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Corona-Demo in Kassel: Aggressives Vorgehen? Polizei zieht personelle Konsequenzen

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Von: Alia Diana Shuhaiber, Andreas Lukesch, Nail Akkoyun, Kathrin Meyer, Lucas Maier, Jan-Frederik Wendt, Florian Hagemann, Sarah Neumeyer, Matthias Lohr

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Die Polizei steht wegen ihres Vorgehens bei der Corona-Demo in Kassel in der Kritik. Jetzt gibt es erste personelle Konsequenzen.

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Update vom Montag, 05.04.2021, 15.26 Uhr: Wegen des offenbar aggressiven Verhaltens von Polizisten aus Thüringen gegenüber Gegendemonstranten bei der Corona-Demo in Kassel am 20.03.2021 gibt es erste personelle Konsequenzen. Nach Angaben von Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sind drei beteiligte Polizisten aus Thüringen mit anderen Aufgaben betraut worden, berichtet der MDR.

Die Schritte seien weder Strafe noch Vorverurteilung, betonte Maier laut Angaben des MDR vom 25.03.2021. Die Beamten sollten innerhalb ihrer Einheit aus der Schusslinie genommen werden. Nach der Corona-Demo hatte die Polizei Nordhessen angekündigt, das Vorgehen der Beamten aus Thüringen rechtlich zu prüfen. Der Staatsanwaltschaft Kassel wurde vonseiten der hessischen und thüringischen Behörden gesichertes Videomaterial vorgelegt. Damit solle geprüft werden, ob eine Straftat vorliege, berichtet die dpa.

Das Verhalten der Polizei bei der Corona-Demo in Kassel hatte zu viel Kritik geführt. Eine Videoaufnahme zeigt etwa, wie ein Thüringer Polizist den Kopf einer Gegendemonstrantin gewaltsam in Richtung ihres Fahrradlenkers drückt.

Viele Teilnehmer hielten sich bei der Corona-Demo in Kassel nicht an die Auflagen. Die Polizei Thüringen steht wegen ihres Einsatzes in der Kritik.
Viele Teilnehmer hielten sich bei der Corona-Demo in Kassel nicht an die Auflagen. Die Polizei Thüringen steht wegen ihres Einsatzes in der Kritik. © Swen Pförtner/dpa

Corona-Demo in Kassel: Aggressive Demonstranten gehen Kinder und Ladenbetreiber an

Update vom Dienstag, 23.03.2021, 13.14 Uhr: Nach der Mega-Demo der „Querdenker“ am Samstag in Kassel beklagen sich immer mehr Einwohner über aggressive Demonstranten. Selbst Kinder sollen angegangen worden sein. Eine Mutter soll als „Kinderschänderin“ beschimpft worden sein, weil sie und ihre Kinder Masken aufhatten. Auch frauenverachtende Wörter fielen.

Derweil äußern sich auch mehrere Ladenbetreiber und Gastronomen zu der heiklen Situation während der Corona-Demo in Kassel. In der Königs-Galerie waren die Demonstranten nach Angaben des Centermanagers Heinz Schäffer „zunehmend laut und aggressiv“. Mithilfe der Polizei wurde die Galerie dann später geräumt. Anderen Ladenbetreibern und Gastronomen aus der Innenstadt erging es ähnlich.

Auch die Polizei, die Gewerkschaft und das Innenministerium haben sich nun zu der lauter werdenden Kritik am Vorgehen während der Corona-Demo in Kassel geäußert. Bei dem Einsatz am Wochenende waren 1600 Polizisten aus mehreren Bundesländern im Einsatz.

Querdenker und weiter Kritiker der Coronas-Maßnahmen haben bei einer Demo am Samstag (20.03.2021) auch die Kasseler Innenstadt bevölkert - dabei sollen sie sowohl auch Kinder als auch Ladenbetreiber angegangen sein.
Querdenker und weiter Kritiker der Coronas-Maßnahmen haben bei einer Demo am Samstag (20.03.2021) auch die Kasseler Innenstadt bevölkert - dabei sollen sie sowohl Kinder als auch Ladenbetreiber angegangen sein. © Alia Diana Shuhaiber

Corona-Demo in Kassel: NS- und DDR-Vergleiche auf Schwanenwiese

+++ 16.50 Uhr: Während es am Samstag (20.03.2021) bei der Corona-Demo in Kassel fast im kompletten Innenstadtbereich immer wieder zu Ansammlungen der Corona-Kritiker kam, versammelten sich auf der Schwanenwiese in Kassel ebenfalls 6000 Personen. Wir waren vor Ort und haben uns einen Überblick von der Versammlung verschafft.

Ein Mann mit Damen-Slip im Gesicht sagte gegenüber unserer Zeitung: „In der DDR habe ich mich freier gefühlt“. Vorschläge zur Pandemie-Bekämpfung suchte man bei den Teilnehmern vergebens.

Dafür wird Sonnenlicht als „bestes Desinfektionsmittel“ angepriesen. Auch zu NS-Verharmlosungen kam es im Verlaufe der Corona-Kundgebung auf der Schwanenwiese.

Corona-Demo in Kassel: Experte im Interview - Zwischen Verschwörungstheorien und Familien

Update von Montag, 22.03.2021, 14.59 Uhr: Die Corona-Demo in Kassel vom Samstag (20.03.2021), wird wohl noch länger für Gesprächsstoff sorgen. Doch wie sind die Menschen einzuordnen, die aus ganz Deutschland nach Kassel kamen?

Der Experte Christopher Vogel vom Mobilen Beratungsteam gegen Rassismus und Rechtsextremismus setzt sich bereits seit längerem mit „Querdenkern“ auseinander. Die Corona-Demo am Wochenende war unerträglich für ihn. Doch wer ging hier auf die Straße? Im Interview mit hna.de* hat Vogel versucht das einzuordnen.

Laut dem Experten war es eine recht heterogene Masse an Menschen. Viele würden sich in einer Pose zwischen Sophie Scholl und Pippi Langstrumpf sehr wohlfühlen, so der Experte. Zudem empfiehlt er, nicht über die „Inhalte“ der „Querdenker“ zu sprechen.

Bei der Corona-Demo am Samstag in Kassel wurden die Corona-Auflagen nicht eingehalten. Die meisten Teilnehmer trugen keine Maske.
Bei der Corona-Demo am Samstag in Kassel wurden die Corona-Auflagen nicht eingehalten. Die meisten Teilnehmer trugen keine Maske. © Daniel Seeger

Corona-Demo in Kassel: Geselle ist „entsetzt“ - Polizeieinsatz soll überprüft werden

+++ 20.03 Uhr: Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hat nach der Corona-Demo in Kassel eine gründliche Nachbereitung des Polizeieinsatzes angekündigt. Die genehmigte Demonstration habe von der Polizei begleitet werden müssen, sagte Beuth am Sonntag. „Kurz nach dem Einsatz lässt sich festhalten, dass Eskalationsversuche sowie Gewalt gegen die Einsatzkräfte nicht hingenommen und entschlossen unterbunden wurden“, sagte Beuth laut der dpa.

Angesichts von fast 75.000 Corona-Toten in Deutschland könne diese Menschenmasse in Kassel nur Kopfschütteln auslösen. „Wer diese tödliche Krankheit noch immer leugnet und sich in Menschenansammlungen ohne Maske zusammentut, ist nicht nur ignorant, sondern verlängert diese Pandemie und riskiert das Leben vieler Älterer, Schwacher und Kranker“, sagte Beuth. Jegliche Straftaten würden konsequent angezeigt.

Am Vorgehen der Polizei während der Corona-Demo in Kassel gibt es massive Kritik. So kritisierte der CDU-Innenpolitiker Thorsten Frei das Verhalten der Demonstranten, aber auch das zurückhaltende Auftreten der Polizei. Man erlebe es nun zum wiederholten Male, dass Querdenker sich nicht an Auflagen halten und gezielt die Eskalation suchen. „Der Staat darf nicht zurückweichen und die Polizei muss konsequent dagegen vorgehen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion der Welt. Die Polizei steht auch wegen mutmaßlicher unverhältnismäßiger Gewalt gegen Gegendemonstranten in der Kritik.

Corona-Demo in Kassel: Ein CDU-Politiker warnt vor Impfungen

+++ 18.20 Uhr: Die CDU hat ein neues Problem: Ihr Frankfurter Parteimitglied Martin Heipertz vom rechten Rand hat bei der Corona-Demo in Kassel gesprochen. Das berichtet t-online.de. Der Politiker selbst habe ein Foto und den Inhalt seiner Rede verbreitet. Er habe erklärt, dass er gegen Covid-19-Impfungen sei - mit der Begründung: Die Impfstoffe beruhten letztlich auf Abtreibungen.

Der Christdemokrat argumentierte gegen eine direkte und indirekte Impfpflicht. Als Christ könne er das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Er kämpfe für die Gewissensfreiheit und bürgerliche Rechte. „Ich befürchte, dass Gott Deutschland straft um der CDU willen“.

Heipertz stand laut t-online.de auf der Bühne auf der Schwanenwiese. Vor ihm redete unter anderem Reiner Füllmich, der zu einer Ikone der Corona-Verharmloser-Szene geworden sei. Füllmich sprach in Kassel von einem „faschistisch-totalitärem System“ und dass „dieses abgrundtief böse Spiel“ beendet werde.

Heipertz leitete unter anderem ein Netzwerk hessischer CDU-Mitglieder und war stellvertretender Büroleiter des damaligen Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble und im Ministerium bis 2020 Referatsleiter.

Corona-Demo in Kassel: Christian Geselle zeigt sich „entsetzt“ und „fassungslos“

+++ 16.12 Uhr: „Der 20. März 2021 war kein guter Tag für Kassel“, so die Bilanz von Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) zur Corona-Demo am Samstag. Kassel sei von 20.000 „Querdenkern“ und Trittbrettfahrern regelrecht überflutet worden.

 „Nahezu die gesamte Menschenmasse kam aus dem gesamten Bundesgebiet verteilt und sogar dem europäischen Ausland, diesen Rückschluss erlauben nicht nur die Kfz-Kennzeichen“, sagt Geselle in einer Mitteilung. Kasseler seien nur vereinzelt unter der Menschenmasse feststellbar gewesen.

„Es entsetzt mich, dass Infektionsschutz, demokratische Ausübung der Versammlungsfreiheit und auch menschlicher Anstand in großen Teilen schlicht nicht vorhanden waren. Das empfinde ich als Schlag ins Gesicht derjenigen, die Leid und Entbehrungen in der Krise ertragen mussten, uns mit ihrer harten Arbeit durch die Krise helfen und damit letztlich als Schlag ins Gesicht meiner Stadt. Das macht mich wütend und fassungslos“, so Geselle.

Auch Geselle verteidigt die Strategie der Polizei: „Neben der gewaltigen Masse an Menschen haben ihr verteiltes Auftreten im gesamten Innenstadtbereich – eben nicht nur auf der Schwanenwiese – und ihr Verhalten im Geleit auch mit älteren Menschen sowie Familien mit kleinen Kindern unterwegs zu sein, zusätzliche Hürden für ein hartes Durchsetzen der versammlungsrechtlichen und infektionsschutzrechtlichen Auflagen bereitet“, sagt Geselle. Die Einsatzkräfte seien bei der Corona-Demo in Kassel zahlenmäßig unterlegen gewesen, daher sei es richtig gewesen, im Verlauf des Tages auf eine Deeskalationsstrategie überzugehen.

Corona-Demo in Kassel: Polizeigewalt gegen Gegendemonstranten?

+++ 14.43 Uhr: Ein weiteres Video der Corona-Demo in Kassel ist aufgetaucht. Es zeigt, wie ein Polizist mehrfach in Richtung eines Gegendemonstranten schlägt und diesen dann offenbar mit der Faust ins Gesicht trifft. Das Video zeigt zunächst, wie Demonstranten und Gegendemonstranten im Bereich des Königsplatzes und der Unteren Karlstraße aufeinandertreffen.

Die Gegendemonstranten, die offenbar dem linken Spektrum angehören und eine Antifa-Fahne hochhalten, versuchen augenscheinlich einem Demonstrationszug, der aus Richtung der Innenstadt in Richtung Untere Karlstraße in Kassel läuft, mit Fahrrädern und einer Menschenkette den Weg abzuschneiden. Während des Videos ist ein Gegendemonstrant mit einem grünen Kapuzenpullover sichtbar. Als Polizisten hinzukommen und sich zwischen Demonstranten und den Gegendemonstranten drängen, wird dieser von mehreren Polizisten zur Seite gedrängt. Zwei Polizisten holen mehrfach aus, einer trifft den Mann dann offenbar ins Gesicht. Während des Videoausschnitts ist nicht sichtbar, dass er gewalttätig geworden wäre.

