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Prozess nach Polizistenmord bei Kusel: Angeklagter überrascht mit persönlicher Erklärung unter Tränen

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Von: Nadja Zinsmeister

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Polizistenmorde
Der 39-jährige Hauptangeklagte sitzt im Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern. © Uwe Anspach/dpa

Im Landgericht Kaiserslautern findet aktuell der Prozess im Fall der ermordeten Polizisten in Kusel statt. Der Hauptangeklagte weist den Mordvorwurf zurück. Mehrere Zeugen schildern dramatische Szenen.

Kaiserslautern - Es ist der dritte Prozesstag im Fall der zwei erschossenen Polizisten in Kusel. Das Landsgericht Kaiserslautern ermittelt gegen den Hauptangeklagten 39-jährigen Andreas S. Ihm wird vorgeworfen, bei einer Polizeikontrolle am 31. Januar 2022 zwei Polizisten erschossen zu haben. Nun gab der Beschuldigte im Gerichtssaal teils unter Tränen eine persönliche Erklärung ab.

Am Dienstag kam es im Prozess um die Polizisten-Morde zu einer ersten persönlich abgegebenen Erklärung des Hauptangeklagten. Darin hat der 39 Jahre alte Mann den Mordvorwurf zurückgewiesen. Zwar habe er bei der nächtlichen Fahrzeugkontrolle Ende Januar mit einem Gewehr drei Schüsse auf einen Polizisten abgegeben, dieser habe laut seiner Aussage aber zuerst geschossen.

Prozess nach Polizistenmorde: Hauptangeklagter überrascht mit persönlicher Erklärung

Die Erklärung war zuvor nicht angekündigt und kam überraschend inmitten von der Befragung von Zeugen im Gericht. „Das hat vor mir aufgeblitzt, das hat ins Fahrzeug eingeschlagen. Ich konnte die Situation gar nicht greifen“, sagte der Hauptverdächtige aus. Zwei Stunden hat die Einlage gedauert, in der er für sich eine Art Notwehr schilderte. Die Erklärung war gelegentlich von Schluchzen unterbrochen. Er habe sich laut eigener Aussage dazu entschieden die Erklärung abzugeben, weil die Prozessführung fair sei.

Die Schuld am Tod der 24 Jahre alten Polizeianwärterin gab Andreas S. am Dienstag dem Nebenangeklagten, seinem Komplizen in der Tatnacht. Ihm wird vorgeworfen, beim Spuren verwischen geholfen, aber nicht geschossen zu haben. Laut Aussage des Hauptangeklagten habe jedoch der 33 Jahre alte Nebenangeklagte die Polizistin erschossen. Richter Raphael Mall sagte nach der Einlassung: „Ich muss das noch kurz für mich sacken lassen.“ Bereits zum Prozessbeginn hatte der Anwalt des Hauptangeklagten eine solche Schuldzuweisung vorgelesen, die vom Anwalt des 33-Jährigen zurückgewiesen wurde.

Video: Polizistenmorde - Angeklagter beschuldigt Komplizen

Landsgericht Kaiserslautern: Zeugen schildern Schüsse zum Tatzeitpunkt

Zuvor waren am Dienstag auch Zeugen zur Tatnacht befragt und Tonaufnahmen von einer Überwachungskamera abgespielt worden, die sich in der Nähe des Tatorts befand. Die darauf zu hörenden Schüsse wurden von Zeugen vor Gericht bestätigt. „Das waren mehrere Schussfolgen. Fast wie eine Feuerwerksbatterie“, sagte unter anderem ein 47 Jahre alter Mann und klopft viermal laut mit der Faust auf den Tischt. Ein weiterer Zeuge hörte laut eigener Aussage neben den Schüssen jemanden „Bleib stehen“ schreien.

Eine besonders dramatische Aussage folgte, nachdem Zeugen am Dienstag von einem deutlichen, harten letzten Knall berichteten. Dieser habe sich sich laut eines 65 Jahre alten Zeugen angehört „wie bei einem finalen Fangschuss bei Tieren“. Der nächste Prozesstag ist für den Donnerstag (30. Juni) geplant. Am Montag hatten auch Polizeikollegen im Fall der Polizistenmorde vor Gericht ausgesagt. (nz/dpa)

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