Neue Corona-Lage: Wieler fürchtet „noch nicht gesehene Dynamik“ - und weicht pikanter Frage immer wieder aus
Das RKI hat mit seiner Maßnahmen-Forderung viel Wirbel erzeugt. Lauterbach lobt am Mittwoch die Zusammenarbeit, Wieler bleibt unkonkret. Die Pressekonferenz zum Nachlesen
- Das RKI überraschte vor der MPK am Dienstag mit radikalen Forderungen. Karl Lauterbach kritisierte das Vorgehen scharf. (siehe Erstmeldung)
- Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz verteidigt RKI-Chef Wieler sein Verhalten. (siehe Update vom 22. Dezember, 12.58 Uhr)
- Lauterbach betont die Unabhängig des RKIs und betont dessen zentrale Rolle für die wissenschaftliche Bewertung der Lage. (siehe Update vom 22. Dezember, 13.05 Uhr)
- Dieser News-Ticker wird regelmäßig aktualisiert.
Update vom 22. Dezember, 14.03 Uhr: Nach einer guten Stunde ist die Pressekonferenz mit Lothar Wieler und Karl Lauterbach beendet. Die wichtigsten Aussagen im Überblick:
- Karl Lauterbach warnte vor der fünften Welle, die durch die Omikron-Variante droht. In der Bekämpfung setze man auf die Booster-Kampagne.
- Lothar Wieler (RKI) betonte, dass mit Omikron eine neue Dynamik in das Pandemie-Geschehen komme. Er forderte daher dazu auf, auch über Weihnachten Kontakte zu reduzieren und Reisen zu vermeiden.
- Obwohl das RKI am Dienstag (21. Dezember) Verschärfungen der Corona-Regeln mit sofortiger Wirkung gefordert hat, blieb eine konkrete Kritik an den Beschlüssen seitens Lothar Wielers aus. Die Länder könnten die Maßnahmen auch früher ergreifen und die Bevölkerung könne sich auch unabhängig von den Vorgaben, stärker einschränken, so Wieler.
- Warum das RKI abweichende, verschärfte Maßnahmen gefordert hat - anders als der Bund es vorhatte, wollte Wieler nicht konkret kommentieren. „Dazu habe ich nichts hinzuzufügen“, sagte der RKI-Präsident mehrfach in der Pressekonferenz. Eine Bewertung der Bund-Länder-Beschlüsse gab er nicht ab. Seine persönliche Sicht auf politische Maßnahmen sei „irrelevant“.
- Lauterbach betonte hinsichtlich des Konflikts, dass er das RKI als unabhängiges Institut sehr schätze. Dennoch wünsche er sich, informiert zu werden, bevor Forderungen veröffentlicht werden.
Update vom 22. Dezember, 13.14 Uhr: Lothar Wieler wird erneut gefragt, warum das RKI nach der Veröffentlichung des Expertenrats erneut schärfere Empfehlungen ausgesprochen hat - abweichend von den Plänen von Bund und Ländern. Der RKI-Chef ließ sich nicht zu einem klaren Statement für sein Handeln hinreißen. Wieler wies lediglich darauf hin, dass das RKI die Empfehlungen vor dem Fazit von Bund und Ländern veröffentlicht habe. Außerdem seien Maßnahmen-Vorschläge veröffentlicht worden, weil der Expertenrat das so konkret nicht mache.
Lauterbach auf PK versöhnlich: RKI bleibt „zentraler Baustein“ seiner Arbeit
Update vom 22. Dezember, 13.07 Uhr: Der Gesundheitsminister Lauterbach betonte, dass er die unabhängige Arbeit wissenschaftlicher Institute sehr schätze. Auch das RKI sei in seiner Arbeit ein „zentraler Baustein“.
Update vom 22. Dezember, 13.05 Uhr: Lauterbach äußert sich zum Kommunikations-Konflikt mit dem RKI. Er sei dankbar, wenn die wissenschaftlichen Auswertungen vor deren Veröffentlichung erreichen. Da müsse die Kommunikation verbessert werden. Das Robert Koch-Institut sei und bleibe in Lauterbachs wissenschaftlichen Einschätzungen „eine ganz zentrale Quelle“.