Corona-Demo in Kassel: Heftige Kritik am Vorgehen der Polizei

Auch weitere Videos sorgen für Kritik am Vorgehen der Polizei. So zeigt ein Video, wie Polizisten mit Gewalt eine Fahrradsperre der Gegendemonstranten aus dem Weg räumen, eine Frau wird von einem Polizisten zu Boden gerissen und zur Seite geschleift. Ein weiteres Video zeigt, wie ein Polizist das Gesicht einer Frau mit Wucht in Richtung ihres Fahrradlenkers drückt. Bei beiden Vorfällen handelt es sich laut Informationen der dpa um Polizisten aus Thüringen, die zur Unterstützung zur Corona-Demo nach Kassel gekommen waren.

Mehr als 20.000 Personen haben am Samstag in Kassel gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Die Polizei wirkte oft überfordert und ließ die Demonstranten gewähren, die entgegen der Corona-Verordnung ohne Mund-Nase-Schutz und ohne Abstand durch Kassel zogen. Zugelassen war lediglich eine Demonstration mit 6000 Teilnehmer.

Corona-Demo in Kassel - Video aufgetaucht: Mann attackiert Kameramann von hinten

+++ 11.59 Uhr: Wasserwerfer-Einsatz, Festnahmen und Flaschenwürfe: Die Corona-Demo in Kassel am Samstag (20.03.2021) ist eskaliert. Das beweist nun auch ein Video. Die Bilder zeigen einen Demonstranten, der einen Kameramann vom Hessischen Rundfunk von hinten attackiert. Die Szene spielte sich am Friedrichsplatz in der Kasseler Innenstadt ab. Nach der Attacke rufen einige Demonstranten „Lügenpresse“.

Update vom Sonntag, 21.03.2021, 09.54 Uhr: Nach der Corona-Demo in Kassel hat die Polizei ihre Einsatztaktik verteidigt. Die Verantwortlichen hätten mit mehreren Beratern über die Möglichkeiten und Konsequenzen des Einschreitens diskutiert - und so entschieden, „dass die polizeilichen Maßnahmen und der temporäre Verzicht auf Zwangs- und Verfolgungsmaßnahmen in der Rechtsgüterabwägung notwendig und angemessen war“, heißt es in einer Mitteilung.

Zuvor hatte es Kritik am Verhalten der Polizei gegeben. Obwohl nur 6000 Teilnehmer zugelassen waren, zogen bei der Corona-Demo in Kassel mehr als 20.000 Demonstranten durch die Straßen. Die Polizei war zwar mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Regeln setzten die Beamten allerdings nur selten durch. Bei nicht erlaubten Umzügen um den Stadtkern hielten sich die Einsatzkräfte ebenfalls zurück.

Corona-Demo in Kassel: Demonstranten überwiegend friedlich

„Eine konsequente Verhinderung des Entstehens von Ansammlungen oder ein konsequentes Auflösen verbotener Versammlungen hätte nach Einschätzung der Polizei zur Anwendung von Zwangsmitteln und damit einhergehend zu einer nicht unerheblichen Anzahl an Verletzten auf allen Seiten geführt“, teilt die Polizei mit. Die Teilnehmer seien augenscheinlich überwiegend aus dem bürgerlichen Lager gekommen und hätten insgesamt eher keine erkennbare Tendenz zu gewalttätigen Aktionen gezeigt.

Günter Rudolph, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, hatte das Einsatzkonzept der Polizei zuvor für gescheitert erklärt. Es sei ein „absolut unverständliches Zurückweichen des Staates“ gewesen, dass Tausende Corona-Leugner ohne Maske und ohne Abstand durch die Innenstadt von Kassel ziehen konnten.

Viele Demonstranten hielten sich nicht an die Auflagen. Sie trugen keine Maske und hielten keinen Abstand. Es kam zu Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten und der Polizei. Auch Journalisten wurden angegangen.

Viele Teilnehmer der Corona-Demo in Kassel hielten sich nicht an Auflagen

+++ 22.14 Uhr: Der allergrößte Teil der Demo-Teilnehmer hat laut Angaben der Polizei die Corona-Auflagen nicht eingehalten. Etwa 20.000 Personen haben am Samstag in Kassel gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Die Demonstranten seien weder den polizeilichen Auflösungsverfügungen nachgekommen, noch seien Hygiene- oder Abstandsregeln eingehalten worden, teilt die Polizei mit.

Während der Corona-Demo in Kassel habe es zu rund ein Dutzend Festnahmen wegen Straftaten, überwiegend wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Landfriedensbruchs, gegeben. Abschließende Zahlen liegen laut Angaben der Polizei noch nicht vor. Mittlerweile habe die allergrößte Anzahl der Personen, die sich heute in Kassel eingefunden hatten, den Stadtbereich wieder verlassen, teilt die Polizei mit. Die Polizei ist aktuell noch im Stadtgebiet im Einsatz. Am Vorgehen der Polizei gibt es teils massive Kritik. Ein Polizeisprecher sagte, man sei von der Zahl der Demonstranten überrascht worden.

Corona-Demo in Kassel: Polizei schien oftmals überfordert - Kritik vonseiten der SPD

+++ 21.52 Uhr: Busse und Bahnen in Kassel fahren wieder auf allen regulären Strecken. Allerdings muss nach wie vor mit teils erheblichen Verspätungen und einzelnen Fahrtausfällen im ÖPNV gerechnet werden, teilt die KVG mit.

+++ 20.53 Uhr: So einen Tag hat Kassel wohl noch nie erlebt. Mehr als 20.000 Menschen haben am Samstag gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert - trotz eines Verbots hielten sich die meisten von ihnen ohne Maske auf dem Friedrichsplatz auf und zogen später in endlos langen Zügen durch die Straßen.

