Cem Özdemir über sexuelle Belästigung im Freibad: „Wenn sie Migrationshintergrund haben...“
Nach sexuellen Übergriffen in einem Stuttgarter Freibad hat sich Cem Özdemir (Grüne) ein Bild von der Lage gemacht. Über eine Neonazi-Aktion sprach er aber nicht.
Stuttgart - Gewalt in Freibädern ist ein Thema. Vor allem die Berliner Schwimmbäder gerieten deshalb zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen und reagierten drastisch mit einer Ausweispflicht. Ohne Papiere bleibt einem in der Hauptstadt das Baden also untersagt. Im Ländle will man in solch einem Ausmaß keine Probleme haben. „Wir sind nicht der Wannsee, wir sind in Baden-Württemberg“, sagte kürzlich Innenminister Thomas Strobl (CDU).
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Gewalt in Freibädern: Cem Özdemir spricht über das Täterprofil
Aber auch in Stuttgart gab es Vorfälle. So kam es in diesem Sommer schon zu einer Reihe von sexuellen Übergriffen im Inselbad im Stadtbezirk Untertürkheim. Von der Situation in der Badestätte machte sich deshalb jetzt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) höchstpersönlich ein Bild und wollte sich „über die Arbeit der ‚Respektlotsen‘ informieren“.
Bei den Lotsen handelt es sich um Freiwillige, die dafür da sind, sexuelle Übergriffe präventiv zu verhindern. Unter anderem dadurch, dass sie Mädchen und Frauen ermutigen, „Dinge anzusprechen“, wie Özdemir in einem Werbevideo auf Social Media sagt. Dem Politiker war es außerdem ein Anliegen, über das Täterprofil zu sprechen. „Wenn sie Migrationshintergrund haben, dann muss man auch das ansprechen“, so Özdemir. Denn entscheidend sei laut ihm nur, dass sich diejenigen wohlfühlen, die „schwimmen gehen wollen“.

Linke-Stadtrat Pantisano: „Stuttgart ist nicht der einzige Fall, in dem Neonazis vor Schwimmbädern aufgetaucht sind“
Zuletzt rückte das Stuttgarter Freibad allerdings wegen einer „rassistischen Aktion“ in den Fokus der Öffentlichkeit. Neonazis der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB) und aus deren Umfeld kletterten aufs Dach des Bads und hissten ein Banner mit der Aufschrift: „Remigration für sichere Freibäder.“
Über diese rassistischen Szenen verlor Özdemir keine Silbe, was den Stuttgarter Stadtrat Luigi Pantisano (Linke) auf den Plan rief. Der twitterte: „Lieber Cem, dass Neonazis auf dem Dach des Inselbads gegen Migrant:innen gehetzt haben, war dir leider kein einziges Wort wert in deinem Video mit den ‚Respektlotsen‘. Schade. Die Remigration, die sie gefordert haben, würde auch dich und deine Liebsten treffen. Und Stuttgart ist ja nicht der einzige Fall, in dem Neonazis vor Schwimmbädern aufgetaucht sind und gegen PoC (People of Color, Anm. d. Red.) gehetzt haben. Auch das ist eine massive Gewalt.“ Auf diese Kritik reagierte Özdemir bislang nicht.