Prinzessin Diana: Der Mythos kommt ins Kino

London - Die Königin der Herzen kommt ins Kino: Oliver Hirschbiegel wagte sich an die Verfilmung von Prinzessin Dianas Leben und Tod. Ein riskantes Unterfangen.
Auf sieben Seiten sollen es die einstigen Schwiegereltern eines Soldaten handschriftlich mitgeteilt haben: Ihr Ex-Schwiegersohn, der die Tochter sehr schlecht behandelt habe, sei an einem Mordkomplott des Militärs gegen Prinzessin Diana beteiligt gewesen. Damit habe er vor Jahren einmal geprahlt, hieß es in dem kürzlich bei der britischen Polizei eingegangenen Schriftstück angeblich. Den Beamten blieb nichts übrig, als zu sagen, man schaue sich das Ganze an. „Polizei untersucht neue Diana-Mordvorwürfe“, titelten mehrere Blätter und ergriffen freudig den Anlass, Fotos der am 31. August 1997 bei einem Autounfall in Paris gestorbenen Prinzessin abdrucken zu können.
Diana-News sind auch 16 Jahre nach ihrem Tod noch Welt-Nachrichten - egal, wie fragwürdig sie auch sein mögen. Zwar ist das Interesse an der „Königin der Herzen“ in den vergangenen Jahren merklich abgeflacht - vor allem, seit die einstige angeblich böse Schwiegermutter Queen Elizabeth II. so beliebt wie nie zuvor ist, und Dianas Ältester, Prinz William, seine Frau Kate und Baby George das perfekte Familienbild abgeben. Das Tempo, mit dem sich die neuen Gerüchte über eine Mord-Verschwörung verbreiteten, zeigte aber auch: Der Mythos Diana lebt weiter.
Adel zwischen Liebesglück und Scheidungsrichtern
Und immer noch ist er so stark, dass sich bis heute kein Filmemacher an eine große Leinwandversion des Lebens und Sterbens der Prinzessin getraut hat. Mit Oliver Hirschbiegel, der sich mit „Der Untergang“ über die letzten Tage Adolf Hitlers weltweit einen Namen gemacht hat, hat sich nun ein Deutscher an den Stoff gewagt. Am 5. September feiert „Diana“ Weltpremiere in London. In Deutschland soll der Film im Januar in die Kinos kommen.
Vielleicht konnte mit Blick auf die Geschichte tatsächlich nur ein Nicht-Brite die Verfilmung übernehmen. Hirschbiegel jedenfalls hat sich in gefährliches Fahrwasser begeben. Während die einen ihm schon vor dem Kinostart eine Schmalzversion mit einer viel zu positiv dargestellten Diana vorwerfen, streiten die Fans derweil darum, dass Hauptdarstellerin Naomi Watts zu wenig aussieht wie ihr großes Vorbild. Ihre Haare ähnelten gar eher der von Erzrivalin Camilla, langjährige Geliebte und heute Ehefrau von Prinz Charles.
Diese Promis könnten Doppelgänger sein
„Diana lebt“, schrieb Cristina Odone, Kommentatorin beim königshausnahen „Daily Telegraph“ nach dem Kurzzeit-Hype um neue Mordgerüchte. „16 Jahre sind vergangen, seit ein Autounfall ihr das Leben nahm, doch bis heute halten die Verschwörungstheorien und Meldungen, sie sei gesichtet worden, und nicht zuletzt ihr angebliches Geflüster aus dem Jenseits sie im Kopf ihrer Fans am Leben.“
Trotz einer umgerechnet mehr als eine Million Euro teuren öffentlichen Untersuchung, die zu dem Schluss kam, Diana starb mit 36 Jahren in einem Tunnel in Paris, weil ihr Fahrer betrunken und sie nicht angeschnallt war, und Fotografen ihr hinterherjagten, glauben bis heute Unverbesserliche an Mord. Entweder soll es die Königsfamilie gewesen sein, oder der britische Geheimdienst, weil sie eine Beziehung zum muslimischen Millionenerben Dodi Al-Fayed hatte.
Prinzessin Diana wird so schnell wohl nicht zu Ruhe kommen, auch wenn das rosarote Idealbild, das nach ihrem Tod von ihr entstand, heute deutlich mehr dunkle Flecken hat. Manipulativ soll sie gewesen sein und aufmerksamkeitssüchtig. Keinen Zweifel gibt es lediglich an ihren Fähigkeiten als Mutter: Prinz William (31) und Prinz Harry (28) gelten trotz gelegentlicher Eskapaden des Letzteren als wohlgeraten.
Diese Bürgerlichen haben in Königshäuser eingeheiratet
Doch warum kann die Welt Diana nicht vergessen? Odone glaubt wie viele andere, dass es an ihrer unnachahmlichen Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit liegt, die sie nach Außen repräsentierte. Mit ihren Eheproblemen oder der Feindschaft gegenüber ihrem eigenen Körper habe man sich identifizieren können, genauso aber auch mit ihren Triumphen, schreibt sie: „Wenn sie ihre Schüchternheit, ihre Bulimie und ihre Bitterkeit überwand und glänzte, dann glaubten wir, dass wir das auch schaffen können.“
„Guardian“-Filmkritiker Peter Bradshaw meint, dass der Tod Dianas auch deshalb weiter so präsent ist, weil es der „Urknall für die heutige Promi-Industrie“ gewesen sei.
Hirschbiegels Film beschäftigt sich mit den letzten beiden Jahren im Leben Dianas. Im Mittelpunkt stehen ihre Beziehung zu dem pakistanischen Herzchirurgen Hasnat Khan und ihr soziales Engagement etwa für Landminen-Opfer. Laut der offiziellen Filmbeschreibung wurden diese Jahre gewählt, weil sie für das heutige Bild von Diana zentral seien. Dieser Zeitraum sei für Diana „von einzigartiger Bedeutung gewesen“: „Sie vollendete ihre Suche nach wahrem Glück und besiegelte ihr Erbe.“
dpa