Historisch: Eintracht besteht die Geduldsprobe gegen Freiburg

Der Winter hat Deutschland zwar noch fest im Griff, doch am 14. Februar 2010 steht bereits der 22. Spieltag der Saison 2009/10 an. Die Eintracht, derzeit Siebter der Tabelle, empfängt den aktuellen 15. aus Freiburg.
Zwar hat die Eintracht am letzten Spieltag mit einem 3:2 in einer furiosen Partie drei Punkte aus Dortmund entführt, aber Trainer Michael Skibbe tut gut daran, die Erwartungen an das heutige Spiel zu dämpfen: „Freiburg kämpft ums sportliche Überleben, ich rechne daher mit einem recht zähen Spiel gegen einen entsprechend defensiven Gegner. Zudem haben wir uns auswärts zuletzt immer etwas leichter getan als zu Hause, weil wir mehr Räume hatten, in die wir schnell spielen konnten.“
Dennoch ist ein Sieg natürlich das Ziel und Skibbe setzt hierfür, auch weil die Bänderdehnung von Schwegler noch nicht völlig ausgeheilt ist, auf die gleiche Mannschaft, die in Dortmund gewonnen hat. Freiburgs Trainer Dutt setzt wie erwartet auf eine defensive Grundausrichtung, denn der Respekt vor den Frankfurtern ist groß: „Der momentane Tabellenplatz der Eintracht ist kein Zufall. Man kann nur den Hut vor dem ziehen, was sie in dieser Saison geleistet haben. Wir sollten versuchen, unser Tor zu machen und defensiv so stabil wie zuletzt zu agieren. Dann haben wir die Chance, auch in Frankfurt zu punkten.“ Ebenso wie Skibbe ändert Dutt seine Mannschaft nach dem 0:0 gegen Schalke nicht. Vor der Viererkette um Kapitän Butscher und Toprak spielen Flum und Schuster und im Sturm sollen Idrissou und Cissé auf Konter lauern. Von Beginn an dabei ist auch Du-Ri Cha, der noch immer herzlich von den Frankfurter Zuschauern empfangen wird.
Cissé staubt ab
Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Rafati wird es das von den meisten befürchtete Geduldsspiel. Der Ball läuft quer im Mittelfeld, Freiburg macht keine Anstalten, die kompakte Abwehr auch nur kurz aufzugeben, die Eintracht hingegen versucht vorrangig, nicht in einen Konter zu laufen. Fehlervermeidung steht im Vordergrund, wird aber unzureichend umgesetzt. So haben die Gäste die ersten Chancen durch einen Kopfball und einen Fernschuss von Makiadi.
Von der Eintracht ist zu diesem Zeitpunkt wenig bis gar nichts zu sehen. Sie überlässt dem Aufsteiger sogar das Mittelfeld, um selbst zu kontern. Das mag taktisch sinnvoll sein, schön und erfolgreich ist es jedenfalls bislang nicht. Ein Schlenzer von Köhler knapp über das linke Toreck erweist sich als Strohfeuer, denn Freiburg bestimmt weiterhin das Spielgeschehen. So schaltet Abdessadki in der 24. Minute schnell, bedient Cissé, der im Strafraum Franz mit einem kurzen Haken verlädt, aber am hinausstürzenden Torhüter Nikolov scheitert. Nur eine Minute später ist es dann passiert: Du-Ri Cha flankt vor den Fünfmeterraum, Nikolov kann den eigentlich harmlosen Ball nicht festhalten und Cissé staubt zur Führung für den SC Freiburg ab.
Köhler trifft per Freistoß
Immerhin ist dies ein Weckruf für die Eintracht. Sie nimmt nun endlich gegen die sich zurückziehenden Breisgauer das Heft in die Hand. Doch noch ist es Stückwerk, immer wieder bringen leichte Abspielfehler Kontermöglichkeiten für Freiburg, die zum Glück jedoch nicht konsequent genutzt werden. Dennoch gelingt in der 40. Minute der Ausgleich, zu dem Schiedsrichter Rafati allerdings seinen Teil beiträgt. In einem Duell mit Köhler trifft Toprak erst den Ball und dann seinen Gegenspieler, dennoch gibt es Freistoß und die Gelbe Karte für den Freiburger. Köhler führt selbst aus und zirkelt die Kugel aus 20 Metern wunderbar über die Mauer zum 1:1 ins linke Eck.
Ein besseres Spiel ist auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht in Sicht. Freiburg igelt sich zunehmend ein, die Adler spielen nun zwar schön im Mittelfeld, doch der Zug in die Spitze fehlt meist. Dennoch kommen die Gastgeber zu Chancen, etwa durch einen Kopfball von Meier, der das Tor um ein paar Zentimeter verfehlt, oder einen strammen Schuss des eingewechselten Caio, den Torhüter Pouplin mit einer Glanzparade klärt. Die Eintracht bleibt spielbestimmend, aber viel zu harmlos. Es fehlt die zündende Idee, der direkte Pass. Als Caio zwanzig Minuten vor Abpfiff aus knapp 30 Metern nur Aluminium trifft, ist das jedoch die Initialzündung. Urplötzlich geht es schnell und direkt nach vorne, insbesondere der für Köhler aufs Feld geschickte Korkmaz sorgt für viel Wirbel auf der linken Außenbahn.
Befreiungsschlag als Vorlage
Es läuft bereits die Nachspielzeit, als Chris beim Versuch zu klären über den Ball tritt und Franz den Fehler seines Mitspielers mit einem weiten Befreiungsschlag nach vorne ausbügelt. Dort setzt sich Meier im Luftkampf gegen Butscher durch und verlängert die Kugel in den Lauf des lauernden Altintop. Der setzt sich gegen Toprak durch, sprintet in den Strafraum und lupft das Leder eiskalt über den hinausstürzenden Torwart Pouplin um 2:1 für die Eintracht ins Netz.
Michael Skibbe ist begeistert: „Das hat er in der Art eines Klassestürmers vollendet. Da sieht man, was ein guter Stürmer in einer guten Mannschaft ausmacht.“ „Die Vorlage von Alex war klasse, als der Ball drin war, war das einfach ein wunderbares Gefühl“, meint der glückliche Torschütze.
Kurz darauf pfeift Schiedsrichter Rafati ab. 34 Punkte bei nur zwei Zählern Rückstand auf den Tabellenfünften Dortmund sind der glückliche Lohn für die engagierte Schlussoffensive.