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Alex Meier ist zurück auf dem Trainingsplatz

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Von: Christian Heimrich

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Alex Meier. Archivfoto: Hübner
Alex Meier. Archivfoto: Hübner © Huebner/Ulrich (Jan Huebner)

Alexander Meier ist schmerzfrei und arbeitet jetzt auch auf dem Platz an seinem Comeback. Doch der Weg dahin bleibt anstrengend.

An so einem Tag freut sich auch der Rekordspieler der Fußball-Bundesliga mit. Als Alexander Meier gestern zum ersten Mal seit Monaten wieder in Trainingskluft das Foyer der Frankfurter Arena im Stadtwald betrat, wartete Karl-Heinz Körbel schon auf ihn. „Der Fußball-Gott“, begrüßte die eine Eintracht-Ikone die andere mit breitem Lächeln und weit ausgebreiteten Armen. Dann herzten sich die beiden und genossen diesen außergewöhnlichen Augenblick.

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Und es ging stimmungsvoll weiter. Als Meier bei strahlendem Sonnenschein auf dem Trainingsplatz zu den dort schon arbeitenden Kollegen stieß, gab es vereinzelt aufmunternden Beifall von den Zaungästen. Aber der Tag hatte für den Mann, der immer noch Kapitän der Eintracht ist, schon im Dunklen begonnen. Um 7.45 Uhr war Meier mit Eintracht-Athletik-Trainer Klaus Luisser zu einem Waldlauf aufgebrochen. Während der Vormittags-einheit auf dem Platz absolvierte er mit Luissers Kollegen Martin Spohrer ein individuelles Programm: Lauf- und Koordinations-Übungen. Und auch der Ball kam immer wieder dazu, das Größte für jeden Spieler.

Das Programm ist straff in diesen Tagen: Nach einer Behandlungspause ging es zum Krafttraining in die Reha-Praxis seines Freundes Björn Reindl, früher Physiotherapeut bei der Eintracht. Alexander Meier schindet sich, aber es macht ihm nichts aus. Er hat wesentlich schlimmere Zeiten hinter sich. „Mir geht es gut. Das Schönste ist, wieder auf dem Platz zu sein, mit dem Ball zu spielen, bei den Jungs in der Kabine zu sein“, sagt er – und erlaubt einen tiefen Blick in seine Seele: „Man freut sich wie ein kleines Kind. Man ist einfach nur froh, schmerzfrei zu sein. Und in der Reha ist man viel allein.“

Alexander Meier, 335 Spiele für die Eintracht, 118 Tore, kämpft um die Fortsetzung seiner Karriere. Am 17. Januar wurde der „Lange“ aus dem norddeutschen Buchholz 35. Er weiß, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt – zumindest, was die Bundesliga betrifft: „Man wird älter“, gibt er zu. Noch keine einzige Minute hat die Nummer 14 in dieser Saison mitspielen können. Meier spricht selbst von der „härtesten Zeit meiner Karriere“. Er war schon oft verletzt. „Aber diesmal war alles schlimmer. So viele Operationen, so viele Rückschläge.“

Dreimal operiert

Es ist der rechte Fuß, der mehrfach operiert werden musste. Zweimal an der Ferse, an der im September ein Nerv freigelegt und im November ein Stück Knochen entfernt wurde. Alles hatte damit begonnen, dass Meier im Sommer beim Laufen in seinem Lieblingsurlaubsort Miami in Florida umgeknickt war. Später kam noch eine Borreliose-Erkrankung nach einem Zeckenbiss hinzu. Und immer wieder Rückschläge, Schmerzen selbst beim einfachen Gehen, immer wieder Reha-Anläufe mit Gehhilfen, Spezialschuhen, Aqua-Jogging und was es in diesem Metier sonst noch so alles gibt.

Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison war aus dem Stammspieler Meier verletzungsbedingt ein Teilzeitarbeiter geworden. Nach einer wochenlangen Zwangspause kämpfte er sich gerade noch rechtzeitig für das DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund zurück – und wurde in der 72. Minute mit einer Einwechslung belohnt. Das war am 27. Mai 2017 – und sein bis heute letztes Pflichtspiel. Es gehörte zu den vielen unvergessenen Bildern von damals, dass Frankfurter Fans in Berlin den Alexanderplatz in Alex-Meier-Platz umgetauft und Schilder entsprechend überklebt hatten.

Meier weiß, dass angesichts seiner Krankengeschichte und den Anforderungen der Bundesliga Zukunftsprognosen schwerfallen. Wann er wieder für die Eintracht auflaufen kann, ist derzeit nicht vorhersehbar: „Ich muss noch einiges aufholen. Wie lange das dauert, kann man nicht absehen“, sagt er. Man müsse schließlich auch abwarten, wie sich der Fuß bei steigender Belastung auf dem Platz verhält. Aber kleines Denken ist auch nicht sein Ding. Sein Traum ist es, wieder zu spielen: „Und das nicht nur einmal. Wenn ich zu 100 Prozent gesund bin und spielen kann, gibt es keinen Grund aufzuhören“, sagt Meier.

Die Zukunft von Alexander Meier zu verfolgen, könnte also spannend werden. Zu Zeiten seines Förderers Heribert Bruchhagen galt der „Fußballgott“ als unantastbar. Unter der neuen sportlichen Leitung wurde das Klima während der abgelaufenen Saison rauer. Meier sei eine wichtige Integrationsfigur – auch wenn er nicht mehr regelmäßig spiele, lautete die Sprachregelung. Nun läuft sein Spielervertrag im Sommer aus. Es gibt eine Abmachung über eine weitere Anstellung nach dem Karriereende. Konkrete Gespräche darüber, sagt Meier, habe es noch nicht gegeben.

Eine Brüskierung des Fan-Lieblings, der 2015 sogar noch einmal die Torjäger-Kanone gewonnen hatte, werden sich die Eintracht-Verantwortlichen nicht leisten können. Meier ist seit 2004 im Verein, hat ihm auch in schweren Zeiten die Treue gehalten, ist mit der Eintracht ab- und wieder aufgestiegen. Nun kämpft er seinen letzten Kampf. Alexander Meier wird ihn annehmen. Er hat wesentlich Schlimmeres hinter sich.

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