Update vom 12. Juli, 11.20 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte in den vergangenen Monaten das Infektionsgeschehen in Deutschland eingeordnet, vor allem für die Politik und Experten hatte der Wert als wichtiger Maßstab gedient. Ein internes Papier hatte am Montag angedeutet, dass in den kommenden Monaten nicht mehr allein die Inzidenz als wichtige Orientierungshilfe dienen soll.
In der Debatte um Kennwerte zur Beurteilung der Corona-Lage weist das Bundesgesundheitsministerium nun jedoch auch darauf hin, dass die Sieben-Tage-Inzidenz auch weiterhin berücksichtigt werden wird. „Die Inzidenz war nie einziger Parameter, um das Pandemiegeschehen zu beurteilen. Und sie ist und bleibt ein wichtiger Parameter“, teilte ein Sprecher am Montag mit. Der Wert gibt die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an und ist Grundlage für viele Corona-Maßnahmen, etwa für die zuletzt ausgelaufene Bundesnotbremse.
Richtig sei aber auch, dass die Inzidenz bei steigender Impfquote an Aussagekraft verliere, fügte der Sprecher hinzu. Zumal dann, wenn die besonders vulnerablen Gruppen bereits geimpft seien. So hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits mehrfach geäußert, zuletzt am Wochenende.
Deshalb sollen künftig weitere Daten stärker berücksichtigt werden. Das Bundesgesundheitsministerium hatte am Wochenende bekanntgegeben, dass die Kliniken mehr Details zu Covid-19-Fällen melden sollen. Neben der Belegung von Intensivstationen müssen alle Krankenhauseinweisungen wegen Corona übermittelt werden, zuzüglich Alter, Art der Behandlung und Impfstatus der Patienten. Die entsprechende Verordnung dazu solle zügig auf den Weg gebracht werden, hieß es am Sonntag aus dem Ministerium.
Update vom 12. Juli, 11 Uhr: Die Corona-Krise hat viele Arbeitnehmer ins Home-Office verlagert, doch immer mehr Menschen treten aktuell den Weg zurück ins Büro an. Trotz der erst Ende Juni ausgelaufenen Homeoffice-Pflicht haben schon im vergangenen Monat weniger Beschäftigte zu Hause gearbeitet. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts fiel der Anteil derjenigen, die zumindest teilweise im Homeoffice arbeiteten, im Juni von 31,0 Prozent auf 28,4 Prozent. „Mit dem abklingenden Infektionsgeschehen und der steigenden Impfquote kehren Beschäftigte in die Präsenzarbeit zurück“, erklärte Ifo-Experte Jean-Victor Alipour.
Update vom 12. Juli, 9.40 Uhr: Nach einem Corona-Ausbruch in einem Karlsruher Nachtclub zählt das Gesundheitsamt inzwischen 32 Infizierte. Die meisten der rund 120 Gäste, die den Club vor rund zehn Tagen besucht hatten und von denen Kontaktdaten vorliegen, seien inzwischen erreicht worden, sagte am Montag ein Sprecher des Landratsamtes. Ob jemand erkrankt ist, konnte er noch nicht sagen. Über die gestiegenen Infektionszahlen hatten zuvor mehrere Medien berichtet.
Unter anderem hatte eine infizierte Reiserückkehrerin aus Mallorca den Club besucht. Zudem hätten viele Clubgäste falsche oder
unvollständige Angaben gemacht, hatte der Gesundheitsamtsleiter Peter Friebel gesagt. Im Club sollen an dem Abend insgesamt rund 200 Menschen gewesen sein.
Ursprungsmeldung vom 12. Juli 2021: Berlin - Es sollte ein entspannter Sommer werden, nun scheint sich die Corona*-Lage in Deutschland wieder in den Fokus rücken zu wollen. Bereits den sechsten Tag in Folge ist die bislang für Politik und Experten wichtige Sieben-Tage-Inzidenz gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts haben sich in den vergangenen 24 Stunden mehr Menschen neu mit dem Coronavirus* infiziert, als noch in der Woche zuvor.
Wie das RKI am frühen Montagmorgen berichtet, liegt die Inzidenz nun bei 6,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Am Vortag wurde sie noch mit 6,2 angegeben. Demnach haben die Gesundheitsämter in Deutschland innerhalb der vergangenen 24 Stunden 324 Neuinfektionen registriert. Vor einer Woche wurde die Zahl der Neuinfektionen noch mit einem Wert von 212 angegeben. Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden zwei Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche war es ein Toter gewesen.
Während die Corona-Zahlen wieder zögerlich ansteigen, setzen viele Experten ihre Hoffnungen in eine möglichst hohe Impfquote. Doch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hält eine Impfquote von 90 Prozent für illusorisch und auch die vom Robert Koch-Institut angestrebten 85 Prozent für wenig realistisch. „Wir müssen uns klarmachen, dass Impfquoten von 90 Prozent science fiction sind. Wir werden die niemals erreichen“, sagte Gassen am Sonntagabend im Bild-Politiktalk „Die richtigen Fragen“.
Eine hohe Impfquote würde er „bei jenseits der 70 Prozent ansiedeln.“ Man werde bei der Impfkampagne „an einen Punkt kommen, wo man gegen eine unsichtbare Wand läuft, weil Menschen sich nicht impfen lassen wollen, weil sie Corona ignorieren oder weil sie Impfungen misstrauen“, sagte Gassen.
Gassen verwies zudem auf fast vier Millionen von einer Corona-Erkrankung Genesenen. Bei einer Dunkelziffer von Faktor zwei
bis drei gebe es wahrscheinlich sogar zehn Millionen Genesene. Entscheidend sei für ihn: „Wird die vierte Welle eine Laborwelle, wo man nur noch positive Befunde und keine Kranken mehr hat?“ Dann könne man es sehr gelassen sehen, wenn die Infektionszahlen in wenigen Wochen wieder ansteigen.
Über 58 Prozent der Menschen in Deutschland haben mit Stand vom Samstag mindestens eine Impfdosis erhalten. Vollständig geimpft sind gut 42 Prozent. Die Zahl der Neuinfektionen stieg in den vergangenen Tagen auf niedrigem Niveau wieder leicht an.*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA