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Affenpocken in Deutschland: München und Berlin betroffen - WHO-Experte erklärt Ansteckungsweg

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Die Bundeswehr bestätigt in München einen ersten Fall von Affenpocken in Deutschland. Auch Berlin ist betroffen. Ein Virologe vergleicht das Virus mit Corona.

Update vom 21. Juni: Auch in NRW gibt es nun Fälle. Die Stadt Dortmund bestätigt zwei Infektionen. Schon am Freitag (17. Juni) wurden dem Gesundheitsamt zwei Fälle von Affenpocken im Stadtgebiet gemeldet.

Update vom 22. Mai, 9.14 Uhr Der Virologe Gerd Sutter forscht seit Jahrzehnten an Impfstoffen und beobachtet für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch die Ausbreitung von verschiedenen Pockenviren. In einem Interview mit der Zeit spricht er seine Einschätzung zu den Affenpocken aus - und gibt dabei Entwarnung.

„Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten“, so Sutter: „Affenpockenviren sind seit Jahrzehnten bekannt, in Zentral- und Westafrika heimisch, dort werden regelmäßig Ausbrüche in Menschen beobachtet, aber die sind relativ klein. Affenpockenviren sind auch andere Erreger als die auf den Menschen spezialisierten Variolaviren, also die Menschenpocken.“

Der Virologe erklärt: „Affenpocken sind Zoonosen, also Krankheiten, die immer wieder vom Tier auf den Menschen übergehen und sich kaum zwischen Menschen übertragen. Da wir kaum mehr Immunität gegen die klassischen, seit über 40 Jahren in der Natur ausgerotteten Pockenviren haben, breiten sich aber auch die Affenpocken immer mal aus, aber lediglich punktuell. Das machen sie bei Weitem nicht so effizient wie die Grippe oder Sars-CoV-2.“

Es gebe zwei zugelassene Impfstoffe, aber Sutter meint, für die breite Bevölkerung sei eine Impfung nicht nötig. „Die meisten Experten rechnen damit, dass der Ausbruch jetzt nur kurz dauert und wenige Menschen betrifft. Um sich anzustecken, braucht es ja fast immer einen physischen, direkten Kontakt mit den Pockenläsionen, also dem Sekret aus den Pusteln, oder einen Schleimhautkontakt mit Infizierten.“

Trotzdem spricht er eine Warnung aus: Die Affenpocken seien „das nächste Beispiel, wie schnell sich in einer globalisierten Welt Erreger ausbreiten können.“ Man müsse sich „in Zukunft noch besser darauf vorbereiten, dass immer wieder neue Viren als Krankheitserreger auftauchen können.“

Berlin bestätigt zweiten Affenpocken-Fall

Update vom 21. Mai, 16.54 Uhr: In Berlin sind zwei Fälle von Affenpocken bestätigt worden. Das teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Samstag mit. Der Zustand der beiden Patienten sei stabil. Derzeit liefen die Ermittlungen zu Kontaktpersonen. Ob es sich um den west- oder zentralafrikanischen Virusstamm handelt, soll eine Sequenzierung ergeben. „Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Tagen eventuell noch weitere Infektionen registriert werden.“

Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) teilte mit, es bestehe kein Grund zur Panik, aber Grund zur Vorsicht, da viele wissenschaftliche Erkenntnisse über die Krankheit noch vorläufig seien. „Expertinnen und Experten gehen jedoch davon aus, dass wir keine neue Pandemie fürchten müssen. Wir müssen jetzt aber schnell und konsequent handeln, um Infektionsfälle zu erkennen und einzudämmen.“

Affenpocken in Deutschland: Auch in Berlin wird ein Fall bestätigt

Update vom 21. Mai, 13.47 Uhr: Auch in Berlin ist ein erster Fall von Affenpocken bestätigt worden. Davon berichten RTL und ntv, die dies von dem behandelnden Arzt des Betroffenen erfahren haben. Demnach leide der Mann unter leichten Symptomen wie Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und habe zwei der für die Erkrankung typischen Pocken, so der Infektiologe Heiko Jessen. Der Patient habe sich vermutlich am vergangenen Wochenende in einem Berliner Club angesteckt.

Nach eigenen Angaben betreut Jessen derzeit einen weiteren Verdachtsfall mit ausgeprägteren Symptomen - einer Pockenbildung am ganzen Körper. Jessen geht davon aus, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) auch diesen Fall im Laufe des Tages bestätigen wird. Jessen erwarte „für die nächste Woche eine Häufung der Fälle in Berlin“.

Münchner Affenpocken-Patient leidet an milderer Variante

Update vom 21. Mai, 12.41 Uhr: Bei dem ersten in Deutschland nachgewiesenen Fall von Affenpocken leidet der Patient an der milderen westafrikanischen der zwei bekannten Virusvarianten. Das hat die Genom-Analyse des Erregers am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr ergeben, wie das bayerische Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Das allgemeine Infektionsrisiko für die Bevölkerung werde vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) derzeit als gering erachtet.

Der aus Brasilien stammende Münchner Patient ist laut Robert Koch-Institut der erste Affenpocken-Fall in Deutschland.

Affenpocken-Fall: NRW geht Hinweisen auf mögliche Kontakte nach

Update vom 21. Mai, 10.23 Uhr: In Nordrhein-Westfalen liegen nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums Hinweise „auf mögliche Kontakte von Personen mit dem Affenpockenvirus“ vor. Diesen Hinweisen werde nachgegangen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Das Landeszentrum für Gesundheit stehe in engem Austausch mit dem Ständigen Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger.

„Die Situation wird genau beobachtet; die Ärzte sowie die Gesundheitsämter werden um verstärkte Wachsamkeit gebeten“, ergänzte der Ministeriumssprecher. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland werde nach derzeitigen Erkenntnissen vom Robert Koch-Institut als gering eingeschätzt.

Update vom 21. Mai, 10.13 Uhr: Mit der zu beobachtenden Häufung handle es sich bei den Affenpocken bereits um eine Epidemie - es sei jedoch „sehr unwahrscheinlich, dass diese Epidemie lange dauern wird“, sagte Fabian Leendertz, Gründungsdirektor des Helmholtz Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald und Leiter der Projektgruppe Epidemiologie hochpathogener Erreger am Robert Koch-Institut (RKI). Die Fälle seien über Kontaktverfolgung gut einzugrenzen und es gebe Medikamente sowie wirksame Impfstoffe, die eingesetzt werden könnten.

Dringend nötig seien mehr Daten, um verstehen zu können, ob und wie die erfassten Fälle zusammenhängen, so Leendertz. Wichtig sei auch die Entzifferung des Erbguts von Virenmaterial aus Proben von Betroffenen, um zu prüfen, ob sich der Erreger verändert hat - etwa in Richtung besserer Übertragbarkeit.

Affenpocken: Wie kann man sich vor einer Infektion schützen?

Update vom 20. Mai, 17.10 Uhr: Immer mehr Fälle von Affenpocken werden in Europa bekannt und auch in Deutschland wurde der erste Fall nun offiziell bestätigt. Doch wie kann man sich vor einer Infektion schützen und gibt es bereits eine Impfung?

Update vom 20. Mai, 15.40 Uhr: Dem ersten gemeldeten Affenpocken-Patienten in Deutschland geht es nach Angaben der behandelnden München Klinik Schwabing relativ gut. Der junge Mann habe sich „sehr verantwortungsbewusst direkt nach Symptombeginn in medizinische Betreuung begeben, um andere vor einer Infektion zu schützen“, sagte Chefarzt Clemens Wendtner am Freitag.

Er habe mit leichten Schluckstörungen und erhöhter Temperatur nur geringfügige Symptome und brauche noch keine speziellen Medikamente. Der Affenpocken-Patient werde weiter in dem Krankenhaus bleiben, da von einer drei bis vier Wochen andauernden Infektiosität ausgegangen werde, so Wendtner. Das Affenpocken-Virus ruft meist nur recht milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Alle wichtigen Informationen zum Erreger fasst auch kreiszeitung.de zusammen.

Affenpocken: Erster Patient in Deutschland stammt aus Brasilien

Update vom 20. Mai, 13.50 Uhr: Beim ersten gemeldeten Affenpocken-Patienten in Deutschland handelt es sich um einen aus Brasilien stammenden 26-Jährigen. Das gab das bayerische Gesundheitsministerium am Freitag bekannt. Der junge Mann sei von Portugal über Spanien nach Deutschland gereist und seit etwa einer Woche in der bayerischen Landeshauptstadt. Zuvor sei er auch schon in Düsseldorf und Frankfurt am Main gewesen.

Der Patient werde nun auf einer Station der München Klinik Schwabing isoliert, hieß es vom Ministerium. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München hatte zuvor informiert, dass es am Donnerstag bei dem Patienten den ersten Affenpocken-Fall in der Bundesrepublik nachgewiesen habe. Weitere Kontaktpersonen werden ermittelt.

Affenpocken-Ausbruch: WHO beruft wohl Notfalltreffen ein

Update vom 20. Mai, 13.24 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) plant wohl ein Notfalltreffen nach den jüngsten Affenpocken-Ausbrüchen. Das berichtet der britische The Telegraph. Eine Gruppe führender Experten soll demnach einberufen werden. Da sich das Virus ungewöhnlich häufig bei schwulen und bisexuellen Männern ausbreitet, könnte dies ein Hauptgesprächsthema sein. Auch Impfungen mit einem bestimmten Pockenimpfstoff sollen demnach diskutiert werden.

