Whistleblower-Hotline in Bayern: Nach Skandalen in Pflegeheimen - Holetschek will 5-Punkte-Plan

Als erster von fünf Schritten soll eine sogenannte Whistleblower-Hotline eingerichtet werden. Dort sollen Betroffen anonym Pflegemängel melden können.
München - Der mediale und gesellschaftliche Aufschrei war groß - wie auch die festgestellten Mängel. Zwei Skandale in bayerischen Senioren- und Pflegeheimen am Schliersee*und in Augsburg* erschütterten die Öffentlichkeit. Das Gesundheitsministerium beschloss umgehend zu reagieren. Jetzt soll der erste Schritt eines Fünf-Punkte-Plans auf den Weg gebracht werden: eine Whistleblower-Hotline.
Whistleblower-Hotline soll helfen, Pflegemängel schnell und einfach zu melden
Nicht nur einmal hatte sich in der jüngsten Vergangenheit der Gesundheitsausschuss des bayerischen Landtags mit den Vorfällen in den zwei betroffenen Senioren- und Pflegeheimen beschäftigt. Am Dienstag verkündete nun Bernhard Opolony, als Vertreter des Gesundheitsministeriums, dass es eine Whistleblower-Hotline für Pflegemängel - also eine Telefonnummer, unter der Missstände zur Anzeige gebracht werden können - geben werde. „Man findet Mängel dann, wenn eine Beschwerde vorliegt, wenn man weiß, wo man hinsehen muss“, sagte Opolony im Ausschuss. Es sei wichtig, dass eine entsprechende Stelle auch anonym zu erreichen sei. Angehörige würden häufig auf das Melden von Mängeln verzichten, aus Angst, die Heimbewohner müssten dann später darunter leiden.
Im konkreten Fall schilderte Opolony eine ganze Kette von Problemen. Zunächst sei das Heim in Schliersee* geräumt worden - 15 der Bewohner seien Anfang Oktober in die Einrichtung des gleichen Trägers nach Augsburg* gebracht worden. Seitdem stehe auch das Seniorenheim in Augsburg* unter enger Beobachtung der Aufsichtsbehörden.
Nach Corona-Ausbruch soll Augsburger Skandal-Heim geräumt werden (Video)
Holetschek will zur Qualitätssicherung einen Fünf-Punkte-Plan
Es habe behördliche Anordnungen zur Einhaltung bestimmter Vorgaben gegeben - sie seien teilweise befolgt worden, teilweise hätten sie wiederholt vorgebracht werden müssen. Spätestens, als es im Januar zu einem Corona-Ausbruch gekommen sei, habe der als besonders günstig bekannte Träger Probleme bekommen, ausreichend Personal zur Verfügung zu stellen. Man habe versucht, Lücken mit Pflegekräften aus Italien zu füllen. Diese hätten aber wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht mit den Heimbewohnern kommunizieren können. Stellenweise hätten Kräfte der Fachaufsicht die Ausgabe von Medikamenten übernehmen müssen.
Gesundheitsminister Holetschek hatte nach der Schließung der Einrichtung durch die Stadt Augsburg angekündigt, dass er die Qualitätssicherung in der Pflege mit einem Fünf-Punkte-Plan vorantreiben will. Neben der Whistleblower-Hotline soll es noch im März ein Expertengespräch zur Situation geben. Anschließend solle ein Gutachten erörtern, ob die Strukturen in der Pflege die richtigen sind. Der Verband Kommunale Altenhilfe hatte gefordert, den Landkreisen und kreisfreien Städten die Zuständigkeit für die Heimaufsicht zu nehmen und sie wieder den Bezirksregierungen zu unterstellen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte dieser Forderung widersprochen. (tel mit dpa) *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA