Der Abschied von der Raute

Bund
Bundesligasaison 2012/13, Auftaktspiel der Eintracht gegen Bayer Leverkusen. Die Frankfurter gewinnen gegen den späteren Vize-Vizemeister in der Arena mit 2:1. Der Trainer: Armin Veh. Das Spielsystem: 4:2:3:1. Wenige Wochen später begeistern die Adlerträger mit ihrem Offensivfußball beim 3:3 gegen Borussia Dortmund. Der Trainer: Armin Veh. Das Spielsystem: 4:2:3:1. Die Taktik passte zum damaligen Kader wie die Faust aufs Auge. Der kampfstarke Sebastian Rode und Stratege Pirmin Schwegler ergänzten sich auf der Doppelsechs, weiter vorne zogen rechts Stefan Aigner, links Takeshi Inui und zentral Alexander Meier die Fäden. Die offensiv ausgerichteten Frankfurter konnten ihren Stil aufzwingen, spielten attraktiv und mutig.
Nach seiner Rückkehr zur Saison 2015/16 wollte Veh an diese Zeiten anknüpfen. Weil er aber im Sturm mit Luc Castaignos und Haris Seferovic über zwei qualitativ hochwertige Spieler verfügt, die sich zudem in der Vorbereitung prima ergänzten, setzte er auf das 4:4:2-System. Der Eintracht-Coach testete im Sommer die „flache“ Variante, neben Stefan Reinartz kamen Johannes Flum oder Marc Stendera zum Einsatz – je nachdem, wie offensiv das Team spielen sollte. Mit der Wiedergenesung von Meier war das „flache“ 4-4-2 aber keine Alternative mehr. Der „Fußballgott“ fühlt sich als hängende Spitze am wohlsten, von dort aus kann er der Mannschaft am meisten geben. Gegen Köln schlug der dreifache Torschütze wie eine Bombe ein. Die Raute galt ab sofort als das Mittel der Wahl.
Doch es folgten Wochen voller Rückschläge. Die Euphorie nach der Galavorstellung gegen die Geißböcke ist schnell verflogen. Die Niederlage gegen Ingolstadt schien der Tiefpunkt zu sein. Doch gegen Gladbach kam es aber noch dicker. Noch während der Partie wurde in den Katakomben der Frankfurter Arena über Sinn und vor allem Unsinn des Spiels mit der Raute diskutiert. Die Niederrheiner nutzten die in diesem System zwangsläufig entstehenden Räume gnadenlos aus, weil die Eintracht-Spieler schlicht und ergreifend zu langsam sind. Oben von der Tribüne erinnerte der Tempovergleich an ein Rennen zwischen einem Porsche und einem Trabi.
Auch Veh musste einräumen, dass sich die von ihm bevorzugte Taktik nicht bewährt hat. „Wir haben immer versucht, ordentlichen Fußball zu spielen. Deshalb die offensive Aufstellung, deshalb die Raute im Mittelfeld“, erklärte der SGE-Coach nach der Klatsche. „Aber wir haben es nicht hinbekommen. Also müssen wir etwas ändern. Wir müssen jetzt mehr Sicherheit und mehr Kompaktheit bekommen. Daran werden wir in dieser Woche arbeiten.“
Diese Kompaktheit kann nur die Rückkehr zum 4:2:3:1-System bringen, wenn Meier auf der „Zehn“ als Konstante gesetzt ist. Dadurch würde ein zusätzlicher Spieler unmittelbar vor der Abwehrkette agieren und Stefan Reinartz direkt zur Seite stehen – anders als im Spiel gegen Gladbach, wo die in einer Raute zwangsläufig offensiver ausgerichteten Marc Stendera und Johannes Flum mit der Defensivarbeit nicht hinterherkamen. Dadurch entstanden riesige Lücken, in die die Gladbacher vorstießen. Im 4:2:3:1 könnte sich Stendera auf der linken Seite mehr austoben, auf der rechten wäre Stefan Aigner eine Option. Im Gegenzug droht Castaignos die Bank. Der Holländer wäre vermutlich das erste Opfer des Systemwechsels.