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Jury kürt „Unwort des Jahres“: Weil es „menschenfeindlichen Prozess beschönigt“

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Das Wort «Unwort» ist in einem Wörterbuch mit einem Textmarker markiert.
Am Mittwoch verkündet eine Jury das „Unwort des Jahres“ 2021. © David-Wolfgang Ebener/dpa

Seit 1991 will eine Jury mit dem „Unwort des Jahres“ auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen. Am Mittwoch wurde der „Sieger“ für 2021 verkündet.

Update vom 12. Januar, 9.45 Uhr: „Pushback“ ist das „Unwort des Jahres“ 2021. Das gab die Jury der sprachkritischen Aktion am Mittwoch in Marburg bekannt. Der aus dem Englischen stammende Begriff wird im Zusammenhang mit Zurückweisungen von Flüchtlingen an Grenzen verwendet.

„Die Jury kritisiert die Verwendung des Ausdrucks, weil mit ihm ein menschenfeindlicher Prozess beschönigt wird, der den Menschen auf der Flucht die Möglichkeit nimmt, das Menschen- und Grundrecht auf Asyl wahrzunehmen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. „Mit dem Gebrauch des Ausdrucks werden zudem die Gewalt und Folgen wie Tod, die mit dem Akt des Zurückdrängens von Migrant:innen verbunden sein können, verschwiegen.“

„Unwort des Jahres“ 2021: Jury will auf unangemessene Sprache aufmerksam machen

Erstmeldung vom 12. Januar: Marburg - Am Mittwoch (12. Januar) wird in Marburg das „Unwort des Jahres“ 2021 gekürt. Rund 1300 Vorschläge sind bei der Jury aus Sprachwissenschaftlern eingegangen. Knapp 45 Begriffe erfüllten die Kriterien. Gesucht wird der Nachfolger der Wörter „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“.

Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 gekürt. Nach Angaben der sprachkritischen Aktion erreichten die Jury diesmal etwa 1300 Einsendungen mit vorgeschlagenen Wörtern. Darunter seien rund 450 verschiedene Begriffe gewesen, von denen lediglich 45 den Kriterien entsprochen hätten. Das berichtete Jury-Sprecherin Constanze Spieß. Auf die Menge der eingegangenen Vorschläge für ein einzelnes Wort kommt es allerdings nicht an.

Die Jury will mit der alljährlichen Wahl eines „Unwortes“ auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so sensibilisieren. Gerügt werden Begriffe, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Viele Vorschläge betrafen erneut die Corona-Pandemie*, wie die Aktion vor einigen Wochen den Zwischenstand bei den Einsendungen mitgeteilt hatte.

„Unwort des Jahres“ 2021: Nachfolger von „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“ gesucht

Die „Unwörter“ der Vorjahre waren in Darmstadt präsentiert worden. Mit einem Wechsel bei der Jury zog die Bekanntgabe nun an die Uni Marburg um. Zuletzt gab es erstmalig zwei „Unwörter“: Für 2020 lauten diese „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“.

Mit dem Begriff „Corona-Diktatur“ werden laut Jury die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie diskreditiert. Das Wort „Rückführungspatenschaften“ bezeichnet einen von der EU-Kommission vorgeschlagenen Mechanismus der Migrationspolitik, bei dem ein Mitgliedsstaat der EU einem anderen Land die Verantwortung für Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern abnimmt.

Im Jahr 2019 wurde „Klimahysterie“ zum „Unwort des Jahres“ gekürt. 2018 wählte die Jury den Begriff „Anti-Abschiebe-Industrie“. (ph mit dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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