Nach Flutkatastrophe in NRW: Führte Baupfusch zum Drama? Razzia gegen Tagebaubetreiber
Im Juli 2021 wurde Deutschland von einer Flutkatastrophe heimgesucht. In diesem Zusammenhang gab es am Dienstag eine Razzia in Nordrhein-Westfalen.
Erftstadt - Starke Regenfälle lösten Mitte Juli des vergangenen Jahres katastrophale Überschwemmungen an mehreren Flüssen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen aus. Viele Gemeinden wurden verwüstet. Insgesamt starben mehr als 180 Menschen. In Erftstadt kam es zu einem folgenschweren Erdrutsch. Nun hat die Staatsanwaltschaft Köln umfangreiche Durchsuchungen bei Verdächtigen veranlasst.
Nach Flutkatastrophe in Erftstadt: Razzia gegen Tagebaubetreiber
Im Zusammenhang mit dem verheerenden Abbruch einer Kiesgrube in Erftstadt ist die Polizei am Dienstag (11. Januar) mit einer Razzia unter anderem gegen einen Tagebaubetreiber vorgegangen. Ermittelt werde wegen des Verdachts des fahrlässigen Herbeiführens einer Überschwemmung, der Baugefährdung sowie Verstoßes gegen das Bundesberggesetz, erklärte die Staatsanwaltschaft. Bei dem Unglück waren zahlreiche Häuser im Ortsteil Blessem nahe der Kiesgrube unterspült worden und daraufhin eingestürzt.

Laut Staatsanwaltschaft durchsuchten mehr als 140 Polizeikräfte mehr als 20 Büro- und Wohnanschriften in Nordrhein-Westfalen sowie ein Objekt in Thüringen. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen bestehe der Verdacht, dass sich am Südrand des sogenannten „Altbereichs“ der Kiesgrube kein den behördlichen Bestimmungen entsprechender Hochwasserschutzwall befunden habe. Zudem seien die Böschungen „unzulässig steil“ gewesen. „Es besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten die Zustände an dem Hochwasserschutzwall und den Grubenböschungen aufgrund ihrer beruflichen Befassung mit der Kiesgrube hätten erkennen und für Abhilfe hätten sorgen können und müssen“, erklärte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer zu den Vorwürfen.
Flutkatastrophe in Erftstadt: Mehrere Häuser und Burg von Wasser mitgerissen
Das Ermittlungsverfahren richte sich nun gegen den Eigentümer und Verpächter des Tagebaus in Erftstadt, fünf Beschuldigte der Betreibergesellschaft sowie vier Beschuldigte der Bezirksregierung Arnsberg, die nach dem Bundesberggesetz die zuständige Aufsichts- und Genehmigungsbehörde sei.
In der Nacht zum 16. Juli 2021 war in Erftstadt-Blessem der Boden nahe einer Kiesgrube am Fluss Erft weggerutscht, nachdem Starkregen die Grube geflutet hatte. Mehrere Häuser und Teile einer historischen Burg wurden mitgerissen. Die Kölner Bezirksregierung berichtete zunächst von mehreren Toten im Ortsteil Blessem. In den eingestürzten Häusern wurden jedoch glücklicherweise keine Opfer gefunden. (ph/dpa/afp) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA