Eintracht: Vierer- oder Fünferkette?

Makoto Hasebe fehlt der Frankfurter Eintracht sehr. Im Geheimtraining wird an einer Problemlösung gearbeitet.
Der Wechsel von einer Viererkette zu einer Fünferkette galt bei der Frankfurter Eintracht zwischenzeitlich als der Erfolgsweg schlechthin. Eng verbunden damit ist Makoto Hasebe. Der japanische Nationalspieler wurde in der Abwehr zum „Libero“, zum freien Mann, der die Defensivarbeit kontrollierte, vor allem aber auch das Spiel nach vorne organisierte und in Gang brachte. Nun steht Hasebe nicht mehr zur Verfügung, nach einer Knieoperation (Knorpelschaden) kann er in dieser Saison nicht mehr spielen. Das und die Erkenntnis, dass die Gegner sich zuletzt immer besser auf diese Defensivformation eingestellt hatten, könnte Trainer Niko Kovac dazu bewegen, wieder neue Wege zu gehen. In dem Fall wäre es ein „alter“ Weg, also die Rückkehr zur Viererkette. Deren Protagonisten stehen immerhin alle zur Verfügung und deshalb würde es sich anbieten gegen Borussia Mönchengladbach mit Timothy Chandler und Bastian Oczipka auf den Außenbahnen sowie David Abraham und Jesús Vallejo innen zu spielen.
Bei den ersten Trainingseinheiten der Woche war nicht zu erkennen, wie sich der Trainer für Samstag entscheiden wird. Kovac blufft bei öffentlichen Trainingseinheiten ganz gerne. Und so ist es auch möglich, dass er an drei Innenverteidigern festhält. Michael Hector und Marco Russ wären zwei Kandidaten, die mit Abraham und Vallejo in der Zentrale spielen könnten, freilich nicht über die spielerischen Qualitäten verfügen wie Hasebe.
Für den in England geborenen Jamaikaner Hector geht es in den nächsten Spielen um seine sportliche Zukunft. Noch ist nicht klar, ob die Eintracht sich bemühen wird, den baumlangen Nationalspieler vom FC Chelsea weiter auszuleihen. Es ist auch nicht klar, ob Hector überhaupt Interesse daran hat, in Frankfurt zu bleiben. „Ich trainiere dafür, um zu spielen“, sagt er, „ich liebe es, Fußball zu spielen.“ Im neuen Jahr ist er diesem Ziel näher gekommen, in erster Linie, weil Abraham und Vallejo aus den unterschiedlichsten Gründen unterschiedlich lange ausgefallen sind. Aktuell kämpft Hector in der „Stopper“-Rangliste mit Russ um den dritten Platz. Das wird ihm auf Dauer zu wenig sein. „Wenn ich keine Chance sehe, regelmäßig zu spielen, dann ziehe ich weiter“, sagt er. Diesem Motto ist er oft gefolgt, er hat in seiner Karriere quasi jedes Jahr den Verein gewechselt, manchmal sogar zweimal pro Saison. Dennoch kann sich der „Wandervogel“ auch vorstellen, weiter in Frankfurt zu spielen. Die Stadt gefällt ihm, „der schönste Platz aber ist das Stadion am Spieltag“.
Es hat ein bisschen gedauert, bis er angekommen war bei der Eintracht. Eine schnellere Integration hatte sein miserabler Start in die Saison verhindert. Im Pokalspiel in Magdeburg war er mit der gelb-roten Karte vom Platz geflogen, im ersten Ligaspiel gegen Schalke mit glatt Rot. „Da habe ich mir gedacht: Das wird hier ja eine Super-Saison“, kann er heute schmunzeln. Die Platzverweise hatten ihn den Platz im Team gekostet. Jesús Vallejo hatte ihn sich mit starken Leistungen erobert. Doch Hector ist dran geblieben, auch mit dem Ausgleich gegen Hertha BSC in der Nachspielzeit, als er den Ball zum 3:3 ins Netz köpfte. Im Team ist der Jamaikaner beliebt, er ist ein Spaßvogel, der aber in der Lage ist, ernsthaft seinem Beruf nachzugehen.
Seine Leistung zuletzt gegen den HSV war ein Spiegelbild der Saison. Über weite Phasen konnte er überzeugen, bevor ihm ein Blackout im Mittelfeld, der zu einem Elfmeter hätte führen können, die guten Kritiken zunichte gemacht hatte. Bei aller Zweikampf- und Kopfballstärke unterlaufen dem 24 Jahre alten Abwehrspieler einfach zu viele Fehler und Fehlpässe.
An Selbstvertrauen mangelt es dem „Rastamann“ aber nicht. Er traut sich zu, der Eintracht auch im defensiven Mittelfeld zu helfen. „Der Trainer weiß, dass ich das kann“, sagt er, „als mich die Eintracht beobachtet hat beim FC Reading, habe ich öfter mal auf der Sechs gespielt.“ Hector gegen Gladbach an der Seite von Omar Mascarell? Eine Möglichkeit.