
Natürlich gibt es den hässlichen Weihnachtspulli auch für Frauen – US-Schauspielerin Whoopi Goldberg etwa hat eine eigene Kollektion. Die Wachsfigur von Rihanna bei Madame Tussaud’s in Los Angeles trägt derzeit ein solches Kleidungsstück – ebenso wie Ed Sheeran, Justin Timberlake und Snoop Dogg. Doch die meisten Käufer sind Männer, vor der bewussten Hässlichkeit schrecken Frauen offenbar eher zurück.
Und viele Herren der Schöpfung haben mit dem Elch- oder Santa-Claus-Pulli wohl erstmals ein spezifisch weihnachtliches Kleidungsstück. „Die meisten Männer machen sich keine besonderen Gedanken, was sie zum Weihnachtsfest tragen. Eine Jeans, Hemd und Feinstrickpulli genügen ihnen“, hat nämlich Bangert festgestellt. „Wichtig sind festliche Stylings, um den Kunden Lust aufs Kaufen zu machen. Da geht es dann nicht so sehr um den Weihnachtsdress, sondern vielmehr um das passende Outfit für eine schicke Party oder für Silvester.“
Bis dahin ist manch hässlicher Weihnachtspulli vermutlich längst weggeworfen, derzeit aber tobt noch in den sozialen Medien die Diskussion um den bewusst stillosen Kleidungsstil. „Vor zwei Jahren war es originell, jetzt macht es jeder. Total albern“, meint etwa dort eine Nutzerin namens Nicole. Eine andere schwärmt dagegen: „Ich mag diese Pullover schon seit Jahren. Schön, dass man die dieses Jahr auch bei uns kaufen kann.“ Und ein weiterer fragt ironisch zur importierten Pullovermode: „Wo ist nur die deutsche Leitkultur, wenn man sie mal wirklich braucht?“