Virologe Drosten bei Maybrit Illner: „Wir wollen eigentlich keine Ausgangssperre, aber ...“
TV-Talk bei Maybrit Illner (ZDF): Es geht natürlich um das Coronavirus in Deutschland. Zu Gast waren unter anderem Virologe Christian Drosten und Eckart von Hirschhausen.
- Maybrit Illner talkte am Freitagabend im ZDF zum Thema Coronavirus*.
- Die Gäste: Virologe Christian Drosten, Arbeitsminister Hubertus Heil und Eckart von Hirschhausen, Arzt und Autor.
- Die Frage: „Gewinnen wir den Kampf gegen das Virus?“
Update 20. März, 9.35 Uhr:
„Es werden in Deutschland in den nächsten Wochen Menschen sterben. Und die werden nicht an einem Mangel an Klopapier sterben, sondern an einem Mangel an gesundem Menschenverstand, an einem Mangel an Beatmungsgeräten und ausgebildeten Menschen.“ Das stärkste Zitat des Corona-Abends liefert Comedian und Arzt Eckart von Hirschhausen. Streitgespräche gibt es keine - die Gäste von Maybrit Illner sind sich in ihrem Appell an die Bevölkerung, Sozialkontakte zu meiden, einig.
Virologe Christian Drosten vom Charité in Berlin weiß, dass niemand eine Ausgangssperre wolle. Dennoch stellt er klar: wenn sich nicht alle zusammenreißen, wird sie wohl trotzdem kommen. Er sehe in Berlin noch immer sehr viele Leute auf der Straße, „die gerade bestimmt nicht in die Arbeit fahren“. Auch von Hirschhausen rief dazu auf, dass sich die Bevölkerung jetzt „sehr erwachsen“ verhalten müsse. Also: „Keine Keime* und keinen Unsinn* weitergeben.“
Corona-Talk bei Maybrit Illner: In Deutschland wird es nicht so schlimm wie in Italien
Ein Schreckensszenario wie in Italien* bliebe Deutschland wohl erspart, mutmaßt Drosten. Im Mittelmeerstaat sind mittlerweile 3.400 Menschen am Virus gestorben, das Gesundheitssystem ist überlastet. Drosten glaubt, Deutschland war besser vorbereitet: „So eine Talkrunde im Vorlauf hat es in Italien nicht gegeben. Es könnte sein, dass wir gerade so die Kurve kriegen.“

Arbeitsminister Heil weiß, dass es für viele Bürger finanzielle Probleme geben wird. "Ich kann nicht versprechen, dass wir am Ende wirklich jeden Arbeitsplatz gerettet haben", sagt er, aber man kämpfe darum. Aber er verspricht auch Hilfe, zum Beispiel für Selbstständige: "Wir sind nicht in Amerika, wo die Menschen ins Bodenlose fallen in solchen Situationen."
Impfstoff gegen Corona? Drosten mit düsterer Prophezeiung
Von Hirschhausen spricht an, dass in der Krise immerhin deutlich werde, welche Berufe systemrelevant seien. Konkret verweist er auf die Gesundheitsbranche. Viele Krankenpfleger*innen seien in die Schweiz gezogen. "Da arbeiten in der Pflege 80.000 Menschen, die in Deutschland so schlecht behandelt wurden, dass sie abgewandert sind."
Die drängendste Frage der Nation ist derzeit die nach einem Impfstoff gegen Corona. „Da gibt es noch keine guten Nachrichten. Es gibt Modellrechnungen, die davon ausgehen, dass der Kampf zwei Jahre dauern wird“, prophezeit Drosten düster, um gleich danach zurückzurudern: „Das ist natürlich nicht durchzuhalten.“ Gut möglich also, dass wir uns aus viel mehr soziale Isolation einstellen müssen, als uns lieb ist.
Maybrit Illner zum Coronavirus im ZDF
Vorbericht vom 19. März, 17.35 Uhr:
Berlin - Maybrit Illner spricht in ihrer Talkshow heute Abend im ZDF - in seit Coronavirus-Zeiten gewohntem Anblick ohne Zuschauer im Saal und mit Abstand zwischen den einzelnen Gästen. Geladen sind Hubertus Heil (SPD), der Bundesminister für Arbeit und Soziales, sowie mit Susanne Johna die Pandemiebeauftragte der Bundesärztekammer. Der Autor und Arzt Eckart von Hirschhausen wird ebenso teilnehmen wie Deutschlands derzeit wohl bekanntester Virologe, Christian Drosten. Ergänzt wird die Runde um Kristin Shi-Kupfer, die als Sinologin und Politikwissenschaftlerin tätig ist.
Die Sendung wird sich um die Frage drehen: "Was immer es kostet – gewinnen wir den Kampf gegen das Virus?" Übertragen wird die Sendung im ZDF um 22.35 Uhr.
Maybrit Illner ohne Publikum - ZDF zieht Corona-Konsequenzen
Das ZDF weitet seine Sicherheitsvorkehrungen vor dem Coronavirus in seinen TV-Studios aus und verzichtet dort nun komplett auf Publikum. An den Standorten in Mainz und im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin werden die Sendungen bis auf weiteres ohne Zuschauer vor Ort produziert, teilte der öffentlich-rechtliche Sender am Freitag in Mainz mit. Dazu zählen die Talkshows „Markus Lanz“, „Maybrit Illner“, die Satiresendungen „heute-show“ und „Die Anstalt“ sowie das „ZDF-Morgenmagazin“, das „Aktuelle Sportstudio“ und „Aspekte“. Auch das Finale des Songwriter-Wettbewerbs „Dein Song“ (ZDF für KiKA) werde am 20. März in Leipzig live ohne Publikum ausgerichtet.
Auch andere TV-Sender reduzieren die Zahl der Gäste. So teilte etwa die Mediengruppe RTL am Donnerstag mit, dass ihre Sender ab diesem Freitag komplett auf Showpublikum verzichten.
Alle aktuellen Infos zur Corona-Krise in Deutschland lesen Sie in unserem News-Ticker.