Die Polizei schien oftmals überfordert und ließ die Demonstranten gewähren. Ein Sprecher sagte, man habe deeskalierend wirken wollen, sei aber von der großen Zahl der Teilnehmer überrascht worden. Etwa 15.000 Teilnehmer haben sich demnach im Bereich der Innenstadt von Kassel aufgehalten. „Mit dieser Anzahl von 20.000 Teilnehmern haben wir nicht gerechnet“, so der Sprecher. Die Polizei habe mit einer maximalen Teilnehmerzahl im unteren fünfstelligen Bereich gerechnet.

Heftige Kritik äußerte der Kasseler Bundestagsabgeordnete Timon Gremmels (SPD) gegenüber dem hr : "Es darf nicht sein, dass die Auflagen nicht umgesetzt werden. Es hätte viel mehr Polizei vor Ort sein müssen."

Kassel: Corona-Demonstranten haben sich am Samstag auf dem Friedrichsplatz versammelt.
Kassel: Corona-Demonstranten haben sich am Samstag auf dem Friedrichsplatz versammelt. © Alia Diana Shuhaiber

Corona-Demo in Kassel: „Mit 20.000 Teilnehmern haben wir nicht gerechnet“

Empört reagierten viele Menschen in den sozialen Medien auf ein Video, das Polizisten zeigt, die eine Fahrradsperre von Gegendemonstranten mit Gewalt aus dem Weg räumten. Die Polizei twitterte: "Im Netz kursieren Bilder und Videos, welche das Einschreiten von Einsatzkräften kritisch darstellen und die Polizei bei vermeintlichen Solidaritätsbekundungen zeigen. Wir nehmen das sehr ernst und werden die Sachverhalte intensiv aufarbeiten."

Friedlich verlief dagegen die genehmigte Kundgebung auf der Schwanenwiese in Kassel, wo Redner unter dem Applaus von etwa 6000 Menschen die Rücknahme aller Corona-Maßnahmen forderten.

Solidarität mit Demo-Teilnehmern? Kritik am Vorgehen der Polizei

+++ 19.52 Uhr: Ganz vorbei ist die Corona-Demo in Kassel noch nicht. Eine Polonaise feiernder Demonstranten hinter dem Staatstheater wurde nun aufgelöst. Dort tanzten mehr als hundert Menschen ohne Abstand zu Musik, nachdem der Friedrichsplatz geräumt wurde, das zeigt auch ein Video auf Twitter. Auf dem Friedrichsplatz nehmen Polizisten noch Personalien auf.

Nach den Ausschreitungen bei den Protesten in Kassel gibt es Kritik am Vorgehen der Polizei. Es sei „ein absolut unverständliches Zurückweichen des Staates“, dass Tausende von Corona-Leugnern ohne Masken und ohne Abstand durch die Innenstadt von Kassel ziehen konnten, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Günter Rudolph, laut der dpa. Kritik gibt es auch aufgrund von mutmaßlichen Solidaritätsbekundungen seitens der Polizei. Ein Foto auf Twitter zeigt eine Polizistin, die mit ihren Händen ein Herz formt. Neben ihr steht eine Demo-Teilnehmerin. Diese trägt ein Schild mit der Aufschrift „Schützt unsere Kinder vor diesem Wahnsinn“.

Corona-Demo in Kassel: Kritik am Vorgehen der Polizei

„Im Netz kursieren Bilder und Videos, welche das Einschreiten von Einsatzkräften kritisch darstellen und die Polizei bei vermeintlichen Solidaritätsbekundungen zeigen“, schreibt das Polizeipräsidium Nordhessen auf Twitter. Man nehme das sehr ernst und werde die Sachverhalte intensiv aufarbeiten. „Unsere Neutralität ist insbesondere bei Einsätzen anlässlich von Demonstrationen sehr wichtig. Verhalten, das gegen das Neutralitätsgebot der Polizei verstößt oder Zweifel daran aufkommen lässt, ist für uns nicht akzeptabel“, so die Polizei.

In Kassel haben am Samstag laut einer Schätzung der Polizei mehr als 20.000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Dabei wurden massiv die gerichtlich bestätigten Auflagen der Stadt missachtet. Viele Teilnehmer trugen zudem keinen Mund-Nasen-Schutz.

Corona-Demo in Kassel: „Machen das so lange, wie die Polizei uns lässt“

+++ 18.50 Uhr: Nach mehreren Ausschreitungen aufgrund der Corona-Demonstration, hat die Polizei mittlerweile damit begonnen den Friedrichsplatz zu räumen - und ist damit auch schon fast durch.

Die letzten Demonstranten ziehen über die Unterneustadt ab. Viele von ihnen sind mittlerweile auch alkoholisiert. Der Polizeihubschrauber kreist immer noch über der Innenstadt. Es ist das mögliche Ende eines ungewöhnlichen Tages, über den man in Kassel wohl noch lange reden wird.

Corona-Demo in Kassel: „Machen das so lange, wie die Polizei uns lässt“

+++ 18.17 Uhr: Mittlerweile ist ein Corona-Demonstrationszug fast am Kulturbahnhof Kassel angekommen. Die Teilnehmer laufen kreuz und quer durch die Innenstadt - immer dort entlang, wo die Polizei sie nicht aufhalten kann. Es ist wie ein Katz-und-Maus-Spiel. Einer der Teilnehmer sagt: „Wir machen das so lange, wie die Polizei uns lässt. Ich fahre erst morgen wieder nach Dresden zurück.“

Die Polizei konnte allerdings verhindern, dass die Demonstranten, die jetzt noch durch die Stadt ziehen, über die Treppenstraße wieder in die City kommen. Außerdem scheint sich die Menschenmenge vor dem Kulturbahnhof nun langsam aufzulösen.

Corona-Demo in Kassel: Demonstranten sorgen für Verkehrsprobleme

+++ 18 Uhr: Auch von der Treppenstraße aus werden keine Menschen mehr in den Bereich des Friedrichsplatzes gelassen. Zudem fahren Mannschaftswagen der Polizei durch die Königsstraße. Der große Demonstrationszug der Corona-Kritiker und „Querdenker“ zieht währenddessen weiter in und durch die Nordstadt - und sorgt für viele Verkehrsprobleme.

Neben der Kurt-Schumacher-Straße ist auch der Holländische Platz in Richtung Wolfhager Straße dicht. Stadtauswärts staut es sich in Kassel ebenfalls massiv: in der Frankfurter Straße muss jetzt die Stadtpolizei den Verkehr regeln.

