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Das Fremdeln der Eintracht-Abgänger

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Von: Ingo Durstewitz

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Jetro Willems hier noch im Trikot der SGE.
Jetro Willems hier noch im Trikot der SGE. © Archivbild: Ina Fassbender/dpa

Manch einer, der die SGE verlassen hat, hat im neuen Verein den Durchbruch noch nicht geschafft.

Der so dringend benötigte Stürmer ist endlich verpflichtet, Bas Dost soll für die nötigen Tore im Eintracht-Sturm sorgen. Der 30-Jährige wird gegen Fortuna Düsseldorf sein Debüt geben und soll die Lücke schließen, die die Abgänge von Luka Jovic und Sebastien Haller gerissen haben. Für die FR eine gute Gelegenheit, um zu schauen, was aus den Spielern wurde, die den Frankfurter Klub verlassen haben – nicht nur, aber auch Jovic und Haller.

Luka Jovic, dem Rohdiamanten, haben nur ein paar Zentimeter gefehlt und er hätte gleich in seinem zweiten Kurzeinsatz für Real Madrid seinen ersten Treffer erzielt. Der Serbe, kaum eingetauscht in der Schlussphase im Ligaspiel gegen Real Valladolid, brauchte nur ein paar Sekunden, um sich in Szene zu setzen: Doch sein Kopfball ging eben nicht, wie sonst so oft, ins Tor, sondern klatschte gegen den Pfosten. Es wäre das 1:0 gewesen, und obwohl Karim Benzema die Königlichen kurz darauf doch noch in Führung brachte, reichte es für den größten Klub der Welt nur zu einem höchst enttäuschendem 1:1-Remis im ersten Heimspiel der Saison. 

Das lag aber weniger an Luka Jovic, eher an dem deutschen Nationalspieler Toni Kroos, der den Gegentreffer kurz vor Schluss mit einem leichtfertigen Ballverlust einleitete. Dumm gelaufen. Jovic aber fühlt sich in der spanischen Hauptstadt nicht so unwohl, wie ihm nachgesagt wird. Meldungen, dass Real-Coach Zinedine Zidane nicht übermäßig zufrieden mit ihm ist und er womöglich schon wieder ausgeliehen werden sollte, tat er lässig ab: „Geschichten wie diese bringen mich zum Lachen“, sagte der 21-Jährige. Und weiter: „Die Medien werden sich immer mit solchen Geschichten befassen. Die Zeit wird zeigen, was die Wahrheit ist.“ Zidane sei mit ihm im Austausch, und überhaupt: „Er glaubt an mich und seine Meinung hat sich seit dem Beginn unserer Zusammenarbeit nicht geändert. Ich erwarte nicht, dass ich sofort immer spiele, aber ich werde meine Ziele erreichen.“

Fakt ist aber: Auch in Frankfurt erhielten die Verantwortlichen die Kunde, dass sie sich in Madrid etwas mehr von dem serbischen Nationalspieler erhofft hatten, der für 70 Millionen Euro die Seiten gewechselt hatte. Jovic hatte allerdings auch mit einer Verletzung zu kämpfen, die ihn zurückwarf. Er will sich in Madrid durchsetzen, eine Rückkehr zur Eintracht auf Leihbasis stand nie ernsthaft im Raum. 

Sebastian Haller für 50 Millionen von der SGE nach London

Sebastien Haller, der doch einigermaßen schnell und überraschend das Weite gesucht hatte, und das auch nicht zu einem absoluten Topklub, sondern zu dem englischen Mittelklasseverein West Ham United, konnte schon nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Dazu benötigte der französische Mittelstürmer aber auch etwas Anlaufzeit, dann aber kam er gewaltig. In seinem zweiten Ligaspiel für West Ham machte er gleich zwei Tore, die entscheidenden zum 2:1 und 3:1, auch am Führungstreffer war er beteiligt. Den Schlusspunkt im Spiel beim FC Watford machte er spektakulär per Fallrückzieher. Das kennt man von ihm, auch in Frankfurt hatte er ähnlich gegen den VfB Stuttgart schon mal getroffen. In England sorgte er gleich mal für einen Rekord, mit seinem Treffer zum 2:1 hievte er seinen Klub in einer ungewöhnlichen Kategorie an die Spitze: West Ham ist nun der erste Verein der Premier League, der mehr als 150 verschiedene Torschützen in der Statistik vorzuweisen hat. 

Die Londoner hatten bisher nie mehr für einen Spieler ausgegeben als für Haller, 50 Millionen Euro wurden fällig, und Trainer Manuel Pellegrini ist ebenfalls erleichtert, weil sich der Franzose anfangs schwertat. „Es ist nicht einfach, in der Premier League zu spielen, er hatte auch einen unglücklich Einstand.“ Das kann man so sagen, im ersten Heimspiel gegen Manchester City setzte es gleich mal eine 0:5-Klatsche, und Haller hatte nur ein paar Ballkontakte. Anschließend war er mit einer Verletzung außer Gefecht gesetzt. Umso glücklicher war auch sein Trainer, dass der 25-Jährige nun eine erste Duftmarke hinterlassen konnte. „Wir haben ihn lange beobachtet, wir wissen, was er kann“, sagte er. „Es ist wichtig für ihn, getroffen zu haben, das gibt ihm Selbstvertrauen.“ 

Haller, das ist klar, sieht die Hammers nur als Durchgangsstation, er hat dem Deal nicht nur zugestimmt, weil er sechs Millionen Euro pro Jahr verdient, der wuchtige Angreifer hat sich zudem eine Ausstiegsklausel in sein Vertragswerk einarbeiten lassen, sodass er im besten Fall zu einem englischen Topklub wechseln kann. Das war immer sein Ziel, er sieht den Londoner Verein quasi als Schaufenster und Sprungbrett. Fallrückziehertore sind da keine schlechte Referenz. 

Danny Blum - in Bochum einen guten Auftakt

Jetro Willems, der ebenfalls in der Premier League Unterschlupf fand, ist in Newcastle nicht so richtig glücklich geworden. Auch der Linksverteidiger hatte einen holprigen Start: Kaum wurde der Niederländer im ersten Saisonspiel gegen den FC Arsenal kurz nach der Halbzeit eingetauscht, lag er auch schon im Tiefschlaf – Pierre-Emerick Aubameyang machte das 1:0 für die Gunners, und Newcastle verlor das Spiel. Seitdem ist Willems raus, stand in keiner der folgenden Partien auf dem Feld. Denkbar unglücklich gelaufen. Wenn es so weitergeht, wird der technisch beschlagene, aber oft lethargisch wirkende Abwehrmann zurückkommen, er ist nur ausgeliehen. Fraglich, ob United die Kaufoption ziehen wird. Andererseits hat die Saison ja erst begonnen. Da fließt noch ein bisschen Wasser den Main hinab. 

Rodrigo Zalazar, der aus Malaga kam, einen Vertrag bis 2023 erhielt, aber direkt weiter zum polnischen Erstligisten Korona Kielce verliehen wurde, hat noch keine Bäume ausgerissen. Zu Buche stehen drei Kurzeinsätze, die vom deutschen Trainer Gino Lettieri betreute Mannschaft liegt mit vier Punkten auf einem Abstiegsplatz. Das geht besser. Für Schlagzeilen sorgte der Uruguayer, 20, als er sich vor dem ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz ablichten ließ und lustige Emojis darunter postete. Kurze Zeit später entschuldigte er sich. „Ich wusste nicht genau, wo ich stand, als dieses Foto aufgenommen wurde“, sagte er.

Lesen Sie hier ein Interview mit Goncalo Paciencia

Der Brasilianer Tuta hat in Belgien sein Glück ebenfalls nicht gefunden, der zum Erstligisten KV Kortrijk ausgeliehene Abwehrmann kam in keiner der fünf Partien zum Einsatz, stand nicht einmal im Kader. Das ist eine, nun ja, leicht ausbaufähige Bilanz.

Lesen Sie hier: Ganz viele Willensbiester im SGE-Kader

Danny Blum hatte in Bochum indes einen ganz guten Auftakt, traf gleich zweimal, beide Male per Strafstoß. Bei diesem kuriosen 3:3 gegen Wehen Wiesbaden (nach 0:3-Rückstand) bereitete er einen Treffer per Eckstoß vor. Spielerisch konnte der 28-Jährige aber nicht immer überzeugen. Mal sehen, wie es mit ihm nach dem Rauswurf von Trainer Robin Dutt weitergeht. In der zweiten Liga sollte sich der Flügelspieler aber zumindest behaupten können, das ist seine Kragenweite. 

Das gilt auch für Branimir Hrgota, der nach Jahren auf der Eintracht-Bank oder -Tribüne in Fürth untergekommen ist und bei zwei Kurzeinsätzen zumindest schon mal ein Tor vorbereitet hat. Geht doch. 

Max Besuschkow, den es nach Regensburg verschlagen hat, gehört beim Jahn zum Stammpersonal, stand in allen vier Partien in der Startelf und hat ein Tor gemacht. Für den Mittelfeldspieler, der in der Versenkung zu verschwinden drohte, ist das keine schlechte Ausbeute.

(Von Ingo Durstewitz)

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