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Rundmail am Tag des Amoklaufs in Heidelberg: Studenten erheben schwere Vorwürfe gegen die Universität

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Von: Christina Denk

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Nach dem Amoklauf an der Universität Heidelberg werfen Studenten der Hochschulleitung nun Fehlverhalten vor. Eine Rundmail sorgt für große Verärgerung.

Heidelberg - Sie hätten wissentlich das Leben der Studentinnen und Studenten gefährdet. Das werfen Studierende der Pädagogischen Hochschule (PH) den Verantwortlichen vor. Ihre Hörsäle liegen in unmittelbarer Nähe zum Ort des Geschehens, an dem am 24. Januar ein Amoklauf stattfand. An der biologischen Fakultät der Universität Heidelberg hatte ein Täter in einem Hörsaal um sich geschossen. Eine Studentin kam dabei ums Leben, drei weitere wurden verletzt. Der Täter erschoss sich kurze Zeit später selbst. Wie kommt es nun zu den schweren Vorwürfen gegen die Hochschulleitung?

Nach dem Amoklauf in Heidelberg: Studenten erheben Vorwürfe wegen Rundmail der Hochschulleitung

Grund für die Vorwürfe ist eine Rundmail, die die Hochschulleitung am Tag des Vorfalls an die Studierenden verschickte. „So eine Nachricht von einer pädagogischen Hochschule, die zukünftige Lehrer*innen und Pädagogen*innen ausbildet, ist eine Zumutung“, erklärte eine Studentin gegenüber der heidelberg24*. Die Mail liegt der Redaktion vor.

Darin erklärt der Rektor, dass am Campus gerade ein Polizeieinsatz* stattfinde. Das Gebäude der Pädagogischen Hochschule sei jedoch nicht betroffen. Studierende könnten daher weiterhin mit dem Fahrrad oder zu Fuß das Gebäude erreichen. Die Rundmail wurde um 14 Uhr versandt, als der Polizeieinsatz in vollem Gange war. Die ersten Notrufe hatten die Beamten um kurz nach 12 Uhr erhalten. Vor allem der Zeitpunkt scheint die Studierenden zu verärgern. Um 14 Uhr, so der Vorwurf, sollen die Beamten gerade nach einem mutmaßlichen, zweiten Täter gesucht haben. Gegen 15.15 Uhr kam die offizielle Entwarnung: Der Mann sei ein Einzeltäter gewesen.

Hier fand am 24. Januar der Amoklauf statt. Nun erheben Studierende einer nahe gelegenen Fakultät schwere Vorwürfe.
Hier fand am 24. Januar der Amoklauf statt. Nun erheben Studierende einer nahe gelegenen Fakultät schwere Vorwürfe gegen die Universität. © R.Priebe/dpa

Nach dem Amoklauf in Heidelberg: Die Hochschule reagiert auf die Anschuldigungen

Sind die Vorwürfe der Studenten berechtigt? Verena Loos, Pressesprecherin der PH gibt an, zuvor mit dem Polizeirevier Heidelberg-Nord gesprochen zu haben. In der Rundmail sei deren Lageeinschätzung mitgeteilt worden. Zudem sei der Standort vor der Rücksprache zunächst geschlossen worden. Erst als laut Polizei keine Gefahr mehr drohte, sei die Rundmail versandt worden. Die Aussagen bestätigte das Polizeipräsidium Mannheim der Nachrichtenseite zufolge.

Kritik gibt es dennoch. Vor allem Zeitpunkt und Inhalt der Mail werden weiter kritisiert. Angesichts der Tatsache, dass ein Opfer gerade verstorben sei, hätte der Betrieb am Campus Nebensache sein sollen. „Definitiv kein Glanzmoment des Rektorates“, wird ein Student zitiert. Die Hochschulleitung schreibt dazu: „Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gehören den Angehörigen und Freund:innen der getöteten Studentin, den Verletzten und den Studierenden, die an dem betroffenen Tutorium teilgenommen haben, aber auch allen anderen Mitgliedern der Universität Heidelberg.“

Amoklauf in Heidelberg: Wie geht es in der Universität nun weiter?

Alle Betroffenen der Universität in Baden-Württemberg* müssen das Geschehen wohl erst einmal verarbeiten. Der Dekan für Biowissenschaften, Joachim Wittbrodt, an dessen Institut der Amoklauf stattfand, beschreibt die Situation gegenüber SWR. Man müsse Wege finden, das Geschehene zu verarbeiten, so der Dekan. Er plant mit Profis zusammenzuarbeiten. Auch die Polizei hatte Betroffenen nach dem Vorfall geraten, sich psychologisch betreuen zu lassen.

Weitere Sicherheitsmaßnahmen sieht der Dekan nicht als Lösung. Ein „Sicherheits-Campus“ wie beispielsweise in den USA sei keine Lösung. „Auch da passieren die Dinge. Und ich glaube, unser erstes Ziel ist es nicht die Zäune hochzuziehen, sondern unser erstes Ziel ist es, offen und wachsam zu sein und Zeichen zu erkennen.“ Auch, wenn man sie nicht immer erkennen könne. (chd) *heidelberg24 und Merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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