Bund und Länder seien "zu dem dem Ergebnis gekommen, dass im Kern alles für die nächsten Wochen so bleiben soll, wie es jetzt aktuell ist", sagte auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). "Also keine Verschärfungen, aber auch keine Lockerungen." Diese grundsätzliche Linie bestätigte auch die brandenburgische Landesregierung.
Update vom 24. Januar, 17.19 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht in den gewaltsamen Protesten gegen die staatliche Corona-Politik eine Gefahr für den sozialen Frieden in Deutschland. „Jede gewaltsame Eskalation ist eine zu viel. Denn es geht nicht nur um die Missachtung von Versammlungsrecht oder Hygieneregeln“, sagte Steinmeier am Montag in Berlin. „Es geht um die Missachtung des sozialen Friedens in unserem Land. Hass und Gewalt zerstören das Fundament unseres Miteinanders.“
In der Gesprächsrunde zum Thema „Hass und Gewalt in den Zeiten der Pandemie“ warnte das Staatsoberhaupt vor einer Verharmlosung der Vorgänge. „Die Gefahr ist real, und sie ist konkret.“ Hygieneregeln und Corona-Auflagen würden bewusst umgangen, Arztpraxen und Impfbusse attackiert, die Wohnhäuser von Politikern, insbesondere Kommunalpolitikern, belagert, Polizeikräfte gezielt verletzt, Journalisten angefeindet. Morddrohungen machten Schlagzeilen.
Die Versammlungsfreiheit sei ein hohes Gut, betonte Steinmeier. Das Gleiche gelte für die Meinungsfreiheit. „Aber ein Gewaltaufruf, ein Mordaufruf gar, das ist nicht Wahrnehmung von Meinungsäußerung. Wer sich gegen unser Recht stellt und sich mit selbsterklärten Staatsfeinden und verfassungsschutzbekannten Rechtsextremisten gemein macht, der kann sich nicht mehr glaubwürdig auf Demokratie und Freiheit berufen.“
Update vom 24. Januar, 16.25 Uhr: In Deutschland sind am Sonntag 90.000 Corona-Impfungen verabreicht worden. Das geht aus Angaben des RKI vom Montag hervor. Damit verfügen mittlerweile 73,4 Prozent der Bevölkerung (61 Millionen) über einen vollständigen Grundschutz. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Noch zählt das RKI auch Menschen, die nur eine Dosis des Johnson&Johnson-Impfstoff erhalten haben, mit - allerdings wird das umgestellt: Künftig sollen J&J-Geimpfte nur noch nach einer zweiten Impfdosis - möglichst mit einem mRNA-Impfstoff wie dem von Biontech/Pfizer oder Moderna - von den 2G-Regeln profitieren.
Bislang haben den Angaben zufolge 75,5 Prozent der Bevölkerung (62,8 Millionen Menschen) mindestens eine Erstimpfung erhalten. 41,9 Millionen Menschen oder 50,4 Prozent der Bevölkerung haben bisher eine Booster-Impfung bekommen. Nicht geimpft sind laut RKI derzeit 24,5 Prozent der Bevölkerung (20,4 Millionen Menschen). Für vier Millionen dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren stehe bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung.
Update vom 24. Januar, 12.16 Uhr: Lockerungen oder Verschärfungen? Vor dem Corona-Gipfel am heutigen Montag zeichnet sich keine grundlegende Änderung vom bisherigen Kurs ab. Erwartet wird ein Beschluss zur Priorisierung bei PCR-Tests und eine Verkürzung der Quarantäne für Klinik- und Pflegepersonal. Doch vor dem Treffen um 14 Uhr formiert sich eine Runde von Lockerung-Befürwortern aus der Union. Das sorgt offenbar für Irritationen.
Update vom 24. Januar, 12.02 Uhr: Krankenhäuser haben schon jetzt mit Personalausfällen zu kämpfen. Jetzt kommt auch noch die Impfpflicht ab Mitte März. Kliniken erwarten Probleme, dabei ist die Impfquote gerade im Beschäftigten* in der Pflege laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sehr hoch.
Update vom 24. Januar, 9.14 Uhr: Corona hat vor allem bei über 80-Jährigen zu Todesfällen geführt. Das geht aus neuen Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo hervor. Zwei Drittel der sogenannten Corona-Übersterblichkeit entfielen demnach auf Menschen über 80 Jahre; weitere 30 Prozent der Betroffenen waren zwischen 60 und 79 Jahre alt. Jüngere Altersgruppen waren nur zu sieben Prozent betroffen. Mit „Corona-Übersterblichkeit“ bezeichnen Wissenschaftler den Umstand, dass in der Pandemie deutlich mehr Menschen gestorben sind, als auf Grundlage langjähriger Durchschnittswerte zu erwarten gewesen wäre.
„Bis Jahresende 2021 sind seit Ausbruch der Pandemie 96.200 Personen mehr gestorben, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Die Zahl der auf die Pandemie zurückzuführenden zusätzlichen Todesfälle liegt damit niedriger, als es bisherige Schätzungen nahelegen“, so Joachim Ragnitz von der Niederlassung Dresden des ifo Instituts laut einer Pressemitteilung.
Die Ifo-Zahl zur Übersterblichkeit berücksichtigt nach Angaben des Insituts auch den normalen Alterungsprozess in der Gesellschaft, der jedes Jahr zu einer höheren Zahl an Verstorbenen führe. Sie sei um rund 15 Prozent kleiner als die vom Robert-Koch-Institut erfasste Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion.
Update vom 24. Januar, 6.07 Uhr: Bei der Inzidenz in Deutschland gibt es am Montag einen deutlichen Ruck nach oben. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Montagmorgen einen Wert von 840,3 und damit einen neuen Höchstwert. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 806,8 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 528,2 (Vormonat: 222,7).
Binnen eines Tages sind 63.393 Corona-Neuinfektionen und 28 weitere Todesfälle verzeichnet worden, wie aus dem Covid-19-Dashboard (Stand: 24. Januar, 6.07 Uhr) hervorgeht. Bei der Zahl der Corona-Fälle rechnen Experten mit einer Dunkelziffer. Die Testkapazität und Gesundheitsämter arbeiten zunehmend am Limit.
Update vom 23. Januar, 18.32 Uhr: Die Omikron-Variante ist zwar deutlich ansteckender, allerdings sind schwere Krankheitsverläufe seltener. Doch neigt sich die Pandemie mit dieser Mutation bereits dem Ende zu? Zumindest für möglich hält dies der europäische WHO-Chef Hans Kluge. Es sei „plausibel“, dass sich Europa mit Omikron „auf das Ende der Pandemie zubewegt“, zitiert ihn der italienische Corriere della Sera am Sonntag. Kluges Analyse zufolge könnten sich bis März 60 Prozent der Europäer infizieren. Mit der neuen Variante sei demnach eine neue Phase eingeleitet worden - eine Phase, die zum Ende der Pandemie führen könnte.
Update vom 23. Januar, 13.27 Uhr: In Bayern hat das Verwaltungsgericht die 2G-Regel im Handel gekippt. Auch in Niedersachsen ist die 2G-Regel aufgehoben. Ministerpräsident Markus Söder hat sich vor dem Corona-Gipfel am Montag gegen schärfer Corona-Maßnahmen ausgesprochen. „Bayern wird in der Ministerpräsidentenkonferenz keine Verschärfungen mittragen, sondern die Regeln an einzelnen Stellen anpassen“, sagte Söder der Augsburger Allgemeinen. „Wir wollen in der Kultur, beim Sport und in der Jugendarbeit wieder mehr Teilhabe ermöglichen.“ Söder betonte: „Omikron ist nicht Delta, deshalb können wir die Maßnahmen auch nicht 1:1 von der einen auf die andere Mutation übertragen.“ Der entscheidende Maßstab sei die Belastung des Gesundheitssystems.
Update vom 23. Januar, 11.51 Uhr: Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung kritisiert eine zu dünne Datenlage bei der Pandemiebeobachtung in Deutschland und mahnt „dringende Maßnahmen für eine verbesserte Datenerhebung und Digitalisierung“ an.
Auch zwei Jahre nach Beginn der Pandemie bestehe weiterhin kein Zugang zu einigen wichtigen, aktuellen Versorgungsdaten, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Gremiums. Die Omikron-Welle verstärke und verdeutliche das Defizit.
„Eine Echtzeitübersicht über alle verfügbaren Krankenhausbetten mit aktueller Belegung auch außerhalb der Intensivmedizin wird dringend benötigt.“ Die Expertinnen und Experten fordern „zeitnahe“, „tagesaktuelle“ Daten etwa zu Krankenhauseinweisungen in allen Altersgruppen und zu freien und belegten „Ressourcen“.
Update vom 23. Januar, 10.56 Uhr: Die erste Stadt in NRW macht von der neuen Corona-Test- und Quarantäne-Verordnung gebraucht. Köln schickt ab Montag (24. Januar) niemanden mehr individuell in Quarantäne*.
Erstmeldung vom 23. Januar 2022
Berlin - Die Omikron-Variante breitet sich in einem atemberaubenden Tempo aus. Der Expertenrat der Bundesregierung fordert jetzt Vorbereitungen für mögliche weitere Schritte.
„Das hochdynamische Infektionsgeschehen erfordert aktuell eine Beibehaltung und strikte Umsetzung der bisherigen Maßnahmen“, heißt es in einer am Samstagabend (22. Januar) veröffentlichten Stellungnahme. Wenn infolge weiter steigender Inzidenzen* kritische Marken etwa bei Klinikeinweisungen erreicht würden, könnten weitergehende Maßnahmen zur Infektionskontrolle nötig werden. „Diese sollten daher jetzt so vorbereitet werden, dass sie ohne Verzögerung umgesetzt werden können.“
Sowohl Kontaktbeschränkungen als auch Booster-Impfungen seien notwendig, um die Dynamik der aktuellen Welle zu bremsen und das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur zu schützen, heißt es in der einstimmig gefassten Empfehlung der 19 Ratsmitglieder. Auf eine Intensivierung der Booster-Kampagne sei daher Wert zu legen. Durch die bestehende Kontaktreduktionen und das besonnene Verhalten der Bürger sei der international beobachtete steile Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland zunächst verlangsamt worden. Der Expertenrat erwartet aber einen weiteren Anstieg. In der Spitze könnten 7-Tages-Inzidenzen „von mehreren Tausend regional erreicht werden“.
„Entsprechend sind bei weiter steigenden Inzidenzen sehr viele Krankenhausaufnahmen zu erwarten“
Das Ausmaß der Klinikbelastung werde entscheidend von den Inzidenzen bei ungeimpften Erwachsenen und den über 50-Jährigen abhängen. Noch seien diese vergleichsweise niedrig, es seien aber Infektionen in die Gruppe der Älteren eingetragen worden. Die Hospitalisierungsrate werde niedriger als bei der Delta-Variante erwartet, müsste aber etwa um den Faktor 10 niedriger liegen als im vergangenen Winter, um die erwartete hohe Fallzahl zu kompensieren und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Von einer derart starken Reduktion sei aktuell trotz Impfungen nicht auszugehen.
61,0 Millionen Menschen in Deutschland sind vollständig geimpft (73,3 Prozent). |
41,7 Millonen Menschen haben einen Booster erhalten (50,1 Prozent). |
Aktuell sind 20,6 Millionen Menschen nicht geimpft (24,6 Prozent). Davon steht für 4 Millionen Menschen im Alter zwischen 0 und 4 (4,8 Prozent) bisher kein Impfstoff zur Verfügung. |
„Entsprechend sind bei weiter steigenden Inzidenzen sehr viele Krankenhausaufnahmen zu erwarten“, schreibt das Gremium. Mit Zunahme der Grundimmunität in der Bevölkerung und Abnahme der Neuinfektionszahlen und Hospitalisierungsinzidenzen sollten die Kontaktbeschränkungen wieder stufenweise zurückgefahren werden. Langfristig sei es dringend erforderlich, „die verbliebenen Immunitätslücken in der Gesellschaft durch Impfungen zu schließen, da ansonsten zyklisch mit erneuten starken Infektions- und Erkrankungswellen zu rechnen ist.
Virologe Christian Drosten warnt vor gefährlicher Mutation - es könne eine Mischform aus Delta- und der Omikronvariante entstehen. (ml/dpa)*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA