Anicic, Jones und Co.: Was wurde aus den größten Talenten von Eintracht Frankfurt?

Viele Frankfurter Talente, die die SGE verließen, schafften in ihrer weiteren Karriere nicht den Durchbruch im Profifußball. Andere dagegen blicken auf eine tolle Laufbahn zurück. Wir geben eine Übersicht auf die besten Talente der Eintracht.
Michael Anicic: Spielte sich im zarten Alter von 18 Jahren erstmalig ins Rampenlicht der Bundesliga und erhielt sogar ein Angebot vom FC Bayern München, gegen die er unter Trainer Dragoslav Stepanovic auch debütieren dufte. »Ich dachte, ich muss mal wieder einen reinwerfen«, hatte Stepi die überraschende Aufstellung begründet. Schon am Abend des Debüts war Anicic Gast im Aktuellen Sportstudio. Das kam offenbar zu früh. Anicic ließ nach. Eine schwere Knieverletzung zwang den «Senkrechtstarter» zu einer längeren Pause. Richtig erholen konnte sich der talentierte Mittefeldspieler davon nie. 1996 zog es ihn Ausland. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland spielte er ausschließlich für unterklassige Vereine. Zur Eintracht kehrte er nie zurück. Am Ende der Spielzeit 2008/09 beendete er seine Karriere.
Eintracht Frankfurt: Andi Möller wurde Welt- und Europameister
Andreas Möller: Kam 1981 von BSC Schwarz-Weiß Frankfurt 1919 mit seinem späteren Manager Klaus Gerster zur Eintracht und unterschrieb nach dem Gewinn der A-Jugendmeisterschaft 1985 seinen ersten Vertrag bei den Adlern. Spielte in seiner Karriere für Juventus Turin, Borussia Dortmund und den FC Schalke 04 und sammelte dabei nahezu jeden Titel, den ein Fußball-Profi gewinnen kann. 85 Mal wurde er zudem in die Nationalmannschaft berufen und wurde Welt- und Europameister. Beendete seine Laufbahn 2004 im Trikot der SGE. Seine Bundesliga-Bilanz: 429 Spiele mit 110 Toren.
Mimoun Azaouagh: Spielte in seiner Jugend für den FSV Frankfurt und die SGE, ehe er 1999 zum 1. FSV Mainz 05 wechselte. In Mainz witterte der Spielmacher erstmalig Bundesliga-Luft und stieg 2004 mit den Rheinhessen in die erste Bundesliga auf. In der Winterpause 2004/05 wechselte er trotz einer Knieverletzung zum FC Schalke 04, wurde aber nach nur einem Jahr wieder an Mainz ausgeliehen. Nach lediglich neun Spielen für die Königsblauen brach er seine Zelte auf Schalke ab und schloss sich dem VfL Bochum an. Bis 2014 spielte er für den 1. FC Kaiserslautern und in der Saison 2015/16 für Hessen Dreieich.
Albert Streit: Wechselte 1997 im Alter von 17 Jahren vom VfB Stuttgart in die Jugendabteilung der Adler. Absolvierte bis 2003 93 Spiele für die Hessen, ehe er 2007 nach einem monatelangem Poker Frankfurt den Rücken kehrte und einen hoch-dotierten Vertrag beim FC Schalke 04 unterschrieb. Der Freistoßspezialist sah sich schon als kommenden Nationalspieler, stellte sich aber in Gelsenkirchen schnell ins Abseits und machte dort eigentlich nur mit negativen Schlagzeilen von sich reden. Gehörte ab 2009 nicht mehr zum Schalker Profikader. Die Karriere des streitbaren Profis, der sich in seiner Laufbahn immer wieder selbst ins Abseits manövrierte und damit seinem Namen alle Ehre machte, endete in den Fußball-Niederungen. Nach Engagements bei Alemannia Aachen, Viktoria Köln und Fortuna Köln beendete er seine Karriere.
Ronny Borchers: Kam 1970 von Germania Ginnheim zur Frankfurter Eintracht und spielte bis 1975 in der Jugendabteilung. Ab 1975 spielte er für die Profis. „Der Bär von Ginnheim“, der besonders mit seiner Dynamik und seinen butterweichen Flanken überzeugte, feierte mit den Adlern große Erfolge, wurde 1980 Uefa-Pokal-Sieger und holte 1981 den DFB-Pokal mit Frankfurt. Bis 1987 absolvierte er 169 Spiele für die Adler, ehe er zu Arminia Bielefeld wechselte. Über einen Umweg in der Schweiz landete er später beim FSV Frankfurt.