Warum das RKI die Forderung veröffentlicht hat, wollte Lothar Wieler nicht näher kommentieren. „Das RKI gibt kontinuierlich Empfehlungen heraus“, so Wielers einziges Statement.
Update vom 22. Dezember, 12.58 Uhr: Hinsichtlich des Konflikts zwischen dem RKI und der Bundesregierung, sagte Lothar Wieler zum einen, dass die Länder die Maßnahmen des Bundes auch vor dem 28. Dezember ergreifen könnten. Außerdem gebe es auch unabhängig von den politischen Beschlüssen Appelle an die Bevölkerung, sich aus eigener Verantwortung heraus, einzuschränken. Das RKI hatte am Dienstag (21. Dezember) sofortige Maßnahmen gefordert, Bund und Länder einigten sich darauf, die neuen Maßnahmen spätestens am 28. Dezember zu ergreifen.
Update vom 22. Dezember, 12.48 Uhr: RKI-Chef Wieler gibt bei der Pressekonferenz auch eine Empfehlung für die Weihnachtsfeiertage ab. Er fordert dazu auf, Kontakte zu reduzieren und auf Reisen zu verzichten. Auch zweifach oder dreifach Geimpfte sollten sich testen lassen, bevor sie mit Menschen, die einer Risikogruppe angehören, zusammenkommen.
Corona-Lage: Lothar Wieler (RKI) fordert über Weihnachten Kontakte zu reduzieren
Update vom 22. Dezember, 12.46 Uhr: Lothar Wieler (RKI) hat das Wort. Er beginnt mit dem Hinweis, dass über die Feiertage mehr Infektionen unter dem Radar bleiben würden. Denn: Labore und Arztpraxen hätten geschlossen, viele Stellen in der Pandemie-Registrierung seien schwächer besetzt. Wieler mahnt, Kontakte zu reduzieren. „Krankenhäuser und Kliniken sind immer noch am Limit“, weil die Inzidenz weiterhin zu hoch sei, so der RKI-Chef. Die Fallzahlen müssten sinken.
Durch die drohende Omikron-Welle erwartet Lothar Wieler eine „noch nicht gesehene Dynamik“. Mit einer Verdopplungszeit von drei Tagen erwartet der RKI-Chef, dass die Variante in ein, zwei oder drei Wochen dominant in Deutschland sein könnte. Wenn die Welle nicht gebrochen werden könne, rechnet Wieler mit einer Belastung kritischer Bereiche. Deshalb habe das RKI die Risikobewertung angepasst. Das Infektionsrisiko wird für Ungeimpfte als „sehr hoch“, für vollständig Geimpfte als „hoch“, für Geboosterte als „moderat“ eingeschätzt.
Lauterbach und Wieler (RKI) geben gemeinsame Pressekonferenz
Update vom 22. Dezember, 12.39 Uhr: Der Moderna-Impfstoff sei in der Booster-Impf-Kampagne eine wichtige Ressource. Karl Lauterbach betonte die hohe Wirksamkeit des Moderna-Vakzins. Der Minister bat die impfenden Ärzte darum, den Biontech-Impfstoff, bei unter 30-Jährigen einzusetzen, bei Älteren Moderna. Aktuell empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) den Moderna-Impfstoff nicht für unter 30-Jährige.
Update vom 22. Dezember, 12.36 Uhr: Karl Lauterbach beginnt die Pressekonferenz. „Wir sind in einer Situation, in der es uns gelingt, die Delta-Variante in den Griff zu bekommen“, so Lauterbach. Der Gesundheitsminister erwartet durch die Omikron-Variante eine fünfte Welle. Diese sei nicht mehr zu verhindern. Die Vorbereitungen auf diese Welle hätten begonnen. Lauterbach begründet die neu beschlossenen Regeln der Bundesregierung mit der bevorstehenden Omikron-Welle. Um zu verhindern, „dass sehr viele Menschen schwer erkranken“, will Lauterbach die Booster-Impf-Kampagne stärker verfolgen. Den Schutz vor einer schweren Erkrankung erwartet Lauterbach mit über 90 Prozent: denn Studien zeigen, dass die Booster-Impfung mit 70 bis 80 Prozent vor einer symptomatischen Erkrankung schützt.