Corona-Demo in Kassel: Demonstrationszug zieht durch die Nordstadt

+++ 17.47 Uhr: Scheinbar wollen viele Teilnehmer die Demonstration in Kassel noch nicht beenden. Erneut haben sich mehrere hundert Corona-Demonstranten auf den Weg vom Friedrichsplatz in Richtung Kulturbahnhof gemacht. Auf der Kurt-Schumacher-Straße werden sie von Polizisten gestoppt. Die Stimmung ist aggressiv. Die Demonstranten ziehen nun weiter Richtung Holländischer Platz.

Einige Demonstranten sind fast am Halit-Platz in der Nordstadt angekommen. Die Polizei versucht immer wieder, sie aufzuhalten, doch die Demonstranten gehen immer weiter. In der Moritzstraße wurden die Demonstranten bereits von Einwohnern mit mehreren Eimern Wasser aus dem vierten Stock nass gemacht.

Corona-Demo in Kassel: „Querdenker“ tanzen und grölen am Friedrichsplatz

+++ 17.13 Uhr: Auf Twitter wird die Polizei derzeit von Sympathisanten der „Querdenker“-Bewegung gelobt, da diese die Corona-Demonstranten frei gewähren lassen würden. Auch eine Teilnehmerin der Demonstration zeigt sich begeistert, „wie toll das hier läuft“.

Derzeit halten sich weitere Tausende Menschen im Bereich des Friedrichsplatzes in Kassel auf. Noch sollen etwa 2500 auf der Schwanenwiese sein. Während die Hecke hinter dem Amtsgericht als Freilufttoilette missbraucht wird, tanzen, grölen und skandieren „Querdenker“, die vor einer Reihe Polizisten stehen: „Die Mauer muss weg“. Die Einsatzkräfte haben mittlerweile eine Kette gebildet, sodass keine weiteren Personen mehr in den Bereich können.

Aufgabe der Polizei sei es nun, Schaden zu vermeiden, wie ein Sprecher sagt. Darum lässt man die Teilnehmer weiter durch die Stadt ziehen. Insgesamt sollen heute 20.000 Menschen in der Stadt gewesen sein. Die ersten Familien mit Kindern reisen ab.

Corona-Demo in Kassel: Journalistin von Teilnehmern attackiert

+++ 16.42 Uhr: Die Situation scheint wieder hässlicher zu werden. Während einer Journalistin soeben der Mund-Nasen-Schutz vom Gesicht gerissen wurde, laufen die Corona-Demonstranten jetzt kreuz und quer über die Fünf-Fenster-Straße. Wenige Meter weiter sperrt die Polizei nun die Obere Königsstraße und den Weg zum Rathaus.

Indes äußert sich SPD-Bundestagsabgeordneter Timon Gremmels zur Demonstration in Kassel: „Danke an die Ordnungskräfte von Stadt und Polizei, die unter Einsatz ihrer Gesundheit das grundgesetzlich geschützte Demonstrationsrecht sicherstellen“, schreibt Gremmels auf Twitter.

Völlig unakzeptabel sei, dass die Querdenker die Auflagen offensichtlich nicht einhielten. Der SPD-Politiker stellt infrage, ob genügend Einsatzkräfte vor Ort waren: „Ich unterscheide immer zwischen der Arbeit der Polizist*innen und im Einsatz vor Ort und der politischen Verantwortung von Polizeipräsident und Innenminister. Da stellt sich schon die Frage, warum offensichtlich zu wenig Kräfte vor Ort sind.“ 

Corona-Demo in Kassel: Demonstranten sammeln sich am Friedrichsplatz

+++ 16.27 Uhr: Im übervollem Königstor demonstrieren die Anwohner auf ihre Weise. Die Corona-Demonstranten winken zu ihnen hoch und brüllen „Maske runter“ und „Macht das Fenster zu“. Wieder andere Anwohner jubeln den „Querdenkern“ zu und bekommen dafür Applaus.

Am Friedrichsplatz in der Innenstadt sammeln sich nun wieder die Massen. Angesichts der Tatsache, dass einige Demonstranten noch im Westen und Osten von Kassel unterwegs sind, dürfte es hier nur noch voller werden.

Angesichts der Corona-Demonstration in Kassel werden einige Gegendemonstranten kreativ.
Angesichts der Corona-Demonstration in Kassel werden einige Gegendemonstranten kreativ. © Diana Rissmann

Corona-Demo in Kassel: Demonstranten kehren wohl zurück zur Innenstadt

+++ 16 Uhr: Der Corona-Demonstrationszug bewegt sich über das Königstor nun wieder zurück in Richtung Innenstadt von Kassel. Auf der Schwanenwiese ist die Kundgebung nun beendet. Einige Teilnehmer rufen „Frieden“ und „Freiheit“. Tausende ziehen nun durch die Unterneustadt ebenfalls in Richtung Innenstadt

Corona-Demo in Kassel: Stockender Verkehr im Vorderen Westen

+++ 15.40 Uhr: Ein Corona-Demonstrationszug bewegt sich aktuell über die Friedrich-Ebert-Straße in Kassel. Bis auf einen Polizeihubschrauber, der die Lage aus der Luft beobachtet, sind hier allerdings keine Einsatzkräfte zu sehen. Aufgrund der Vielzahl an Demonstranten kommt es in den umliegenden Nebenstraßen zu Verkehrsstockungen. Dafür scheint es in der Innenstadt nun ruhiger zu werden.

Auf der Schwanenwiese steht die letzte Rednerin am Mikrofon und beklagt, dass niemand mehr seine Meinung sagen dürfe. Anschließend sagt sie sehr ausführlich ihre Meinung. „Spätestens in 29 Minuten“ werden sich tausende Teilnehmer zurück auf dem Weg in die Stadt machen.

Corona-Demo in Kassel: Polizei geht mit Wasserwerfer gegen Demonstranten vor

+++ 15.08 Uhr: Auch am Altmarkt kamen nach Angaben der Polizei Wasserwerfer zum Einsatz. Dort kam es zu Flaschenwürfen und es wurde versucht, Absperrungen zu durchbrechen. Das konnte man verhindern, heißt es. Auf Twitter erscheinen Videos, die den Einsatz zeigen.

Die Polizei schätzte am Nachmittag die Zahl der Corona-Demonstranten auf rund 10.000 im gesamten Innenstadtbereich. Die hessischen Kräfte erhalten in Kassel Unterstützung aus Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Rheinland-Pfalz. 

