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Guter Start ist wichtig

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Charly Körbel (61) ist mit 602 Einsätzen, alle im Trikot der Frankfurter Eintracht, Bundesliga-Rekordspieler. Inzwischen schon traditionell erklärt er vor jedem Heimspiel die aktuelle Lage aus seiner Sicht.

Diesmal kann ich mir ein gutes Bild von der Vorbereitung machen. Ervin Skela, Uwe Müller, Manuel Hiemenz und ich hatten ja unsere Fußballschule in Abu Dhabi vertreten, als sich die Profis dort auf die Rückrunde vorbereiteten. Neun Tage lang konnten wir auf dem Trainingsplatz und während den beiden Testspielen Eindrücke sammeln. Fazit: Das Training war gut, Trainer und Spieler waren motiviert und gut vorbereitet.

Aber man hat auch gesehen, dass selbst die Mannschaft aus Dschidda gegen uns nach 20 Minuten 2:0 oder gar 3:0 hätte führen können. Da wurde unser Problem wieder deutlich: Es passieren zu viele Fehler bei der Defensivarbeit und beim Aufbauspiel.

Entsprechend gespannt bin ich, wie sich unsere Mannschaft am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg präsentieren wird. Zwei der drei Neuen werden ja wohl im Team stehen. Wobei ich Szabolcs Huszti für die größte Verstärkung halte. Er kennt die Bundesliga, er ist ein riesiger Kicker. Davon wird die ganze Truppe profitieren.

Bei Marco Fabián muss man noch abwarten, wie er sich hier zurecht findet. Ist das linke Mittelfeld wirklich seine Position? Stellt ihn Armin Veh eventuell zentral? Alle Mexikaner sind gute Fußballer, aber die Bundesliga ist doch noch einmal etwas anderes. Aber ich glaube nicht, dass Fabián so große Probleme haben wird wie einst Fenin oder Kadlec. Der Mexikaner hat eine solche Schusskraft, er kann sicher auch manchen Freistoß versenken. Macht er drei, vier Tore, die zu Punkten verhelfen, dann hat sich seine Verpflichtung schon gelohnt.

Insgesamt muss sich unsere Offensive neu finden. Gut, dass Alex Meier in Abu Dhabi hart gearbeitet hat. Er ist deutlich fitter als in der Vorrunde nach seiner Knieverletzung. Selbst wenn Stefan Aigner erst einmal auf die Bank müsste, auf ihn sollten wir nicht auf Dauer verzichten. Das Duo Meier/Aigner war für die Eintracht immer eine Art Lebensversicherung, daran wird sich, so glaube ich, auch in Zukunft nicht viel ändern. Und oft war es ja so, dass der „Aiges“ seine besten Spiele gemacht hat, wenn er sich so richtig geärgert hatte.

Gut auch, dass Mijat Gacinovic nun viel näher an der Mannschaft dran ist. Der junge Serbe war beim Test gegen Dortmund der mutigste Eintrachtler. Mal sehen, wie das dann in den Punktspielen aussieht. Wobei ich mich schon frage, ob das alles gut gehen kann mit fünf offensiv ausgerichteten Spielern und zwei Außenverteidigern, die, egal wie sie heißen, so ihre Probleme haben. Auch ich will nicht mauern, aber ich will auch nicht abgeschossen werden von spielstarken Wolfsburgern.

Ein Sieg gegen den VfL zum Rückrundenstart, das wäre ein Knaller. Gut fürs Selbstvertrauen, gut für die Nerven. Denn danach geht es nach Augsburg, wo wir uns häufig sehr schwer taten. Und dann gäbe es gegen Stuttgart Abstiegskampf pur. Nein, das ist nichts mehr für mich.

Uwe Müller und Ervin Skela haben mir in meinem Telefon „WhatsApp“ eingestellt. Ja, auch ich bin noch lernfähig! Das benutzen anscheinend inzwischen alle Fußballer. Auch Sebi Jung, den ich am liebsten ja irgendwann wieder bei der Eintracht sehen würde, weil wir auf seiner Position immer noch Probleme haben. Ihm habe ich erklärt, dass wir die Punkte dringender brauchen. Was natürlich auch nicht ganz stimmt. Wolfsburg will in die Champions League, da wird Dieter Hecking, den ich gut kenne, seine Profis schön heiß machen. Denn er weiß auch, dass bei einer Niederlage der Baum brennen würde.

Klar, wenn es bei den Wolfsburgern gut läuft, dann können sie selbst die Bayern auseinander nehmen. Aber wir sind nicht chancenlos, wir haben auch gute Spieler. Es reicht aber nicht, wenn nur drei oder vier ihre beste Form zeigen, Stück für Stück müssen sich alle wieder hoch ziehen. Wir können niemanden auf Dauer durchschleppen. Klar, dass alle an den Kampfgeist anknüpfen müssen, der vor Weihnachten zum so wichtigen Sieg gegen Bremen verhalf.

Ansonsten aber müssen wir die Vorrunde abhaken, wir können sie nicht mehr verbessern. Aber wir können dafür sorgen, dass es in der Rückrunde besser läuft. Abgerechnet wird dann nach der Saison. Bis dahin sollte man keine Nebenschauplätze aufmachen. Vom Vorstand über Trainer und Spieler bis zu den Fans: In den kommenden Monaten geht es nicht darum, wer neuer Sportvorstand wird, nicht darum, was aus Armin Veh wird, sondern nur darum, dass die Eintracht in der Bundesliga bleibt. Das kann ein Geduldsspiel werden.

In diversen Gesprächen mit Armin Veh habe ich bemerkt, dass er hoch motiviert ist, dass er weiß, wo er ansetzen muss. Dass er auch von manchen Spielern enttäuscht ist, dass er Leistungssteigerungen erwartet. Er ist gewillt, alles zu tun, damit es mit dem Klassenerhalt klappt.

Aber natürlich gibt es weiter einige Fragezeichen. Und auch die Konkurrenz wird alles versuchen, damit ein Absturz vermieden wird. Es wird aufregend und spannend in den kommenden Monaten. Je schneller wir Punkte sammeln, um so mehr steigt das Selbstvertrauen bei den Spielern. Und das brauchen wir, damit im Mai dann auch wirklich gefeiert werden kann.

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