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Krönung von König Charles III.: Ein magischer Moment, der zugleich befremdlich wirkt

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Gekrönte Häupter: Charles und Camilla. FOTO: DPA
Gekrönte Häupter: Charles und Camilla. © AFP

Festnahmen bei Protesten offenbaren wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit Monarchie-Gegenern

Es waren Bilder wie im Märchen. Ein König von Gottesgnaden wird gekrönt und trägt - in ein goldenes Gewand gehüllt - die juwelenbesetzten Insignien der Macht durch die Westminster Abbey. Kein anderes Land der Welt versteht es so wie die Briten, royale Magie zu versprühen. Nach den vielen Hochzeiten und Todesfällen der vergangenen Jahrzehnte zelebrierten sie nun nach 70 Jahren erstmals wieder eine Krönung. Zwar etwas bescheidener als einst bei Elizabeth II., aber doch in der tausendjährigen Tradition des Königshauses mit einzigartigem Pomp.

Es war ein Jahrhundertereignis, das gerade in den gegenwärtig schwierigen Zeiten in Großbritannien identitätsstiftend wirkte und den Briten eine langersehnte Gelegenheit bot, sich selbst und die stolze Geschichte ihres Landes zu feiern. Auch im Rest der Welt verfolgten Millionen Menschen das glamouröse sakrale Zeremoniell auf den Fernsehschirmen. Die Magie des Augenblicks mischte sich aber sicherlich bei vielen Zuschauern mit dem Eindruck, dass eine solche Krönung doch aus der Zeit gefallen wirkt. Viele Elemente sind rational betrachtet unvereinbar mit den Werten einer westlichen Demokratie im 21. Jahrhundert und erscheinen befremdlich. Hinzu kommen die gewaltigen Kosten in dreistelliger Millionenhöhe, die Zweifel an der Monarchie wecken in einem Land, in dem inzwischen viele Menschen stark unter den Folgen des Brexit und der Wirtschaftskrise leiden.

Auch die Festnahmen bei Protesten am Rande der Krönungsfeierlichkeiten stoßen bei vielen Beobachtern auf Kritik. Gerade zu diesem Anlass das neue Polizeigesetz anzuwenden, das ein härteres Durchgreifen gegen Demonstranten erlaubt, offenbart wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem wachsenden Teil der Briten, die sich anstelle der Erbmonarchie ein gewähltes Staatsoberhaupt wünschen.

So wirkte Charles auch während der Krönung so ernst und angespannt, als spürte er nicht nur das Gewicht der Krone auf seinem Haupt, sondern zugleich die Last der geballten Herausforderungen auf seinen Schultern. Erst als er vom Palastbalkon auf die jubelnde Menge blickte, schien die Anspannung von ihm abzufallen und der Freude Raum zu bieten, seine Frau Camilla als gekrönte Königin an seiner Seite zu haben. Das hätte sich wohl der König selbst noch vor Jahren nur im Märchen vorstellen können.

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