Corona-Demo in Kassel: Sind zu wenige Einsatzkräfte vor Ort?

+++ 14.50 Uhr: Vor wenigen Minuten stand ein Redner mitten auf dem Steinweg, um zu Corona-Demonstranten zu sprechen - allesamt ohne Masken. Die Polizei reagiert nun und will die Versammlung am Friedrichsplatz auflösen. Teilnehmer werden aufgefordert, einen Mund-Nasen-Schutz aufzuziehen. Darüber hinaus wird über Lautsprecherdurchsagen die Auflösung bekannt gegeben. Es scheinen jedoch viel zu wenig Einsatzkräfte vor Ort zu sein, da die Durchsage von Megafonen der „Querdenker“ übertönt wird.

Auf der Schwanenwiese in Kassel sagt Organisatorin Sunny, dass Wasserwerfer in der Nähe seien. Und wieder ein Appell an die Polizei: „So was brauchen wir hier nicht.“ Kurz darauf bittet sie die Teilnehmer, medizinische Masken anzuziehen. Keiner zieht eine auf. Wenig später heißt es, die Versammlung stehe kurz vor der Auflösung. Erst daraufhin achten die Teilnehmer auf etwas mehr auf Abstand.

Corona-Demo in Kassel: Polizei greift in Innenstadt durch

+++ 14.25 Uhr: Der Rapper SchwrzVyce sorgt für den vorläufigen Stimmungshöhepunkt auf der Schwanenwiese. Die Teilnehmer bouncen zu Zeilen wie „Fake News Media. Der Widerstand ist da.“ Anschließend reden ihm alle den Satz nach: „Unser Land wird von Verbrechern regiert.“ Selbst ganz normale Rentner und Familien machen mit.

Am Opernplatz läuft noch die Gegendemonstration - mittlerweile gut geschützt von der Polizei. Die Demonstranten rufen in Richtung „Querdenker“: „Haut ab!“. Über die Lutherstraße in Kassel versuchen Corona-Demonstranten derzeit, in die Innenstadt zu gelangen. Die Polizei greift allerdings entschlossen durch - und wird dafür verbal hart angegangen.

Teilnehmer der Corona-Demonstration auf der Schwanenwiese in Kassel.
Teilnehmer der Corona-Demonstration auf der Schwanenwiese in Kassel. © Matthias Lohr

Corona-Demo in Kassel: Bus- und Bahnverkehr teilweise eingestellt

+++ 14.05 Uhr: Ein Teil der Corona-Demonstranten zieht nun die Wilhelmshöher Allee in Kassel hinunter Richtung Innenstadt. Dadurch gibt es aktuell ein Verkehrschaos in der Querallee und der Schönfelder Straße. Es ist unklar, wie viele Demonstrationsteilnehmer und „Querdenker“ sich derzeit auf der Schwanenwiese, dem eigentlichen Veranstaltungsort der Demonstration, aufhalten.

Der Bus- und Bahnverkehr in der Innenstadt ist weiterhin eingestellt. Darüber hinaus sind die Strecken Altmarkt bis Platz der Deutschen Einheit, Stern bis Holländische Straße, Altmarkt bis Weserspitze, die Fünffensterstraße, die Wilhelmshöher Allee und die Friedrich-Ebert-Straße gesperrt. Auf fast allen Bahn- und Buslinien gibt es teils erhebliche Verspätungen, auch fallen einzelne Fahrten aus. Aktuell fahren nur die Linien 4 und 8 ab der Haltestelle Sandershäuser Straße Richtung Lossetal weitgehend im Fahrplan, teilt die KVG mit.

Corona-Demo in Kassel: Polizei setzt Wasserwerfer ein

+++ 13.40 Uhr: In der Innenstadt kommen weitere Corona-Demonstranten vom Ständeplatz Richtung Rathaus gelaufen. Die Polizei versucht nun, die beiden Gruppierungen auseinander zu halten und setzt auch einen Wasserwerfer ein.

Auf der Schwanenwiese kritisiert Veranstalter Sunny derweil die Polizei, die in Kassel auf Demonstranten eingeprügelt habe: "Warum tut ihr das? Bleibt friedlich. Wir sind friedlich." Einer der Organisatoren schätzt, dass mittlerweile mehr als 10.000 Teilnehmer vor Ort sind. Fragt man ihn, warum niemand eine Maske trägt, sagt er: "Viele haben ein Attest."

Corona-Demo: In der Innenstadt von Kassel treffen Demonstranten und Gegendemonstranten aufeinander.
Corona-Demo: In der Innenstadt von Kassel treffen Demonstranten und Gegendemonstranten aufeinander. © Florian Hagemann

Corona-Demo in Kassel: Demonstration auf der Schwanenwiese beginnt

+++ 13.25 Uhr: Erster Redner auf der Corona-Demo auf der Schwanenwiese ist der Anwalt Reiner Füllmich, der von den Besuchern wie ein Popstar gefeiert wird. Applaus bekommt er auch für seinen Satz, in Deutschland gebe es ein faschistisch-totalitäres System. Am Ende gibt er den Zuhörern den Tipp, Sonnenlicht sei das beste Desinfektionsmittel.

In der Innenstadt von Kassel sind allerdings nach wie vor sowohl Demonstranten als auch Gegendemonstranten unterwegs. Während Journalisten am Friedrichsplatz bedrängt und mit „Lügenpresse“-Rufen beschallt werden, werden Anwohner dazu aufgerufen, sich anzuschließen und durch die Stadt zu laufen. Auch mannheim24.de* berichtet darüber. Die wenigsten bewegen sich, wie gefordert, Richtung Schwanenwiese. Die Polizei spricht von mehreren Angriffen auf Einsatzkräfte.

Corona-Demo in Kassel: Polizei räumt Blockade

+++ 13.11 Uhr: Zurzeit versucht die Polizei die Corona-Demonstranten und die Gegendemonstranten zu trennen - das klappt an einigen Stellen nur bedingt. Auf einem Video auf Twitter ist auch zu sehen, wie Polizisten eine Blockade von Gegendemonstranten in Kassel räumt.

