Mögliche Alternative zur Brennstoffzelle? - MAN baut Diesel auf Wasserstoff um

Die EU will ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr zulassen. Damit wächst der Bedarf an massentauglichen Alternativen. MAN etwa will Lkw auf Wasserstoff umrüsten.
Auch wenn sich die Leistung von Akkus für Elektroautos in den vergangenen Jahren verbessert hat: Themen rund um die Batterie bleiben häufig angeführte Gründe für Skepsis gegenüber E-Autos. Kurze Reichweiten, lange Aufladezeit und fehlende Ladeinfrastruktur bereiten mindestens 60 Prozent der Befragten Sorgen, wie eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach im Auftrag von acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften - herausfand.
Auch wenn Forscher und Hersteller die Skepsis der Verbraucher bei E-Autos auszuräumen versuchen, so dürfte sie spätestens bei Lkw gerechtfertigt sein. Der Grund: Sie sind weit schwerer und legen zudem viel längere Strecken zurück als Pkw. Hier kommt ein Elektromotor nicht infrage. Doch umweltschädliche Diesel-Antriebe sind aufgrund der Klimakrise ebenfalls nicht die Lösung - insbesondere vor dem Hintergrund, als dass die EU-Kommission sich sogar für ein Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 ausgesprochen hat.
Wasserstoff scheint daher - wie auch bei einigen Zug-, Straßenbahn- und Autobauern - das Zauberwort zu sein: Der Lastwagenhersteller MAN etwa möchte Diesel auf Wasserstoff umbauen - aber mit einer Alternative zur Brennstoffzelle.
Wasserstoff ohne Brennstoffzelle: MAN setzt auf Wasserstoffmotor
MAN setzt neben der Brennstoffzelle auf den Wasserstoffmotor - also eine Kombination aus Wasserstoffantrieb und Verbrennungsmotor, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. Der Wasserstoffmotor sei schneller verfügbar: „Wasserstoff-Verbrennungsmotoren werden im Jahr 2030 die gleichen Lebenszykluskosten aufweisen wie heutige Dieselmotoren“, sagte Lukas Walter von MAN gegenüber der FAZ. Voraussetzung dafür sei, dass der Preis für grünen Wasserstoff bis dahin sinkt.
Anmerkung der Redaktion
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 15.07.2021 veröffentlicht. Da er für unsere Leserinnen und Leser noch immer Relevanz besitzt, haben wir ihn erneut auf Facebook gepostet.
Für die Umrüstung des Antriebs erhöhte MAN den Hubraum im Motor von 15,2 Litern auf 16,8 Liter, um laut FAZ der geringeren Leistungsdichte im Wasserstoffbetrieb entgegenzuwirken. Das sei zwar nicht ganz gelungen, denn die Nennleistung sei trotzdem rund 100 Kilowatt niedriger. Aber 80 Prozent der Komponenten blieben auf diesem Weg unverändert, was den Aufwand und damit auch die Kosten der Umrüstung so gering wie möglich hält. MAN will dem FAZ-Bericht zufolge den Antrieb noch in diesem Jahr in einem Lkw der TGX-Baureihe verbauen und auf der Straße testen.
Auch der Zulieferer Bosch beschäftigt sich mit der Wasserstofftechnologie: Das Unternehmen arbeitet weltweit an 79 Projekten, in denen das Potenzial der Kombination aus Wasserstoffverbrennung und Hubkolbenmotor erforscht wird, wie Andreas Kufferath von Bosch gegenüber FAZ berichtete.
Wasserstoffantrieb: Brennstoffzellen sollen kostengünstiger hergestellt werden
Ein mögliches Problem bei der Kombination von Verbrenner und Wasserstoff sind jedoch die hohen Temperaturen bei der Verbrennung, da dieser die Bildung von Stickoxiden begünstige. Kufferath zufolge liegen die Motor-Rohemissionen vor der Abgasanlage allerdings bereits unter den aktuellen Grenzwerten, die für das gesamte Fahrzeug mit Abgasreinigung gelten.
Mit einer vereinfachten Katalysator-Anlage könne der Stickoxidausstoß zudem auf neun Milligramm je Kilometer gesenkt werden, wie Marc Sens vom Ingenieurdienstleister IAV in der FAZ schätzte. „Damit hat ein solcher Motor so gut wie keinen Einfluss mehr auf die lokale Luftqualität“, so Sens.
Auch an einer günstigen Herstellung von Brennstoffzellen wird derweil gearbeitet. Christian Mohrdieck vom Unternehmen Cellentric rechnet laut FAZ damit, dass kostengünstige Brennstoffzellen-Antriebe bis spätestens Ende dieses Jahrzehnts zur Verfügung stehen. Man arbeite daran, die Produktion der Zellen zu automatisieren. Ob bis dahin auch geklärt sein wird, inwieweit man für den Straßenverkehr auf grünen Wasserstoff hoffen kann, bleibt allerdings offen. (ial)