Bereits Anfang April hatte die Entdeckung für großes Aufsehen gesorgt. Ausgrabungsleiter Jürgen Hald vom Landratsamt Konstanz hatte die Hinrichtungsstätte auf einer Waldlichtung bei Allensbach im Kreis Konstanz mit seinem Team entdeckt. Auf der rund 700 Quadratmeter großen Fläche fanden die Forscher zwei gemauerte Fundamente, die die Pfeiler eines rund vier Meter hohen Galgens bildeten. In Gruben darunter und neben dem Galgen stießen die Archäologen auf mehrere Skelette, zudem fanden sie verbrannte Knochenreste in Brandgruben auf dem Gelände. Insgesamt wurden Überreste von 20 bis 25 Menschen entdeckt. Das Gelände nahe der Gemeinde Allensbach sei im Vorfeld des Ausbaus der Bundesstraße 33 untersucht worden, sagte Hald.
Schon zu der Zeit, als der Galgen genutzt wurde, habe er auf einer Lichtung nahe an einer Straße gelegen, sagte Hald vor mehreren Monaten. „Aber auch gut sichtbar von der Insel Reichenau aus.“ Denn die Hinrichtungsstätte sollte nicht nur gut erreichbar sein, sondern diente gleichzeitig auch der Abschreckung. Wann genau der Platz entstand, ist nicht bekannt. Es gebe aber Archivaufzeichnungen darüber, dass der Galgen 1653 neu aufgerichtet wurde. Verbürgt seien die Hinrichtungen ab dem 16. Jahrhundert, die meisten habe es im 17. und 18. Jahrhundert gegeben, sagt Hald. Vor wenigen Monaten meinte er: „Laut noch unbestätigten Aufzeichnungen soll die letzte Exekution um 1770 stattgefunden haben.“ Damals sei ein Raubmörder gehängt worden, der einen Viehhändler ausgeraubt und getötet haben soll. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Galgen abgebaut.
Die Toten seien mit hoher Wahrscheinlichkeit Menschen, die auf der Insel Reichenau verurteilt wurden, sagte Hald. Ihnen wurden vermutlich Delikte wie Hexerei, Diebstahl oder auch Raubmord vorgeworfen. Da die Delinquenten auf der „heiligen Insel“ nicht hingerichtet werden durften, brachte man sie wahrscheinlich mit einem Boot aufs Festland zu der Richtstätte in Allensbach. Dort wurden die Gefesselten eine Leiter hinaufgezogen und an einem Haken aufgehängt. Die Menschen seien dadurch langsam erstickt. „Das ist ein qualvoller Tod, der zudem als unehrenhaft galt.“
Manche Leichen wurden später in einer flachen Grube regelrecht verscharrt, andere ließ man einfach am Galgen hängen. Einige Hingerichtete seien nach ihrem Tod zudem enthauptet worden oder man habe eine Metallstange durch ihren Schädel gestoßen, sagte vor mehreren Monaten Michael Franken vom Landesamt für Denkmalpflege, das ebenfalls an der Ausgrabung beteiligt ist. Eine solche Hinrichtungsstätte zu entdecken und untersuchen zu können, sei etwas Besonderes und Herausragendes, sagt Hald. „Aber phasenweise auch bedrückend.“ Aus Forschersicht habe der Fund aber überregionale Bedeutung, weil solche Richtplätze sehr selten seien - viele existierten schlicht nicht mehr. Rätsel gab Forschern 2019 ein anderer Fund auf. Erschreckende Szenen spielten sich an einer Schule in Lüdenscheid ab. 14 Schüler wurden bei einem Wespenangriff verletzt. Einen anderen dramatischen Fund musste vor Kurzem auch die spanische Küstenwache machen. Jugendliche haben einen spektakulären Gold-Fund gemacht. (dpa)
Eine Sensationsfund überrascht Archäologen. Jetzt ist klar, wie alt die gefundene Frau tatsächlich ist.