Außerdem hat die Polizei bestätigt, dass die Teilnehmerzahl auf der Schwanenwiese bereits im vierstelligen Bereich liegt. Man habe aktuell noch weiteren Zulauf gestattet. Die Situation sei weiterhin dynamisch, so der Polizeisprecher. So befinden sich aktuell kleinere Gruppen in verschiedenen Teilen von Kassel unter anderem im Bereich Weserspitze und Wolfhager Straße. Die Teilnehmerzahl sei daher schwer einzuschätzen. Die Stimmung ist teilweise aufgeheizt, so der Sprecher.

Ein Demonstrant auf der Corona-Demo in Kassel.
Ein Demonstrant auf der Corona-Demo in Kassel. © Andreas Lukesch

Corona-Demo in Kassel: Teilnehmer gehen aufeinander los

+++ 12.55 Uhr: Ursprünglich sollte sich die Corona-Demonstration der Kritiker und sogenannten „Querdenker“ auf den Platz der Deutschen Einheit und die Schwanenwiese im Osten von Kassel beschränken. Davon ist nichts mehr zu erkennen. Mitunter auf dem Königsplatz treffen Demonstranten auf Gegendemonstranten, neben heftigen Wortgefechten trafen hier auch bereits Fäuste aufeinander - obwohl von beiden Seiten immer wieder „Keine Gewalt“ gerufen wird.

Der Königsplatz wird indes geräumt, die Polizei gibt per Lautsprecher durch, dass nur die Demo auf der Schwanenwiese erlaubt sei. Zwischen dem Entenanger und dem Königsplatz kommt es aktuell allerdings zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Die Polizei setzt auch Pfefferspray ein.

Der Straßenbahnverkehr in der Innenstadt ist komplett eingestellt, teilt die Polizei auf Twitter mit.

Corona-Demo in Kassel: Ausschreitungen in der Innenstadt

+++ 12.38 Uhr: Laut Polizei kam es aufgrund der verbotenen Versammlungen mit Ausschreitungen in der Innenstadt von Kassel bereits zum Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock. Darüber berichtet auch fuldaerzeitung.de*. Wasserwerfer stehen bereit, ein Hubschrauber verschafft sich einen Überblick, heißt es von der Polizei auf Twitter. Am Königsplatz treffen aktuell „Querdenker“ und Gegendemonstranten aufeinander. Die Stimmung ist aufgeladen. Wie uns ein Augenzeuge berichtet, soll außerdem ein Pressefotograf von zwei Personen zusammengeschlagen worden sein.

Sunny, Ilhan und Jan, die die Corona-Demo angemeldet haben, haben die Veranstaltung gerade eröffnet. Sie seien ganz normale Bürger, die gegen die unverhältnismäßigen Maßnahmen protestieren. „Unsere Grundrechte“, sagt Ilhan, „sind nicht verhandelbar.“ Unter Applaus fordern sie die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen.

Corona-Demo in Kassel: Demonstranten wollen Polizeisperre durchbrechen

+++ 12.26 Uhr: In der Innenstadt von Kassel droht die Situation zu eskalieren. Während der Steinweg seit einigen Minuten Richtung Pferdemarkt gesperrt ist, versuchen nun Corona-Demonstranten eine Polizeisperre zu durchbrechen. Ein Wasserwerfer fährt bereits die Lutherstraße entlang.

Die Königsstraße ist für den Öffentlichen Nahverkehr jetzt in beide Richtungen gesperrt, weil sich dort zu viele Menschen aufhalten. Die Bahnen werden über Stände- und Scheidemannplatz umgeleitet. Das betrifft auch die Buslinien 10, 16, 17 und die NVV-Linien 30, 32, 37, 52, 100 und 500. Die KVG empfiehlt, die Innenstadt weiträumig zu umfahren.

Corona-Demo: Chaotische Szenen in der Innenstadt von Kassel

+++ 12.10 Uhr: Aktuell sind viele Teilnehmer auf dem Steinweg unterwegs - auch zwischen fahrenden Autos. Wie die Polizei mitteilt, handelt es sich dabei aber wohl eher um eine spontane Aktion, da viele Menschen aus der Innenstadt in Richtung Schwanenwiese laufen. Man sei dabei, sich einen Überblick zu verschaffen.

Sowohl um den Lutherturm herum als auch an der Karlsaue haben sich nun diverse Gruppen eingefunden. Wie das „Bündnis gegen Rechts“ berichtet, versuchen Corona-Demonstranten sogar Polizeisperren zu durchbrechen. Ein Live-Stream auf Twitter zeigt aktuell regelrecht chaotische Zustände in der Innenstadt von Kassel.

Corona-Demo in Kassel: Gegendemonstranten wollen Zeichen setzen

+++ 11.52 Uhr: Die Gegendemonstration in Kassel wird vom „Bündnis gegen Rechts“ veranstaltet, welches ein Zeichen für Solidarität und gegen die sogenannten „Querdenker“ setzen will, so Organisator und Linken-Landtagsabgeordneter Torsten Felstehausen.

Mit dabei ist auch Feline Hoffmann. Die 20-Jährige hat ein Plakat entworfen, auf dem steht: „Wir geben unsere Straßen nicht her für Schwurbeleien.“ Sie sagt, es sei wahnsinnig wichtig, ein Zeichen zu setzen, wenn man mitbekäme, dass in unsere Stadt die selbst ernannten „Querdenker“ reisen und ihre Corona-Verschwörungstheorien verbreiten könnten.

Kassel: Corona-Demonstranten halten sich kaum an Maskenpflicht

+++ 11.33 Uhr: Während die Teilnehmeranzahl auf der Schwanenwiese in Kassel derzeit noch recht überschaubar ist, herrscht vor dem Staatstheater und dem Fridericianum schon mehr Betrieb. Viele der Corona-Demonstranten halten sich nicht an die Maskenpflicht.

Laut Polizei wird die Veranstaltung nun etwas nach hinten verschoben, da man viele Teilnehmer von der Aue zur Schwanenwiese leiten müsse. Man geht derzeit davon aus, dass die zuvor genannte Zahl von 6000 Demonstranten realistisch ist. Laut den Veranstaltern läuft das Verfahren am Bundesverfassungsgericht noch. Würde ihrer Beschwerde recht gegeben, könnten sie noch auf die Karlswiese ausweichen. Dort würde die Kundgebung ohne Bühne stattfinden.

Auf dem Opernplatz läuft derweil schon eine Gegendemonstration. Aktuell fahren die Trams noch durch die Königsstraße.

Corona-Demo in Kassel: Auf dem Opernplatz haben sich bereits Gegendemonstranten eingefunden.
Corona-Demo in Kassel: Auf dem Opernplatz haben sich bereits Gegendemonstranten eingefunden. © Florian Hagemann

Kassel: Polizeihubschrauber im Einsatz - KVG vermeldet Fahrplanänderungen wegen Corona-Demo

+++ 11.04 Uhr: Ein Polizeihubschrauber ist bereits über Kassel unterwegs. Er fliege derzeit entsprechende Stellen im Stadtgebiet ab, um den Zulauf zur Innenstadt von oben im Blick zu haben, heißt es von der Polizei. Darüber hinaus ist mittlerweile die Yorckstraße nahe dem Platz der Deutschen Einheit gesperrt.

Die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) weist auf ihren Infotafeln darauf hin, dass es aufgrund der Corona-Demonstration zu Veränderungen im Fahrplan kommen kann. Bereits gestern hieß es, man sei fest entschlossen, heute mit Bussen und Bahnen zu fahren, wo und wie dies auch immer möglich ist. Man habe anhand der Informationen über die Versammlungen mehrere Varianten für die Bus- und Bahnlinien in der Stadt Kassel entwickelt und einen Ersatzverkehr mit Bussen organisiert. Fahrgäste sollen sich aber auf längere Fußwege und Fahrzeiten einstellen, bei weiteren Streckensperrungen würden eventuell zusätzliche Umstiege von Straßenbahnen in Ersatzbusse erforderlich sein, teilt die KVG mit.

Corona-Demo in Kassel: Menschen in Bussen ohne Abstand und Maske

Update vom Samstag, 20.03.2021, 10.38 Uhr: Ein silberner Reisebus gefüllt mit Menschen ohne Abstand und Maske fuhr eben über die Frankfurter Straße in Richtung Innenstadt. Die Bundespolizei weist auf Twitter nochmal alle Anreisenden an den Bahnhöfen in Kassel auf die Maskenpflicht hin.

Forscher des Wirtschaftsinstituts ZEW in Mannheim und der Humboldt-Universität Bonn konnten in der Vergangenheit bereits Auswirkungen auf Corona-Infektionen durch Busfahrten feststellen. Die Untersuchung stützt sich dabei auf das Corona-Infektionsgeschehen* in den Landkreisen, in denen Busunternehmen Fahrten zu den Demos angeboten hatten. Laut den Wissenschaftlern stieg die 7-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche - dort deutlich stärker als in Kreisen, in denen die Busunternehmen keine Reisen anboten.

Corona-Demo: Menschen aus ganz Deutschland reisen nach Kassel

An den Giesewiesen und am Auedamm stehen zudem mehrere Dutzend Wohnwagen mit Kennzeichen aus ganz Deutschland: darunter etwa Städte wie Nürnberg, Stuttgart, Fürth und Cuxhaven. Die Polizei ist an der Orangerie und damit um die Karlswiese mit einem Großaufgebot vertreten. Die Fuldabrücke ist jedoch frei und es sind auch keine Absperrungen erkennbar, die kurzfristig aufgestellt werden könnten. Vorbereitungen auf der Schwanenwiese laufen, wo die Großkundgebung gegen die Corona-Maßnahmen nach jetzigem Stand stattfinden soll.

Während die Organisatoren Teilnehmern per Telegram weiterempfehlen, in die Innenstadt zu gehen, ist die Bühne auf der Schwanenwiese längst aufgebaut. Einer der ersten Besucher auf der Schwanenwiese sagt: „Ganz schön eng hier. Die Karlswiese wäre so schön gewesen. Der schönste Platz in Kassel.“

Kassel: Corona-Großdemo soll auf der Schwanenwiese stattfinden

Erstmeldung vom Samstag, 20.03.2021, 10.15 Uhr: Kassel - Trotz Bemühungen der Stadt Kassel wird die umstrittene Groß-Demo gegen die Corona-Maßnahmen* am heutigen Samstag (20.03.2021) stattfinden. Geplant ist allerdings, dass sich die Veranstaltung auf die Schwanenwiese und dem Platz der Deutschen Einheit beschränkt. Zudem soll sich die Teilnehmeranzahl auf 6000 beschränken. Das hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) am Freitagabend (19.03.2021) entschieden.

Unseren Informationen zufolge haben die Veranstalter allerdings Einspruch beim Bundesverfassungsgericht eingelegt - mit dem Ziel: Auf der Karlswiese sollen wie geplant 17.500 Teilnehmer demonstrieren können. Zuvor ist die Veranstaltung von der Museumslandschaft Hessen-Kassel (MHK) am Donnerstag (18.03.2021) untersagt worden.

Corona-Demo: Polizei Kassel bereitet Großeinsatz vor - Mehrere Gegendemos erwartet

Aufgrund der geplanten Corona-Demo in Kassel* bereitet sich die Polizei indes auf einen Großeinsatz vor. In einer Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Nordhessen heißt es: „Aufgabe der Polizei ist es am Samstag, aufgrund der an diesem Tag bestehenden, gültigen Rechtsprechung allen Menschen die Teilnahme an nicht verbotenen Versammlungen zu ermöglichen sowie gerichtlich bestehende Versammlungsverbote durchzusetzen.“

Zugleich wurden mehrere Gegenveranstaltungen angemeldet – unter anderem vom Bündnis gegen Rechts auf dem Opernplatz. Bislang ist unklar, ob die Demonstranten aufeinander treffen oder an verschiedenen Standorten protestieren werden. Aufgrund der verschiedenen Veranstaltungen und dem Großaufgebot der Polizei ist mit Verkehrsbehinderungen im Osten der Stadt sowie Einschränkungen im Öffentlichen Nahverkehr zu rechnen.

Kassel: Wird die Corona-Demo zum Superspreader-Event?

Der Gemündener Aerosolforscher Gerhard Scheuch erwartet kein Superspreader-Event: „Bei solchen Demos kann es zwar zu einzelnen Ansteckungen kommen, aber nie zu einer Cluster-Infektion wie in Innenräumen“, so Scheuch gegenüber der HNA. (Alia Diana Shuhaiber, Florian Hagemann, Matthias Lohr und Nail Akkoyun) *hna.de, mannheim24.de und fuldaerzeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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