Klinik erklärt Münchnerin für tot: Mehrere schlimme Fehler bekannt - „mit nichts zu rechtfertigen“

Eine Krankenschwester erhält die Nachricht vom Tod ihrer Schwester nach einer Coronavirus-Infektion. Doch ein weiterer Anruf aus der Münchner Klinik ändert alles.
- In Zeiten des Coronavirus* bekommen viele Menschen traurige Nachrichten.
- So auch Andrea aus Unterhaching, die von einer Münchner Klinik die Nachricht vom Tod ihrer Schwester überbracht bekam.
- Zwei Tage später erhielt sie jedoch erneut einen Anruf, der sie vom Glauben abfallen ließ.
Update, 2. Mai, 11.22 Uhr: Nun werden weitere Details zu der gravierenden Verwechslung (siehe unten) bekannt. Wie tz.de* berichtet, durfte Andrea ihre Schwester mittlerweile unter strengen Vorsichtsmaßnahmen besuchen. So konnte sie ihrem Neffen sagen: „Es stimmt. Die Mama lebt.“
Außerdem ist nun klar, dass es sich beim Krankenhaus um das Klinikum Neuperlach handelt. Wie die tz aus Klinikkreisen erfuhr, kam es folgendermaßen zu der Verwechslung: Der Zustand der Corona*-Patientin hatte sich während einer Nacht dramatisch verschlechtert. Sie wurde auf die Intensivstation verlegt. Ihre Kleidung wurde in eine Tüte verpackt, versehen mit einer Nachricht, dass die Patientin nun auf Intensiv liegt. Am Morgen fand ein ehrenamtlicher Helfer den Beutel. Er fragte nach der Besitzerin. Weil gerade Schichtwechsel auf der Station war, bekam er nur die schnelle Antwort zugerufen: „Der Zustand der Patientin hat sich verschlechtert, wir wissen nicht, ob sie verstorben ist.“ Fatal: Der Helfer brachte die Tüte ins Sterbebüro. Die Angestellte dort übersah den beigefügten Zettel. Sie rief bei der Familie an - entgegen der Dienstanweisung, wonach nur Ärzte Hinterbliebene anrufen dürfen.
Ein Arzt der Klinik: „Wir haben alles gegeben, um die Patientin zu retten, haben wochenlang um sie gekämpft. Am Ende waren wir überglücklich, dass wir sie über den Berg bringen konnten. Und dann passiert so ein Fehler, der mit nichts zu rechtfertigen ist. Das tut uns sehr, sehr leid für die Angehörigen.“ Auch für die Klinikmitarbeiter sei es „frustrierend, weil wir eigentlich ein Menschenleben gerettet haben - und nun wird dies durch so einen Fehler getrübt“. Es sei ein „Tiefschlag“ für Hunderte Mitarbeiter der Städtischen Kliniken, die sich um die Covid-19-Patienten kümmern – und bundesweit als besonders erfahren gelten.
Münchner Klinik erklärt Corona-Patientin für tot - Tage später erfährt Schwester von schwerem Fehler
Unterhaching - In der Corona-Krise erleben viele Menschen Schicksalsschläge. Von einem besonders heftigen Erlebnis berichtet nun auch eine Krankenschwester aus Unterhaching. Gegenüber Bayern 3 erzählt sie ihre unglaubliche Corona-Geschichte.
Andrea, so lautet der Name der Krankenschwester aus Unterhaching, hatte die schreckliche Nachricht erhalten, dass ihre Schwester an den Folgen des Coronavirus* gestorben sei. Sie war in einem Krankenhaus in München behandelt worden. Ihrem elfjährigen Neffen die Nachricht vom Tod der Mutter beizubringen, war dabei besonders hart. Die alleinerziehende Mutter arbeitete in einer Klinik für Senioren und hatte sich wohl dort mit dem Coronavirus* infiziert.
Coronavirus-Geschichte aus Unterhaching: „Verwechslung“ in Klinik in München
Zwei Tage und zwei Nächte ging Andrea davon aus, dass ihre Schwester tot sei. Sie plante bereits die Beerdigung. Dann folgte allerdings eine Nachricht, mit der niemand gerechnet hatte: Im Krankenhaus war es zu einer „Verwechslung“ gekommen. Andreas Schwester ist am Leben.
Wie Andrea im Interview mit Bayern 3 erklärt, sei ihre Schwester am Wochenende vor Ostern auf die Intensivstation einer Münchner Klinik eingeliefert worden. Dort wurde sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Telefonisch erkundigte sich Andrea nach dem Zustand der Corona*-Patientin. Schließlich erhielt sie jedoch einen Anruf aus dem Sterbebüro des Krankenhauses - ihre Schwester habe den Kampf gegen Covid-19* verloren.
„Ich war völlig geschockt, habe sofort meinen Arbeitsplatz verlassen. Ich arbeite ja auch in einer Klinik, bin dann zu meiner Familie und habe denen erstmal die Nachricht überbracht. Ich musste meinem elfjährigen Neffen beibringen, dass seine Mutter gestorben ist“, sagt sie im Interview. Und: „Es gibt nichts Schlimmeres für ein Kind als so eine Nachricht.“
Krankenschwester erhält Nachricht vom Corona-Tod ihrer Schwester - Dann folgt ein weiterer Anruf
Zwei Tage später fuhr Andrea in die Klinik, um die Sachen ihrer Schwester abzuholen. Unter anderem ihren Geldbeutel, ein Foto ihres Kindes sowie der Wohnungsschlüssel. Als die Krankenschwester schließlich wieder unterwegs ist, erhält sie einen Anruf aus dem Krankenhaus. „Es ging los mit den Worten: Bitte regen Sie sich jetzt nicht auf. Setzen Sie sich am besten. Es gab da eine Verwechslung. Ihre Schwester ist gar nicht verstorben. Es geht ihr gut soweit“, so Andrea.
Obwohl sie zunächst wahnsinnige Erleichterung verspürte, war Andrea auch fassungslos. „Ich habe meine Schwester ja nicht gesehen“, sagt sie, „weder vorher noch nach dieser Todesnachricht.“ Durch die strengen Corona-Maßnahmen* sei dies nicht möglich gewesen. „Im Nachhinein fragt man sich natürlich: Wie kann sowas passieren?“, rätselt die Krankenschwester.
Alle hätten sich im Schockzustand befunden - allen voran natürlich der elfjährige Sohn der vermeintlich Toten. „Wir haben dann natürlich gehofft: Hoffentlich überlebt sie das wirklich, sie war ja noch nicht über den Berg! Wenn jetzt tatsächlich nochmal die Nachricht gekommen wäre, sie wäre verstorben, dann wären wir glaube ich alle durchgedreht“, sagt Andrea.
Corona-Verwechslung in Klinik in München: Schwester geschockt über Vorfall - „So ein Fehler...“
Mittlerweile wurde ihre Schwester auf eine normale Station verlegt und ist auf dem Weg der Besserung (Stand 30. April). Schockiert über den Fehler in Zeiten der Corona-Krise* ist Andrea immer noch. „Da ich ja selber in diesem Bereich arbeite, weiß ich, überall wo Menschen arbeiten, da passieren Fehler. Normal. Aber so ein Fehler dürfte halt nicht passieren“, sagt sie im Bayern 3-Interview.
Gegenüber des Radiosenders hat die Klinik nun eine Stellungnahme abgegeben. Man bedauere die tragische Verwechslung außerordentlich. „Der behandelnde Chefarzt steht persönlich mit den Angehörigen in Kontakt. Es handelt sich dabei um einen menschlichen Fehler im Verwaltungsablauf“, heißt es darin.
nema
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