Amazon: Streikwoche in Bad Hersfeld gestartet - Kommen die Päckchen noch pünktlich vor Weihnachten?

Droht zu Weihnachten das Geschenke-Chaos? Die Gewerkschaft Verdi ruft die Amazon-Beschäftigten in Bad Hersfeld in der Woche vor Weihnachten zu einem sechstägigen Streik auf.
Update, 16.12.2019, 22.15 Uhr: Gleich an sechs aufeinanderfolgenden Tagen wird am Amazon-Standort Bad Hersfeld gestreikt. Die Gewerkschaft Verdi und die etwa 500 Beteiligten wollen so das Weihnachtsgeschäft stören und weiterhin auf ihre Forderungen aufmerksam machen.
Noch bis zum Ende der Spätschicht am Samstag soll der Ausstand andauern, der am Montag mit einer Streikversammlung in der Schilde-Halle eingeläutet wurde.
Versandhändler Amazon bleibt trotz Streik gelassen
Bei Amazon gibt man sich indes wie gewohnt gelassen. „Die Pakete kommen pünktlich an, denn der Großteil der Mitarbeiter kümmert sich ganz normal um Kundenbestellungen“, teilte Sprecher Stephan Eichenseher am Montag auf Nachfrage mit. Etwa 3500 Mitarbeiter sind in den beiden Logistikzentren in der Kreisstadt beschäftigt. Das Weihnachtsgeschäft unterstützen regelmäßig einige hundert Saisonkräfte.
„Kunden können noch bis zum 20. Dezember mit Standardversand und bis 23. Dezember mit Premiumversand bestellen und die Bestellungen sind rechtzeitig vor Weihnachten da“, so Eichenseher.
Amazon: Bestellungen werden wohl trotz Streik pünktlich kommen
Dass Kunden wegen des mehrtägigen Streiks nun vergeblich auf ihre im Internet bestellten Weihnachtsgeschenke warten werden, glauben auch Verdi-Gewerkschaftssekretärin und Streikleiterin Mechthild Middeke sowie Andreja Schmidtkunz, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Vorsitzende des DGB-Kreisverbands, nicht.
Sie gehen allerdings davon aus, dass einige Pakete zumindest ein paar Tage später kommen als üblich, auch wenn dem Kunde dies nicht unbedingt auffalle. Über einen so langen Zeitraum wie jetzt sei zuletzt im Juli 2017 gestreikt worden. Und auch 2015 und 2014 habe es bereits sechstägige Arbeitsniederlegungen gegeben.
Verdi: Kritik am Anwesenheitsbonus für Amazon-Mitarbeiter
Kritik üben Middeke und Schmidtkunz am bereits seit einigen Jahren existierenden sogenannten Anwesenheitsbonus. Dieser wird aktuell in Höhe von zehn Euro pro Tag für zwei Wochen bis zum 21. Dezember allen Beschäftigten gewährt, die während dieser Zeit arbeiten. Bei Anwesenheit an allen Tagen wird er noch einmal verdoppelt. „Das wirkt wie eine Streikbrecherprämie“, sagt die Streikleiterin.
Amazon Bad Hersfeld: Erster Warnstreik am 9. April 2013
Der Arbeitskampf bei Amazon in Bad Hersfeld befindet sich mittlerweile im siebten Jahr. Am 9. April 2013 fand der erste Warnstreik statt. Die umsatzstarke letzte Woche des Weihnachtsgeschäfts will Verdi nutzen, um weiter Druck für Tarifverträge und eine bessere Bezahlung zu machen. Gerade im Weihnachtsgeschäft werde den Mitarbeitern viel abverlangt, Stress und Überstunden seien auf der Tagesordnung. Das sollte auch mit tariflichem Weihnachtsgeld honoriert werden.
Amazon Bad Hersfeld: Hunderte Mitarbeiter bei Streikversammlung in der Schilde-Halle
Mehrere Hundert Amazonier hatten sich am Montagvormittag zur Streikversammlung in der Schilde-Halle eingefunden. Diese bildete zum einen den Auftakt des bis Samstag andauernden Ausstands, zum anderen wurde besprochen, wie es in den kommenden Tagen weitergehen soll. Auch im siebten Jahr scheinen Motivation und Zuversicht ungebrochen.

Erstmeldung, 15.12.2019, 17.29 Uhr: Die Arbeitsniederlegung beginnt mit der Nachtschicht am Montag, 16. Dezember, und wird bis zum Ende der Spätschicht am Samstag, 21. Dezember, fortgesetzt, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft. Welche Auswirkungen der sechstägige Streik auf den Versand der Amazon-Ware haben wird, ist unklar.
Verdi will die umsatzstarke letzte Woche des Weihnachtsgeschäfts dazu nutzen, um weiterhin Druck für Tarifverträge beim Online-Versandriesen Amazon zu machen. Die Beschäftigten, die sich an dem Streik beteiligen, finden nach wie vor, dass ihr Verdienst zu gering ist.
Amazon verweigere bislang Verhandlungen über Tarifverträge
Zur tariflichen Leistung gehöre für die Streikenden unter anderem ein Weihnachtsgeld, das für die über zwei Jahre beschäftigten Versandmitarbeiter derzeit 1536 Euro betragen würde, sagt Streikleiterin Mechthild Middeke in einer Pressemitteilung. Amazon zahle aktuell lediglich 400 Euro.
Gerade im Weihnachtsgeschäft würde von den Mitarbeitern einiges abverlangt. Stress und Überstunden stünden auf der Tagesordnung. "Das sollte ordentlich mit einem tariflichen Weihnachtsgeld honoriert werden", sagt Middeke. Amazon verweigere bislang Verhandlungen über Tarifverträge.
Amazon gibt Entwarnung: Päckchen kommen pünktlich
Kommen denn nun die Päckchen pünktlcih vor Weihnahcten an? Amazon-Pressesprecher Michael Schneider gibt Entwarnung: „Die Pakete kommen pünktlich an, denn der Großteil der Mitarbeiter kümmert sich ganz normal um Kundenbestellungen." Kunden könnten laut Schneider noch bis 20. Dezember mit Standardversand und bis 23. Dezember mit Premiumversand bestellen und die Bestellungen seien rechtzeitig vor Weihnachten da.
Amazon-Sprecher: Wir zahlen am oberen Ende vergleichbarer Jobs
Zudem betont der Pressesprecher, dass für alle Mitarbeiter in der Logistikbranche Amazon sicherlich einer der besten Arbeitgeber sei.: "Fragen Sie einfach die über 8000 Kollegen, die seit mehr als fünf Jahren bei uns sind und jeden Tag hervorragende Leistungen für die Kunden erbringen. Wir zahlen am oberen Ende vergleichbarer Jobs, bieten Zusatzleistungen und hervorragende Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.“
Streiks bei Amazon bereits am "Black Friday" und "Cyber Monday"
Am Montag, 16.12, treffen sich die Streikenden ab 10.30 Uhr in der Schilde-Halle in Bad Hersfeld zu einer Versammlung. Wie die Hessenschau berichtet, rechnet die Gewerkschaft damit, dass sich 400 bis 500 der Beschäftigten an dem Streik beteiligen werden.
Zuletzt hatten die Amazon-Mitarbeiter in Bad Hersfeld bereits an den Spartagen "Black Friday"* Ende November und am "Cyber Monday" Anfang Dezember* für eine bessere Bezahlung ihrer Arbeit gestreikt.
In Frankreich haben landesweite Streiks gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron Zugausfälle und damit ein Verkehrschaos zu Weihnachten zur Folge.
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