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Was ein Zirkusclown über seine gruseligen "Kollegen" sagt

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David Paschke arbeitet leidenschaftlich gern als Clown. Das Menschen in Clownsmasken andere erschrecken, macht ihn traurig.
David Paschke arbeitet leidenschaftlich gern als Clown. Das Menschen in Clownsmasken andere erschrecken, macht ihn traurig. © Miriam Merkel

Grusel-Clowns verbreiten derzeit in Deutschland Angst und Schrecken. Die Polizei zählte bislang 370 Zwischenfälle – auch mit Verletzten. David Paschke (36) ist von Beruf Clown. Unserer Volontärin Muriel-Larissa Frank erzählt er, warum ihm der Humor noch nicht vergangen ist und was er tun würde, wenn er einem Horror-Clown begegnete.

Herr Paschke, Sie sind als Zirkusclown in den Manegen und auf den Bühnen Europas zu Hause. Ist Ihnen angesichts der umtriebigen Grusel-Clowns schon der Humor vergangen?

DAVID PASCHKE: Nein, Humor vergeht nicht. Er kommt aus dem tiefsten Innern und kann somit nie verloren gehen. Allerdings betrachte ich die Vorfälle doch mit Sorge. Ahnungslose zu erschrecken und sogar anzugreifen hat nichts mehr mit Humor zu tun, sondern ist einfach nur böse.

Ist Ihnen schon einmal ein Horror-Clown über den Weg gelaufen?

PASCHKE: Nein, ich persönlich bin noch keinem Horror-Clown begegnet.

Wenn Sie aber einen träfen, was würden Sie ihm sagen?

PASCHKE: Ich müsste mich wahrscheinlich sehr zusammenreißen, dass ich nicht ausfallend werde. Und ich würde alles daran setzen, dass er solche bösen Scherze künftig unterlässt. Was ich ihm allerdings genau sagen würde, weiß ich nicht.

Schüren die Zwischenfälle mit maskierten Rotnasen die Angst vor echten Clowns?

PASCHKE: Coulrophobie, wie die Angst vor Clowns genannt wird, ist kein neues Phänomen. Es gab schon zu allen Zeiten Kinder und Erwachsene, die sich vor Rotnasen ängstigten. Grundsätzlich ist der Clown aber positiv besetzt. Bei meinen Auftritten schaffe ich es auch immer wieder, dass Menschen ihre Ängste überwinden.

Was ist Ihr Rezept?

PASCHKE: Das ist schwer zu erklären. (lacht) Ich bin ganz natürlich und hole die Zuschauer auf einer menschlichen Ebene ab. Und in aller Regel lassen sie sich drauf ein. Deshalb bin ich mir übrigens auch sicher, dass die Horror-Clowns nicht lange existieren werden. Der wahre Clown wird siegen.

Einige Ihrer Kollegen verzichten in der Manege schon auf grelle Schminke. Wann werden Sie das Abschminktuch zücken?

PASCHKE: Gar nicht. Auf grelle Schminke, wie wir sie von amerikanischen Clowns kennen, habe ich schon immer verzichtet. Ich setze auf Natürlichkeit. Einige Gesichtszüge werden verstärkt, aber immer auf dezente Art und Weise. Deshalb wirke ich dann auch nicht so surreal oder wie von einem anderen Stern. Das ist mein Vorteil.

Fühlen Sie sich als professioneller Spaßmacher von Vorfällen mit den Grusel-Clowns verunglimpft?

PASCHKE: Das kratzt tatsächlich an der eigenen Ehre. Clown zu sein ist ein ehrenvoller Beruf. Für mich sogar eine Berufung. Seit ich denken kann, wollte ich Menschen unterhalten und zum Lachen bringen. Das ist meine Passion und das, was ich noch machen will, wenn ich alt bin. Wenn ich mit meinen Shows durch Deutschland und Europa reise, dann ist das wie ein großer Urlaub. Wenn jetzt einfach Dahergelaufene als Horror-Clowns Angst und Schrecken verbreiten, dann macht mich das traurig.

Regen sich da noch andere Gefühle?

PASCHKE: Nein, das macht einfach nur traurig. Und traurig ist für einen Clown schon ziemlich dramatisch. (lacht)

Wie können auch Normalbürger ihre gute Laune behalten?

PASCHKE: Eigentlich ist das Ganze eine ernste Angelegenheit, aber vielleicht sollten wir das alles nicht so ernst nehmen. Ich bin Optimist. Und das nicht nur von Berufs wegen. Dieser Spuk wird bald vorbei sein.

In 15 Tagen beginnt die Fastnachtssaison. Sollten wir das Clownskostüm dieses Jahr lieber im Schrank lassen?

PASCHKE: Das Clownskostüm sollte kein Tabu sein. Wir müssen doch der Welle, die da losgetreten wurde, trotzen.

Auf welche Art und Weise?

PASCHKE: Mit einem Lächeln. Das liegt in meiner Natur. Im Alltag wie als Clown habe ich eigentlich immer ein Lächeln auf den Lippen. Und damit können wir den hässlichen Fratzen entgegentreten.

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