Update vom 22. Dezember, 12.26 Uhr: Noch ist die blaue Wand in der Bundespressekonferenz leer. Doch in wenigen Minuten werden Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Lothar Wieler (RKI) gemeinsam sprechen. Nach dem Konflikt, wegen einer nicht abgesprochenen Veröffentlichung des RKI, gilt die Situation als angespannt. Lauterbach und Wieler könnten die Auseinandersetzung erklären und wie sie in Zukunft zusammenarbeiten wollen.
RKI-Chef trendet auf Twitter nach Konflikt mit der Bundesregierung
Update vom 22. Dezember, 09.43 Uhr: Das Robert Koch-Institut (RKI) sah sich am gestrigen Dienstag (21. Dezember) in der Kritik: Weil das Institut kurz vor dem Bund-Länder-Gipfel deutlich radikalere Corona-Maßnahmen vorgeschlagen hatte, als Olaf Scholz dann verkündete, ergab sich ein widersprüchliches Bild.
Auf Twitter verteidigen nun einige den RKI-Präsidenten Lothar Wieler: der Hashtag #DankeWieler trendet am Mittwochmorgen. Zahlreiche Personen loben, dass der RKI-Chef sich nicht beeinflussen lasse und - wenn nötig - auch Empfehlungen ausspricht, die von jenen der Politik abweichen.
Kritik an Robert Koch-Institut: Lauterbach schießt scharf
Erstmeldung vom 21. Dezember, 22.55 Uhr:
Berlin - Dass die Tage der Corona-Gipfel auch den Politikern auf die Nerven schlagen, ist weder verwunderlich noch neu. Doch die kurz vor dem Treffen veröffentlichte Empfehlung des Robert Koch-Instituts* unter der Leitung von Lothar Wieler, scheint es auf die Spitze zu treiben. Die Öffentlichkeit ist verwirrt, die Politik bittet Gesundheitsminister Lauterbach um Klärung.

Das Problem: Das RKI hat kurz vor dem offiziellen Beginn des Gipfel-Treffens der Länderchefs am Dienstag mit Bundeskanzler Olaf Scholz eine ganze Liste mit radikalen Maßnahmen zur Einschränkung des Coronavirus* veröffentlicht. Die darin unter anderem enthaltenen „konsequenten und flächendeckenden Kontaktbeschränkungen“ stießen bei der Öffentlichkeit und in der Politik auf Unmut. „Wenn sich das Ministerium und die wichtigste Behörde widersprechen, hinterlässt das mehr Fragezeichen als Ausrufezeichen“, so Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Dienstagmittag.
Noch am Wochenende hatte Gesundheitsminister Lauterbach einen Lockdown kategorisch ausgeschlossen. Die Frage, die sich nun viele stellen: Warum veröffentlicht das ihm unterstellte Institut dann wenig später eine solche Empfehlung? Lauterbach selbst sagt laut Bild, die Veröffentlichung sei „nicht abgestimmt“ gewesen, sowas dürfe nicht passieren.
„Widersprüchlich und inkonsequent“: Politik fordert Erklärung von Lauterbach
Tino Sorge, der gesundheitliche Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, fordert: „Der Minister hat sich in Opposition zu seinem eigenen Expertenbeirat begeben. Am Sonntag erst mahnte das Gremium, es müssten schnell Kontaktbeschränkungen folgen – die Rede war von ‚höchster Dringlichkeit‘. Doch der Minister schließt am selben Tag einen Lockdown kategorisch aus. Das ist widersprüchlich und inkonsequent.“
Doch nun müssen sich Lauterbach und Wieler schleunigst aussprechen, schließlich steht am Mittwoch schon eine gemeinsame Corona-Pressekonferenz an. Dabei könnte es auch knallen.
Dabei lief es für den neuen Gesundheitsminister bisher so gut: In den letzten Umfragewerten gelang ihm sogar ein erfreulicher Coup*. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA