Update vom 16. Juli, 10.50 Uhr: Unter den Todesopfern der Unwetter in Rheinland-Pfalz sind auch Bewohner einer Einrichtung für behinderte Menschen aus Sinzig (Kreis Ahrweiler). Die Fluten seien schneller gekommen, als die Menschen hätten in Sicherheit gebracht werden können, erklärte das Innenministerium des Bundeslandes.
Update vom 16. Juli, 10.35 Uhr: Die Zahl der Unwettertoten ist in Nordrhein-Westfalen auf mindestens 43 gestiegen. Das hat das
NRW-Innenministerium am Freitag auf Anfrage mitgeteilt. Bislang war die Zahl auf mindestens 30 beziffert worden. Die Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz wurde am Morgen mit 50 Toten aktualisiert. Damit starben bislang nach offiziellen Angaben 93 Personen durch die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland.
Erftstadt - Die Hochwasser-Katastrophe entspannt sich vielerorts auch am Freitag nicht, zahlreiche Landkreise kämpfen noch immer gegen die Flut. In Erftstadt in NRW rollt das Wasser aktuell durch die Straßen, erste Häuser sind am Freitagmorgen bereits eingestürzt. In Rheinland-Pfalz steigt die Zahl der Todesopfer auf 50.
In Erftstadt-Blessem sei eine Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt, teilte die Bezirksregierung Köln am Freitagmorgen mit. Ursache seien massive und schnell fortschreitende Unterspülungen der Häuser. Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Wie der WDR berichtet, sollen viele Menschen ihre Häuser zuvor nicht verlassen haben. Andere wären frühzeitig trotz Warnung in ihre Häuser zurückgekehrt. Menschen könnten derzeit nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden. Dazu erschwere ein
Gasaustritt die Rettungsarbeiten. Mehrere Pflegeheime würden geräumt.
Nach der schweren Hochwasserkatastrophe werden im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler 1300 Menschen vermisst. Das teilte die Kreisverwaltung am Donnerstagabend mit. Eine Sprecherin erklärte, das Mobilfunknetz sei lahmgelegt - und daher gebe es keinen Handy-Empfang und viele Menschen seien nicht erreichbar. „Wir hoffen, dass sich das klärt“, sagte sie zu der hohen Zahl. Zugleich teilte der Kreis mit, dass es weitere Todesopfer gebe. Zahlen wollte die Sprecherin dazu noch nicht nennen.
Die Feuerwehr hatte am Donnerstagabend im Kreis Heinsberg drei schwer verletzte Menschen aus dem Fluss Wurm retten können, die dort zu ertrinken drohten. Das NRW-Innenministerium sprach am späten Donnerstagabend von mindestens 30 Toten. Der Landrat von Euskirchen, Markus Ramers (SPD), sagte, er rechne mit weiteren Toten, die entdeckt würden, wenn das Wasser abgeflossen sei. In Rheinland-Pfalz erhöhte sich die Zahl der Todesopfer am Freitagmorgen auf 50. Damit sind bislang rund 80 Menschen den Fluten zum Opfer gefallen.
Nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) in Bonn sind in Nordrhein-Westfalen 23 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach den Betroffenen Hilfen. Sie sprach in Washington von einer „Tragödie“. Die Bundeswehr hat zur Unterstützung inzwischen etwa 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt.
Auch am Freitag kann vielerorts nicht von Entwarnung gesprochen werden. Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in NRW soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken, doch die Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war von einem Sachverständigen am Vortag als „sehr instabil“ eingestuft worden. Deswegen wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Ortschaften evakuiert. Betroffen waren rund 4500 Einwohner.
Landesweit werden die Rettungs- und Aufräumarbeiten fortgesetzt. In den Städten Schleiden und Bad Münstereifel stießen die Einsatzkräfte auf einsturzgefährdete oder bereits zerstörte Häuser. In Weilerswist wurden Feuerwehrleute von den Wassermassen eingeschlossen. Sie konnten sich nach Angaben des Kreises selbst befreien.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes waren im Süden von NRW bis zu 180 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Viele Flüsse und Bäche in der Eifel, im Bergischen Land, im Rheinland und Sauerland waren am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag über die Ufer getreten. Mehr als 15 000 Feuerwehrleute und Katastrophenhelfer absolvierten bis Donnerstag landesweit über 22 000 Einsätze.
Rund 165 000 Menschen im Westen Deutschland waren nach Angaben des Energieversorgers Eon aufgrund des Unwetters am Donnerstagnachmittag ohne Strom. Besonders betroffen seien die Eifel, der linksrheinische Rhein-Sieg-Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis und Teile des Bergischen Landes, teilte das Unternehmen in Essen mit. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA