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Frankfurt gegen Tottenham: 6:5 im Städtevergleich für die Heimat der Eintracht

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Von: Thomas Stillbauer, Georg Leppert

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London oder Frankfurt? Der total objektive Städtevergleich vor dem Champions-League-Spiel der Eintracht gegen Tottenham.

Rockmusik: Gut, wir haben in Frankfurt die Band „Mein Kopf ist ein brutaler Ort“. Wir haben auch die Quietschboys. Wir haben die Tongärtner, Platzregen, wir haben Cool Aid, Lord0 & Friends, die Straßenjungs, Fellaws Kingdom – wir hatten Snap! Wir hatten die Crackers! Flatsch! Wir haben die Rodgau Monotones (ja, eingemeindet!). Und hallo? Wir haben Tankard! Ist das nichts? Das ist viel. Das ist großartig. Das ist kaum zu toppen. Es sei denn, es gäbe da eine Stadt, aus der die Rolling Stones kommen, The Who, Led Zeppelin, Queen, die Kinks, David Bowie, die Sex Pistols, Siouxsie and the Banshees, Placebo, Pink Floyd … dürfen wir ein Remis anbieten? Nein? Okay. Punkt für London. 0:1

U-Bahn: Respekt, wer sich heute noch in eine U-Bahn traut. In Frankfurt wirst du entweder mit Corona infiziert oder aber verprügelt, wenn du jemanden darauf aufmerksam machst, dass es womöglich eine gute Idee wäre, einen Mund-Nasenschutz zu tragen. Bei der Gelegenheit: Wie wäre es, wenn jemand einen Mund-Nasenschutz entwickelt, der auch als physischer Mund-Nasenschutz gegen Faustschläge von Leuten wirkt, die gegen Intelligenz immunisiert sind und gegen sonst nichts? Aber wir schweifen ab. Schon vor all den Corona-Problemen war es lebensgefährlich, in London die U-Bahn zu nutzen. Es ist in der Londoner Subway enger als in einem Brillenetui, heißer als in der Hölle, und es gibt Stationen, da musst du 193 Treppenstufen erklimmen, um wieder ans Tageslicht zu kommen. Punkt für Frankfurt. 1:1

Eintracht gegen Tottenham Hotspur in der Champions League: Königin in Frankfurt, König in London

Königinnen: Noch bei unseren vorigen Aufeinandertreffen mit Londoner Klubs wäre diese Rubrik eine klare Angelegenheit gewesen. Damals wohnte in London die berühmteste und älteste Königin der ganzen Welt, ihre Majestät, Elizabeth II. So leid es uns tut, das ist Geschichte. Jetzt hat London keine Königin mehr von Weltrang. Zugegeben, Frankfurt auch nicht. Frankfurt hat allerdings eine Weinkönigin (Lena I.), eine Frankfurter Apfelweinkönigin (Larissa I.), eine Bergen-Enkheimer Apfelweinkönigin (Lea I.) und den Haustierservice „Königinnen von Schnurr“. Was hat London auf dem Sektor? Wahrscheinlich nichts. Wer wollte schon in London Weinkönigin werden, wenn es dort schon eine Weltklassekönigin gibt? Vielleicht entwickelt sich ja was für die Zukunft. Toi toi toi. Aber bis es soweit ist, müssen wir sagen: sorry, Punkt für Frankfurt. 2:1

Frankfurter Königin: Lena I.
Frankfurter Königin: Lena I. © Bernd Kammerer

Könige: Die Königin ist tot, es lebe der König.! Aus Prince Charles wurde King Charles, was total ungewohnt ist. Charles war immer Prince (wie Prince Boateng) und wird es doch auch immer bleiben, oder? Vermutlich ist das so ein Generationending. Kinder gehen heute auch nicht mehr an den Kiosk und bestellen ein Raider. Wie auch immer. London hat also König Charles, was hat Frankfurt für Könige? Da müssen wir von der FR mal ehrlich sagen: Wenn es um die Royals geht, sind andere Zeitungen besser informiert. Deshalb googeln wir mal „Frankfurt“ und „König“ und „Bild-Zeitung“. Was haben wir denn da: „Frankfurter Party-König im Knast!“ Klingt nicht besonders royal. Aber es gab offenbar auch einen Frankfurter Zocker-König. Oh, der wurde 2018 erschossen. Okay, man muss Prince... äh, King Charles nicht lieben, manche Artikel über ihn lösen auch unangenehmes Kopfkino aus („Tampon-Gate“). Aber das ist ein Punkt für London. 2:2

His Majety
His Majesty © ANDREW MILLIGAN

Brot: Manche Leute sagen, das habe sich inzwischen geändert. Das sei gar nicht mehr so. London habe heute nicht mehr nur dieses seltsam leichenfarbene, viel zu kurz gebackene, aus irgendetwas zusammengeknetete Zeug, das keineswegs Roggenmehl enthalte oder Dinkel oder gar eine Art Vollkorn. Wenn man nur die Augen offen halte, heißt es, finde man selbst an der Themse die eine oder andere Bäckerei mit Sachverstand, die … jaja, schon klar. Gegenfrage: Warum essen die Leute dort dann immer noch dieses labberige Porridge zum Frühstück? Bohnen? Kabeljau? Pudding?! Wir wissen die Antwort: Weil es dort kein Brot gibt. Ganz einfach. In Frankfurt hingegen machen sogar jetzt, in der Energiekrise, junge neue Bäckereien auf und verwöhnen die Kundschaft mit Sauerteigerzeugnissen, während alteingesessene Meisterinnen und Meister in Ehren halten, was seit Jahrzehnten aus den besten Zutaten … komm her, geh fort: Punkt für Frankfurt. 3:2

Museen: British Museum, National hier, National da, die wunderbare Tate Modern, Victoria & Albert – London hat da schon ein paar ziemlich tolle Ausstellungshäuser. Da lassen sich schon ein paar Jahre verbringen, wie man mitunter erstaunt feststellt, wenn man wieder ans Tageslicht tritt, und Eintracht Frankfurt ist plötzlich Europapokalsiegerin. Wobei Frankfurt natürlich auch einiges zu bieten hat, Hilmar Hoffmann sei gelobt, gepriesen und gepfiffen. Das Museumsufer, klasse Sache, dann natürlich das weltweit einmalige Struwwelpeter-Museum, das Eintracht-Museum, das (seit ca. 200 Jahren im Planungsstadium befindliche) Apfelweinmuseum, das Feuerwehrmuseum, Romantik-, Feldbahn- … wie? Ja, wir kommen zum Urteil. London hat da noch diese Wachsfiguren und das Harry-Potter-Dings, oder? Na gut. Punkt für London. 3:3

SGE gegen Tottenham in der Champions League: Oberbürgermeister-Vergleich spricht für London

Flughäfen: Frankfurt hat einen. Wenn wir Hahn dazunehmen, zwei. Wenn wir Egelsbach dazunehmen, zweieinviertel. Wenn wir den Alten Flugplatz Kalbach / Bonames dazunehmen, 2,33. Das geht schon in Ordnung, denn hätte unsere kleine Metropole vergleichbare räumliche Ausmaße wie London, lägen Hahn und Egelsbach noch in Frankfurt. Kalbach sowieso. Wie viele Flughäfen hat London? Fünf. Heathrow, Gatwick, City, Stansted, Luton. Toll. Wenn du nach London fliegst, musst du vorher immer noch studieren, ob du einen Tag mehr einplanen solltest, um vom Flughafen ins Hotel / Stadion / Wasauchimmer zu kommen. Andererseits hat das auch was Weltstädtisches, so ein Haufen Flughäfen. Andererseits hast du überall Fluglärm wie sonstwas. Andererseits ist Fliegen sowas von 1975. Andererseits versiegeln Flughäfen ohne Ende Boden. Ursprünglich sollte das ja ein Unentschieden werden, aber bassema uff, wegen extremer Klimakillerei: Punkt für Frankfurt. 4:3

Zum Spiel

An diesem Dienstag um 21 Uhr empfängt Eintracht Frankfurt zum zweiten Heimspiel ihrer Champions-League-Geschichte Tottenham Hotspur. Da das erste Heimspiel verloren ging, könnte es also der erste Heimsieg im wichtigsten Klubwettbewerb der Welt werden.

Das Waldstadion ist ausverkauft, am Kassenhäuschen anstehen ist zwecklos.

Im Fernsehen ist das Spiel nur gegen Gebühr via Internet zu sehen. Der Streaming-Anbieter Amazon Prime überträgt.

Oberbürgermeister: In London so: Lord Mayor’s Day – was für ein großartiges Ereignis. 800 Jahre Tradition. 6000 Menschen laufen bei einer Parade mit. Musikkapellen, die Vertreterinnen und Vertreter der Zünfte ziehen durch die Stadt, 150 Motivwagen, der Lord Mayor in einer vergoldeten Staatskarosse, er lebe hoch, hoch... In Frankfurt so: Peter Feldmann, buh... da, er hat sich schon wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Pfui, wie kommt er dazu, er muss doch auf seine Abwahl warten. Schlimm, er schadet der Stadt. Und dieser Prozess, furchtbar ist das. Abwählen, den Mann, sofort abwählen. Am 6. November alle gegen Feldmann stimmen. Oder vorher: Briefwahl. Unbedingt Briefwahl beantragen. Weg mit Feldmann... Punkt für London. 4:4

Bier: England und Bier? Schwieriges Thema. Es gibt Menschen, die lieben den dortigen Gerstensaft und finden es völlig normal, dass der durchschnittliche Spurs-Fan zwischen acht und zwölf Pints trinkt, bevor er ins Stadion geht. Andere können mit Ale, Stout oder Porter gar nichts anfangen, weil: zu schal und meistens zu warm. Aber wir wollen hier nicht über Geschmack streiten. Fakt ist: In London gibt es Brauereien. Old Truman zum Beispiel oder die Southwark Brewing Company. In Frankfurt gab es mal Henninger und Binding und den Henninger Turm, und manchmal hat der ganze Sachsenhäuser Berg nach Bier beziehungsweise seinen Grundstoffen gerochen. Nun wird es vermutlich bald gar keine Brauerei in Frankfurt mehr geben, und einige Superreiche haben sich einen Turm an den Hainer Weg gebaut, der angeblich aussieht wie der Henninger Turm, aber in Wahrheit ein Mahnmal gegen bezahlbare Mieten ist. Punkt für London. 4:5

Prost, Mahlzeit. Binding verlässt Frankfurt.
Prost, Mahlzeit. Binding verlässt Frankfurt. © Renate Hoyer

Riesenräder: Das im Jahr 2000 eröffnete London Eye ist eine der größten Sehenswürdigkeiten in Großbritannien. Zugegeben, alleine die Höhe von 135 Metern (zweithöchstes Riesenrad Europas) ist beeindruckend. Aber mal ehrlich: Wartezeiten von 30 bis 120 Minuten, gesalzene Eintrittspreise... muss das wirklich sein? Da loben wir uns das Riesenrad auf der Dippemess. Längst nicht so hoch, aber auch mit tollem Ausblick (vor allem auf Offenbach). So gut wie nie Wartezeit, man kann mit der Zuckerwatte in der Hand direkt einsteigen. Viele Gondeln nicht von Fenstern umgeben – hilfreich zum Schutz gegen Corona oder wenn einem da oben mal nicht wohl ist... Punkt für Frankfurt. 5:5

Größer, aber auch schöner als in Frankfurt?
Größer, aber auch schöner als in Frankfurt? © IMAGO/imageBROKER/Rolf Fischer

Parks: Bis vor kurzem wäre diese Rubrik ganz safe an London gegangen. Klar, „Günthi“, „Grüni“ und Huthpark taugen schon was, zwei davon waren auch zuletzt im Tatort zu sehen, aber Hyde Park und St. Jame’s Park spielen einfach in einer anderen Liga. Nun gibt es in Frankfurt aber den Rennbahnpark. Der grenzt an den DFB-Campus an. Sprich: Wenn – sagen wir – Thomas Müller den Ball über den Zaun bolzt, landet er im Park. Dann kommt Kevin Trapp angerannt, um ihn zu holen. Und Sie als Besucherin oder Besucher können ihm dann sagen: „Kevin, du bist der beste Torwart in Deutschland, und deine Hafermilch ist ein Traum. Aber lass den Quatsch mit Katar, schon dich für die Eintracht.“ Punkt für Frankfurt. 6:5 (Thomas Stillbauer/Georg Leppert)

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