Thomas Berthold: Spielte ab 1978 für die Nachwuchsmannschaft der SGE. Wurde 1980 mit der Frankfurter B- und A-Jugend deutscher Meister. 1982 lief der Hanauer erstmals in der Fußball-Bundesliga auf. Natürlich für die Frankfurter Eintracht. Bis 1987 blieb er den Adlern treu, ehe er nach Italien wechselte und die Fußballschuhe für Hellas Verona und den AS Rom schnürte. Feierte 1990 mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft seinen größten sportlichen Erfolg. Insgesamt bestritt er 68 Spiele für die Nationalmannschaft. 1991 kehrte er zurück nach Deutschland und spielte für den FC Bayern München und den VfB Stuttgart. Im Jahr 2001 beendete er seine Karriere.
Eintracht Frankfurt: Falkenmayer gewann mit der SGE den DFB-Pokal
Ralf Falkenmayer: Kam 1979 zur Frankfurter Eintracht und startete bei den Adlern voll durch: Nach nur einem Jahr in der A-Jugend unterschrieb der Mittelfeldspieler seinen ersten Profivertrag bei der Eintracht. Zwischen 1980 bis 1987 absolvierte er 173 Spiele für die SGE. Kehrte 1989 nach einem Abstecher nach Leverkusen noch einmal zu den Hessen zurück und streifte in weiteren 164 Spielen das Trikot mit dem Adler über. Mit Frankfurt gewann der EM-Fahrer von 1984 den DFB-Pokal (1981).
Thomas Sobotzik: Spielte in der Jugend für den VfB Stuttgart und die Frankfurter Eintracht. Mit den Schwaben wurde er gleich zweimal in Folge Deutscher Jugendmeister. Mit 17 Jahren unterschrieb er in Frankfurt seinen ersten Jugendvertrag. Eine schwere Knieverletzung zwang ihn 1991 zu einer längeren Pause. 1994 machte er sein erstes Bundesliga-Spiel. Schoss immer wieder entscheidende Tore für die SGE - beispielsweise das 1:0-Siegtor im Herbst 1998 gegen Bayern München. Neben der Frankfurter Eintracht lief er für den FC St. Pauli, den 1. FC Kaiserslautern. Rapid Wien und die SpvGG Unterhaching auf. Insgesamt absolvierte er 134 Spiele (19 Tore) Bundesliga-Oberhaus sowie 110 Begegnungen (17 Tore) in der zweiten Liga. Zwischen 2008 und 2011 kickte er beim FSV Frankfurt, ehe er seine Karriere in Oberstedten ausklingen ließ.
Mounier Chaftar: Spielte von 1995 bis 2005 in den Jugendabteilungen der Frankfurter Eintracht und den Offenbacher Kickers, ehe er in der U23-Mannschaft der SGE eingesetzt wurde. Im Profiteam der Adler kam er jedoch nie über die Rolle des Einwechselspielers hinaus. Nach seiner Zeit bei der Eintracht schnürte er die Fußballschuhe für den OFC und den MSV Duisburg, ehe er es in der Saison 2010/11 noch einmal bei den Adlern versuchte. Nach einem Jahr brach er seine Zelte in Frankfurt wieder ab. Es folgten Engagements bei Wacker Burghausen, dem VfL Bochum und dem 1. FC Saarbrücken.
Eintracht Frankfurt: "Wunderknabe" Falk erlitt Karriereknick
Patrick Falk: Der Jugendnationalspieler, der als Wunderknabe gefeiert wurde, debütierte in der Saison 1999/2000 unter Jörg Berger im Alter von 19 Jahren in der Bundesliga. Nach Bergers Abgang geriet der Mittelfeldspieler ins Abseits. Zudem wurde er immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Schon mit 24 Jahren war die Profikarriere des Spielmachers beendet. Gründe für seinen Karriereknick waren laut Falk Querelen mit Trainern, anhaltende Knieprobleme und falsche Berater.
Emre Can: Spielte in seiner Jugend für den SV Blau-Gelb Frankfurt und wechselte 2006 an den Riederwald. 2009 schloss er sich dem FC Bayern München an. In der Spielzeit 2012 feierte der Mittelfeldspieler sein Bundesliga-Debüt. Nach erfolgreichen Jahren beim FC Liverpool und einem Intermezzo bei Juventus Turin, steht er nun in Dortmund unter Vertrag.
