Novavax-Impfstoff: Virologe zeigt sich verwundert und spricht auch über mögliche Nebenwirkungen
Der Novavax-Impfstoff soll einen neuen Schub bei der Impfquote bringen. Und Skeptiker überzeugen. Ein Experte zieht bei dem Vakzin jedoch einen spektakulären Vergleich.
München – Ein Ende der Corona*-Pandemie wünscht sich wohl jeder. Die Impfquote in Deutschland ist aktuell noch zu niedrig. Der Novavax-Impfstoff gilt jetzt als eine weitere große Hoffnung. Wer keinen mRNA-Impfstoff will, hat jetzt eine Alternative. Ab dem 21. Februar 2022 ist der Nuvaxovid (NVX-CoV2373) von Novavax* in Deutschland verfügbar. Die ersten Chargen sind zunächst vor allem für Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich reserviert. Mit Impfterminen für alle kann es noch dauern.
Novavax-Impfstoff: Experte über Wirksamkeit gegen Corona
Die Wirksamkeit dieses neuen Impfstoffs liege bei rund 90 Prozent, so Prof. Dr. André Gessner, Mikrobiologe am Uniklinikum Regensburg, teilt Radiosender Antenne Bayern mit. Die Schutzfunktion sei ähnlich wie bei mRNA-Impfstoffen (circa 95 Prozent).
Virologe Priv.-Doz. Dr. Thomas Bollinger vom Klinikum Bayreuth erklärt dem Radiosender zufolge, dass wahrscheinlich auch bei Novavax auch eine dritte Impfung, wie bei den mRNA-Impfstoffen nötig ist. Wie stark Novavax gegen Omikron wirkt, ist zunächst noch unklar. Noch liegen zu wenig Daten vor. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gibt sich bedeckt. Angesichts der Omikron-Variante teilte der US-Pharmakonzern Novavax schon vor Weihnachten mit, „dass sowohl eine Auffrischungsdosis als auch ein Omikron-spezifischer Impfstoff von Nutzen sein könnten.“
Virologe zieht bei Novavax-Impfstoff Auto-Vergleich
Virologe Bollinger hat offenbar wenig Verständnis für eine Novavax-Vorliebe und die Skepsis gegenüber den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfize* und Moderna*: „Jetzt hat die Pharmaindustrie viel Geld und Knowhow in die Entwicklung neuerer Impfstoffe reingesteckt. Die haben sich gegen die alten durchgesetzt, weil sie besser performen. Die sind einfach wirksamer. Da fragt man sich natürlich schon, warum sich so viele nach alten, nicht so guten Impfstoffen sehnen. (...) Nach alten Autos sehnen sich auch nur wenige.“
Novavax-Impfstoff tatsächlich Alternative zu mRNA-Impfstoffen?
Der Novavax-Impfstoff ist zwar brandneu, doch das Verfahren wird schon seit Jahrzehnten bei Impfstoffen gegen Grippe (Influenza), Hepatitis B und Keuchhusten eingesetzt. Ein bekanntes und bewährtes Prinzip (quasi ein altes Auto im Sinne von Virologe Bollinger): Eiweißpartikel (Protein) in den Oberarm injiziert, rufen die Immunantwort im Körper hervor.
Ist Novavax ein Totimpfstoff?
Der Novavax-Impfstoff enthält winzige im Labor hergestellte Spike-Proteine des Coronavirus. Nach der Impfung von Nuvaxovid bildet das Immunsystem Antikörper gegen das Protein-Antigen und kann so eine Covid-19-Erkrankung abwehren. Das Virus-Protein wird im Labor gezüchtet, in Insektenkulturen hergestellt. Es enthält keine abgetöteten Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Deswegen zählt der Novavax-Impfstoff nicht zu den sogenannten Totimpfstoffen, wie beispielsweise der Covid-Impfstoff Valneva. Übrigens: mRNA- und Vektor-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Viren und „können so gesehen mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden“, erklärt das Robert-Koch-Institut (RKI).
Novavax-Impfstoff braucht einen Wirkverstärker (sogenannte Adjuvans)
Allerdings braucht der Protein-Impfstoff einen Wirkverstärker - sogenannte Adjuvans, um die Immunantwort im Körper anzukurbeln. Adjuvanzien können Aluminiumsalze (Alum) sein, aber auch etwa Öl-in-Wasser-Emulsionen. Novavax verwendet eine neue Form von Adjunanzien aus Saponine - aus einem Seifenbaumextrakt.
Die häufigsten Nebenwirkungen einer Novavax-Impfung
Der Novavax-Impfstoff wird in der Regel gut vertragen. Thrombosen wie bei Astrazeneca seien laut Virologe Dr. Thomas Bollinger bisher nicht bekannt. Das US-Unternehmen rät jedoch in seinen Sicherheitsinformationen unter anderem auch zur Vorsicht bei Personen „mit Thrombozytopenie oder einer anderen Gerinnungsstörung (wie Hämophilie), da bei diesen Personen nach intramuskulärer Verabreichung Blutungen oder Blutergüsse auftreten können.“
Die häufigsten Nebenwirkungen nach den Daten der klinischen Zulassungsstudie mit rund 30.000 Teilnehmern:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit oder Erbrechen
- Empfindlichkeit und Schmerzen an der Injektionsstelle
- Müdigkeit und Unwohlsein
- Muskelschmerzen (Myalgie)
- Gelenkschmerzen (Arthralgie)
Impfplan für den Novavax-Impfstoff
Zwei Nuvaxovid-Dosen müssen im Abstand von drei Wochen (21 Tagen) verimpft werden. Erst 7 Tage nach der zweiten Dosis tritt ein vollständiger Schutz ein.
Der Covid-19-Impfstoff von Novavax ist als gebrauchsfertige Flüssigformulierung in einem Fläschchen mit zehn Dosen verpackt. Der Impfstoff kann bei 2 bis 8 Grad Celsius gelagert werden.
Corona: Zugelassene Covid-19-Impfstoffe in Deutschland (Stand: 27. Januar 2022)
Impfstoff | Altersgruppe | Hersteller | Zulassung |
---|---|---|---|
Comirnaty | ab 16 | Biontech/Pfizer | Dezember 2020 |
Comirnaty | ab 12 | Biontech/Pfizer | Mai 2021 |
Comirnaty | ab 5 | Biontech/Pfizer | November 2021 |
Spikevax | ab 18 | Moderna Biotech | Januar 2021 |
Spikevax | ab 12 | Moderna Biotech | Juli 2021 |
Vaxzevria/ Covid-19-Vaccine Astrazeneca | ab 18 | Astrazeneca | Januar 2021 |
Covid-19-Vacine Janssen | ab 18 | Janssen-Cilag/Johnson und Johnson | März 2021 |
Nuvaxoid | ab 18 | Novavax | Dezember 2021 |
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