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Leser werden via Instagram zu Co-Autoren - Sebastian Fitzek: „Der Austausch inspiriert mich“

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Von: Hanna Maiterth

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Corona-Krise: Autor Sebastian Fitzek unterstützt Buchhandel mit Instagram-Projekt
Schriftsteller Sebastian Fitzek © Gene Glover/nh

Mit den Folgen von Corona hat auch der Buchhandel zu kämpfen. Autor Sebastian Fitzek will mithilfe eines Instagram-Projekts helfen. Seine Fans werden dabei zu Co-Autoren.

Spenden sammeln für den von der Corona-Krise gebeutelten Buchhandel. Dieses Ziel verfolgt der deutsche Thriller-Autor Sebastian Fitzek mit seinem Projekt #wirschreibenzuhause.

Knapp einen Monat lang hat er Fans auf seinem Instagram-Kanal mit Live-Videos beim Schreiben einer Geschichte unterstützt. Die besten Geschichten werden in einem Buch abgedruckt – mit Kurzgeschichten bekannter Autoren. Die Einnahmen sollen in den krisengebeutelten Buchhandel fließen. Wir sprachen mit Fitzek über das Projekt, seine Rolle als Mentor und das Coronavirus.

Autor Sebastian Fitzek im Interview: Mit Instagram-Projekt Spenden sammeln

In Amerika sammeln Prominente mit der „All In Challenge“ Spenden, Sie tun das mit #wirschreibenzuhause. Warum?

(lacht) Das ist bei mir keine bewusste strategische Entscheidung gewesen. Wenn ich eine Idee habe, die es so in der Form noch nicht gibt, dann probiere ich das gerne aus. So war das auch bei #wirschreibenzuhause.

Wie ging es weiter?

Ich habe auf meinem Instagram-Kanal gefragt, wer die Zwangspause in der Corona-Krise nutzen will, um gemeinsam ein Buch zu schreiben. Diese Idee wurde begeistert aufgenommen. Viele haben sich mit dem Schreiben einer Geschichte einen lang gehegten Traum erfüllt, andere wollten etwas Gutes tun oder die Zeit produktiv nutzen.

Sebastian Fitzek schreibt gemeinsames Buch mit Lesern - Großes Interesse

Was haben Sie bei dem Projekt unterschätzt?

Die hohe Zahl der Interessierten. Die Livevideos haben sich immer um die 10.000 Personen angeschaut. Da kommen bestimmt mehr als 1000 Kurzgeschichten zusammen. Zum Glück habe ich ein großes Team und wir teilen uns die Aufgaben. Im Handel wird es das Buch allerdings nicht vor September geben.

Womit hatten die Teilnehmer die größten Schwierigkeiten?

Viele hatten die falschen Fragen im Kopf. Das hat mich an meine Anfangszeit erinnert. Sie haben sich Gedanken über Formalien gemacht – wie die Anzahl der Seiten, die Schriftgröße und die Erzählperspektive – statt sich mit Inhalt und Kreativität zu beschäftigen. Aber es gibt keine Regeln in der Kreativität und diese Freiheit verwirrt viele.

Warum sollte man schreiben?

Schreiben hat viele positive Auswirkungen. Es ist zum Beispiel eine anerkannte Therapieform, die hilft, Gedanken greifbar zu machen. Außerdem erfordert Schreiben eine absolute Fokussierung und lässt uns in eine andere Welt abtauchen. Das hat einen reinigenden Effekt, gerade jetzt in der Coronazeit.

Sebastian Fitzek im Interview: „Kreativität entsteht nie aus dem Nichts“

Sie waren Mentor bei #wirschreibenzuhause und bei Vincent Klieschs zweitem Band von „Auris“. Was gefällt Ihnen an der Mentoren-Rolle?

Die Rolle schärft meinen Verstand und der Austausch inspiriert mich. Denn jeder Mentor bekommt etwas zurück. Rückfragen schulen und regen zum Denken an. Schreiben an sich ist einsam. Aber davor und danach ist es ein sehr kommunikativer Prozess. Denn Kreativität entsteht nie aus dem Nichts. Ich ziehe meine Ideen immer aus dem Kontakt mit Menschen. Deshalb habe noch immer einen Schreibtisch bei dem Radio, bei dem ich volontiert habe.

Für Oktober haben Sie nun auch Ihr neues Buch „Der Heimweg“ angekündigt, hatten Sie in der Corona-Zeit schon Langeweile?

Nein, gelangweilt habe ich mich definitiv nicht. Das lässt die Nachrichtenlage auch gar nicht zu, über die ich dann auch auf die Idee zu #wirschreibenzuhause gekommen bin. Außerdem befinde mich in den letzten Zügen für „Der Heimweg“ und ich hatte in den letzten Wochen mehr Meetings als in der Zeit davor, virtuell natürlich. Ich wünsche mir, mal wieder ganz entspannt im Straßencafé zu sitzen. Was aktuell natürlich nicht möglich ist.

Sebastian Fitzek: Corona-Pandemie - Ein Thriller, der „für Milliarden Menschen real geworden“ ist

Tödlicher Virus, Corona-Pandemie: Kommen Sie sich vor wie im Thriller?

Leider ja. Es ist, als wäre ein hypothetischer Thriller für Milliarden Menschen real geworden. In der Fiktion könnte ich allerdings einen Impfstoff herbeizaubern. In der Realität diktiert das Virus die Maßnahmen.

Zur Person

Sebastian Fitzek (48) wurde 1971 in Berlin geboren, wo er immer noch lebt. Seit seinem Debüt „Die Therapie“ (2006) steht er mit seinen Romanen regelmäßig ganz oben auf den Bestsellerlisten und gilt als bekanntester deutscher Thriller-Autor. Er lebt getrennt von seiner Frau, mit der er zwei Kinder hat.

Von Hanna Maitherth

Wenn der Regen an das Fenster prasselt - das findet Sebastian Fitzek gemütlich. Andere Geräusche machen den Bestseller-Autoren dagegen ein bisschen aggressiv.

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