Luca Waldschmidt: Jahrgang 1996, kam 2010 in die Jugendabteilung der Frankfurter Eintracht. Der gebürtige Siegener gilt als großes Sturm-Talent, blieb aber in der Saison 2013/14 ohne Einsatz. Auch in den nachfolgenden Spielzeiten kam er nicht auf die gewünschte Anzahl von Einsätzen und wechselte zum HSV. Nach dem Abstieg der Hamburger zog es ihn weiter zum SC Freiburg, wo er den Durchbruch schaffte. Mittlerweile steht er bei Benfica Lissabon unter Vertrag.
Jermaine Jones: Über die Jugendmannschaften des SV Bonames und dem FV Bad Vilbel fand Jones den Weg zur Frankfurter Eintracht. Der talentierte defensive Mittelfeldspieler schaffte 2001 den Sprung in den Profikader und lief insgesamt 84 Mal für die Hessen auf. Sein Wechsel 2007 zum FC Schalke 04 sorgte für großen Unmut bei den Fans. Von Schalke zog es ihn zu den Blackburn Rovers, Besiktas Istanbul und schließlich in die USA, wo er unter anderem für New England Revolution, Colorado Rapids und Los Angeles Galaxy auflief.
Eintracht Frankfurt: Sebastian Jung mit vielen Verletzungen
Sebastian Jung: Der Königsteiner trug insgesamt 16 Jahre lang den Adler auf der Brust, ehe er nach der Spielzeit 2013/14 zum VfL Wolfsburg wechselte. Lief insgesamt 148 Mal in der ersten und zweiten Liga für die SGE auf und galt dabei als absoluter Sympathieträger. In Wolfsburg war Jung oft verletzt und konnte sich nicht durchsetzen. Über die Station Hannover 96 ist er seit September 2020 beim Karlsruher SC in der 2. Bundesliga gelandet.
Sonny Kittel: Michael Skibbe holte den Gießener in der Saison 2010/11 in die Profimannschaft. Der hoffnungsvolle Nachwuchsspieler (Eintracht-Jugend von 1999 - 2012) konnte auf Anhieb überzeugen und kam in der Folgezeit regelmäßig für die SGE zum Einsatz. Im April 2011 erlitt er einen Kreuzbandriss. Seitdem stagnierte Kittels Karriere. Er wechselte 2016 zum FC Ingolstadt und nach dem Abstieg der "Schanzer" zum HSV.

Cenk Tosun: Tosun spielte seit 1997 für die Frankfurter Jugendabteilung und wurde ab der U 17 in allen Nachwuchsmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eingesetzt. 2009 wurde er Profi, wurde aber nur ein einziges Mal eingesetzt. In der Winterpause 2010/11 wechselte der Wetzlarer zum türkischen Verein Gaziantepspor und traf gleich in seinem ersten Spiel zwei Tore gegen Galatasaray Istanbul. Nach guten Leistungen in der Liga wurde er sogar in die türkische Nationalmannschaft berufen. Mit der Zwischenstation Besiktas Istanbul wechselte er in die englischen Premier League zum FC Everton und im Februar 2021 wieder zurück in die Türkei - erneut zu Besiktas.
Patrick Ochs: War von 1991 bis 2002 fester Bestandteil der Frankfurter Jugendabteilung, ehe er für zwei Jahre bei den Amateuren des FC Bayern München spielte. Kehrte 2004 nach Frankfurt zurück. Bis 2011 absolvierte der waschechte Frankfurter mehr als 200 Spiele für die Adler. Nach dem Abstieg wechselte er zum VfL Wolfsburg.
Marc-Oliver Kempf: Wurde 2007 zur Frankfurter Eintracht gelotst. Der 1995 geborene Verteidiger durfte im November 2012 erstmalig in der Bundesliga ran. Bei der 1:3-Heimniederlage gegen den 1. FSV Mainz 05 feierte er sein Profi-Debüt. Es folgten fünf weitere Einsätze. Zur Saison 2014/15 wechselte er zum SC Freiburg und 2018 schließlich zum VfB Stuttgart. Dort ist er ein Leistungsträger in der Defensive.
Eintracht Frankfurt: Der gebürtige Frankfurter Süle steht vor einer großen Karriere
Niklas Süle: Der gebürtige Frankfurter spielte von 2006 bis 2009 in der Jugend der Eintracht, bevor er zur TSG Hoffenheim wechselte. Dort wurde er zum Bundesliga- und Nationalspieler. Zur Saison 2017/18 zog es ihn zum Rekordmeister FC Bayern München. (smr)