Das Bezahlkarten-Fiasko im Frankfurter Stadion

Die Pleite der Bezahlkarten-Firma sorgt im Stadion für zusätzlichen Ärger. Viele Fans fürchten, auf ihrem Guthaben sitzenzubleiben.
Dass auf dem Rasen Millionen an Fernsehgeldern verspielt und die möglicherweise letzte Ausfahrt nach Europa leichtfertig verpasst wurde, war für die Fans der Frankfurter Eintracht eigentlich schon ärgerlich genug. Fast noch mehr als über die lasche 0:2-Niederlage ihrer Bundesliga-Kicker gegen den VfL Wolfsburg machte sich aber auf den Rängen Unmut breit über das Bezahlkarten-Fiasko, das am Samstag im Stadion Tausende von Eintracht-Anhängern betraf. „Wir sind nicht begeistert, was das für unsere Fans bedeutet“, zürnte auch Vorstandsmitglied Axel Hellmann.
„Das ist ein griffiges Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Stadionbetreiber und Hauptnutzer nicht identisch sind. Wenn wir als Eintracht Frankfurt Betreiber des Stadions wären, würde das nicht passieren“, untermauerte Hellmann bei dieser Gelegenheit die Forderung des Clubs, nach Ablauf der bisherigen Verträge die Arena ab 2020 in Eigenregie zu bespielen. So lange lief bislang auch der Kontrakt mit der Chipkarten-Firma Payment Solutions. Dieser dürfte nach deren Insolvenz hinfällig sein, das Chaos ist dadurch aber erst einmal groß.
Umständliche Aufladung
Vielleicht mischt sich bei einigen Fans wenigstens etwas Schadenfreude in den Ärger. Erfreut über die bargeldlose Zahlmethode waren seinerzeit die wenigsten, als die neue Arena aus der Taufe gehoben wurde. Es gab und gibt aber keine Alternative: Wer im Stadion etwas zu essen oder zu trinken kaufen will, braucht dafür bislang eine Chipkarte, die er mit dem nötigen Guthaben aufladen muss. Die Eintracht hat darauf gar keinen Einfluss, die Stadion Frankfurt Management GmbH nur mittelbar: Sie habe nur als „Wedding Planner“ zwischen Caterer Aramark und Payment Solution gedient, erklärte Geschäftsführer Patrik Meyer.
„Der Vorgang war schon immer umständlich, weil es immer lange Schlangen vor den wenigen Mitarbeitern gab, die die Karten beluden. Ergo wurden Karten mit hohen Geldbeträgen beladen, um die Wartezeiten auf wenige Beladungen zu reduzieren“, ärgerte sich Dauerkartenbesitzer Bernd Tietze aus Frankfurt nun, da das Desaster komplett ist und viele Fans auf ihren Guthaben sitzenzubleiben drohen.
Die Unruhe war nach der Insolvenzmeldung entsprechend groß, vor den Kiosken bildeten sich lange Schlangen – und nach der Pause ging dann gar nichts mehr, war kein Geld mehr da. „Vor dem Spiel gab es nur eine einzige Stelle im ganzen Stadion, an der ausgezahlt wurde, der Kiosk bei Block 31“, schilderte Eintracht-Fan Tietze. „Und das bei 27 000 Dauerkarteninhabern, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, eine Justpay-Karte zu haben.“
Wie kommen die Fans an ihr Geld?
Wie man jetzt noch an sein Geld kommen kann? Der Insolvenzverwalter von Payment Solution verweist auf die Homepage . Dort gibt es eine Anleitung, wie man seine Chipkarte einsenden kann. Ob es beim letzten Heimspiel am 20. Mai gegen RB Leipzig die Möglichkeit gibt, mit den Karten zu zahlen und sie abzugeben, kann auch Arena-Chef Meyer noch nicht sagen: „Im Moment müssen wir aber davon ausgehen, dass der Insolvenzverwalter alles Geld eingesetzt hat, was er hatte“, meinte er.
In dem Fall könnten die Fans im Stadion wohl nur mit Bargeld zahlen. Ein wenig Wiedergutmachung immerhin sollen sie von Eintracht-Seite erfahren. „Wir stehen rechtlich nicht in der Pflicht, aber wir wollen uns etwas einfallen lassen, damit unsere Fans keinen materiellen Schaden haben“, kündigte Hellmann an. „Diese ganze Verschachtelung von Club, Eigentümer und Drittanbietern – da sind so viele Sollbruchstellen drin, wo Abhängigkeiten geschaffen werden, die aus meiner Sicht nicht gesund sind. Du musst eigentlich sicherstellen, dass die Leute das Geld dem Club anvertrauen, weil sie zu ihm eine vielfältige Beziehung haben. Wären wir Partner, hätten wir auf viele Arten reagieren können“, legte er noch einmal in eigener Betreiber-Sache nach.
Schon jetzt kündigte Eintracht-Boss Hellmann an: „Wir müssen schauen, wie das System in der Zukunft aussieht. Da wollen wir mit im Spiel sein. So eine Geschichte machen wir nicht noch mal mit. Denn wir müssen es am Ende immer wegräumen.“