Großbritannien habe zudem Pocken-Impfstoff bestellt. Das berichtet auch die BBC auf Berufung der britischen Regierung. Der Impfstoff solle Menschen mit einem höheren Risiko einer Infektion angeboten werden.  Auch wenn der Pocken-Impfstoff nicht speziell auf das Affenpocken-Virus zugeschnitten ist, soll er einen gewissen Schutz bieten – vor allem gegen schwerere Erkrankungen. 

Affenpocken in Deutschland bestätigt – Lauterbach äußert sich

Erstmeldung vom 20. Mai 2022

München – In Europa und Nordamerika häufen sich die Fälle von Affenpocken. Jetzt gibt es auch einen Fall von Affenpocken in Deutschland. Das teilt die Bundeswehr mit. Wie das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Freitag in München mitteilte, wurde das Virus am Donnerstag bei einem Patienten zweifelsfrei nachgewiesen. Der Patient habe die charakteristischen Hautveränderungen gezeigt. Weitere Details nannte das Institut zunächst nicht.

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag in Berlin, wie die Nachrichtenagentur afp berichtet. Lauterbach gehe davon aus, dass der Ausbruch eingegrenzt werden kann.

Affenpocken: Erster Fall in Deutschland bestätigt – Ansteckung und Symptome

„Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann“, betonte der Gesundheitsminister. „Das kann aber nur gelingen, wenn schnell gehandelt wird.“ Das Virus werde jetzt genauer analysiert, und es werde geprüft, ob es sich um eine ansteckendere Variante handeln könnte.

Gesundheitsbehörden zufolge verursacht das Virus meist nur milde Symptome, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. In Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Übertragen wird das Virus vor allem über direkten Kontakt oder Kontakt zu kontaminierten Materialien, auch eine – wohl sehr seltene – Übertragung über Tröpfchen in der Luft ist auf kürzere Distanzen möglich.

Dass Erkrankungen in westlichen Ländern tödlich verlaufen, hält der Epidemiologe Paul Hunter von der Universität of East Anglia für sehr unwahrscheinlich. Es sei aber nicht unmöglich, sagte er dem Sender BBC. Besonders für eine Gruppe sind Affenpocken gefährlich.

Die in Europa und den USA auftretende westafrikanische Variante des Virus führe in Afrika bei etwa einem Prozent der Erkrankten zum Tod. Es gebe auch eine zentralafrikanische Variante, bei der zehn Prozent der Fälle auf dem Kontinent tödlich verliefen. Alle Altersgruppen und beide Geschlechter gelten dem Robert-Koch-Institut zufolge als gleichermaßen empfänglich. Von tödlichen Verläufen in Afrika sind demnach vor allem Kinder betroffen.

Affenpocken-Fälle (Monkeypox) sind bisher in elf Ländern aufgetreten (Stand 20. Mai 2022)

LandAffenpocken-Fälle
Portugal5 bestätigte Affenpocken-Fälle/ 20 Verdachtsfälle
Spanien7 bestätigte Affenpocken-Fälle
Kanada2 bestätigte Affenpocken-Fälle/20 Verdachtsfälle
Großbritannien9 bestätigte Affenpocken-Fälle
Italien1 bestätigter Affenpocken-Fall
Belgien2 bestätigte Affenpocken-Fälle
Frankreich1 bestätigter Affenpocken-Fall
Deutschland1 bestätigter Affenpocken-Fall
USA1 bestätigter Affenpocken-Fall
Australien1 bestätigter Affenpocken-Fall
Schweden1 bestätigter Affenpocken-Fall

Affenpocken in Deutschland/München: Immer mehr Ansteckungen bekannt

Für Experten war es nur eine Frage der Zeit, wann Nachweise von Affenpocken in Deutschland vorliegen. „Es würde mich wundern, wenn wir nicht in wenigen Tagen in Deutschland auch einige Infizierte finden“, sagte der Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft Norbert Brockmeyer der Nachrichtenagentur dpa am Freitag.

Der Mediziner gehe anhand der Vielzahl von Fällen in anderen westlichen Ländern davon aus, dass das Virus schon seit einer Weile unbemerkt im Umlauf war, sagte Brockmeyer: „Wer denkt heute schon noch an Pocken?“ Durch die gestiegene Aufmerksamkeit nach kürzlich erschienenen Meldungen ausgehend von Großbritannien sei nun mit einem neuen Infektionsbewusstsein und damit mit vermehrten Nachweisen zu rechnen.

Nach ersten Fällen in Großbritannien meldeten Spanien, Portugal, Italien, Schweden und Frankreich sowie die USA und Kanada bestätigte Fälle und Verdachtsfälle.

Affenpocken: Erreger und Symptome – RKI gibt Ratschlag

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte erst am Donnerstag zur Wachsamkeit aufgerufen. „Bei einem verdächtigen klinischen Bild sollte insbesondere bei Reiserückkehrenden aus (West-) Afrika und natürlich bei Kontaktpersonen bekannter Fälle eine Affenpockeninfektion in Betracht gezogen werden“, heißt es im Epidemiologischen Bulletin (19. Mai). Und weiter: Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien.

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