In der Rangliste der Neuzugänge: Eintracht-Einkäufer auf dem Treppchen

Wie Sportchef Markus Krösche Eintracht Frankfurt durch kluge Transfers für die Zukunft wappnet
In der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins „Kicker“ ist Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche nach allen Regeln der Kunst abgefeiert worden. Das Sportblatt hat sich die Mühe gemacht und alle Neuzugänge der 18 Bundesligisten unter die Lupe genommen, sie einzeln bewertet. Herausgekommen ist: Der Frankfurter Sportchef hat mit seinen Einkäufen vor der Saison einige Male voll ins Schwarze getroffen, nur der Leverkusener Simon Rolfes hat noch ein paar mehr Pünktchen abgestaubt. Platz zwei geht an Krösche, damit rutscht er im Vergleich zum Vorjahr noch einen Rang nach oben, schon da hatte er es aufs Treppchen geschafft.
Der „Kicker“ hat die Neuen auf einer Skala von null (bisher enttäuschend) bis zehn (bisher voll überzeugend) beurteilt, und so oft wie die Eintracht erhielt kein anderer Klub die volle Punktzahl, bei gleich fünf Akteuren. Robin Koch, Willian Pacho, Hugo Larsson, Ellyes Skhiri und Omar Marmoush sahnten jeweils zehn runde Zähler ab; Fares Chaibi kam immerhin auf neun Punkte. Und natürlich hätte die Eintracht den Leverkusenern den Spitzenplatz streitig machen können, wenn Ansgar Knauff mehr als sechs, Niels Nkounkou mehr als drei und Jessic Ngankam mehr als zwei Zähler gesammelt hätten. Haben sie aber nicht.
Larsson war schon früh klar
Die Arbeit von Markus Krösche sowie Sportdirektor Timmo Hardung ist umso höher zu bewerten, da Paris Saint Germain Anfang September, am letzten Tag und in den letzten Minuten der Transferperiode, der Eintracht ihren Senkrechtstarter Randal Kolo Muani wegschnappte. Für unglaubliche 95 Millionen Euro zwar, aber eben so spät, dass die Sportliche Leitung nicht mehr reagieren und keinen Ersatz holen konnte. Damals ist einige Kritik auf Manager Krösche eingeprasselt, dabei konnte er bei dieser exorbitanten Summe gar nicht nein sagen und ein teurer Stürmertransfer im Vorgriff ließ sich aufgrund der Skepsis in den Gremien nicht realisieren.
Nicht auszudenken, die Eintracht hätte jetzt – neben dem überraschend schnell funktionierenden Marmoush – noch einen Angreifer wie Elye Wahi und Victor Boniface. Mit beiden war sie schon handelseinig. Boniface wäre aber nur gewechselt, wenn Kolo Muani schon früher gegangen wäre, in Konkurrenz zum französischen Nationalstürmer wollte er nicht treten. Er wechselte nach Leverkusen. Und Wahi wäre zwar auch gekommen, wenn Kolo Muani geblieben wäre, doch letztlich wurde der Deal zu kostspielig. Wahi ging zu RC Lens.
Last-Minute-Geschäfte sind eigentlich nicht nach dem Geschmack des Sportchefs, er will die Mannschaft schon relativ früh beisammen haben. Krösches Konzeption ist strategisch und langfristig ausgelegt, er denkt einen Schritt weiter. „Ich halte mich maximal im Heute auf, eher aber im Morgen“, sagt er. Daher läuft schon jetzt, im Herbst, die Planung für die kommende Saison auf Hochtouren. Es wird nach seiner Inthronisierung 2021 die dritte Spielzeit, die er gänzlich nach seinen Vorstellungen, seiner Philosophie und mit seinen Methoden planen kann – und mit entsprechendem Vorlauf. Ein Beispiel für die Weitsicht im Einkauf: Den Deal mit dem schwedischen Toptalent Hugo Larsson schloss Krösche bereits im Februar dieses Jahres ab – dreieinhalb Monate vor Beendigung der alten Runde. Die Sichtung der Spieler beginnt entsprechend noch früher.
Die Mannschaft, die in der Saison 2024/25 an den Start gehen wird, steht jetzt noch nicht in Gänze, das hängt auch immer davon ab, was sich letztlich realisieren lässt. Aber in Grundzügen hat die Sportliche Führung das Team bereits im Kopf.
Das aktuelle Team wird bereits im Winter verstärkt werden. Mit drei bis vier Neuzugängen planen die Verantwortlichen, einen oder zwei Stürmer, einen Mittelfeldspieler sowie einen Verteidiger. Das ist richtig und sinnvoll. Vorne muss Ersatz für Kolo Muani her, damit nicht die ganze Last auf den Schultern des Ägypters Marmoush lastet, der ja auch als hängende Spitze agieren kann.
Groß im Fokus
Namen kursieren einige, Rafiu Durosinmi (Viktoria Pilsen), Vangelis Pavlidis (AZ Alkmaar), Gift Orban (KAA Gent) oder auch Fotis Ioannidis (Panathinaikos Athen). Erschwert wird das Ganze dadurch, dass die Vereine wissen, wie viel Geld die Eintracht im Sommer eingenommen hat und daher ein gutes Stück vom Kuchen abbekommen wollen. Bei Krösche, dem Chefeinkäufer, sind gute Nerven und kluges Verhandeln gefragt. Schaden kann es nie, mehrere Bälle in der Luft zu halten.
Das gilt auch für das zentrale Mittelfeld. Da ist jetzt Pascal Groß in den Fokus gerückt. Der 32-jährige deutsche Nationalspieler passt aufgrund seines Alters zwar auf den ersten Blick nicht ins Beuteschema der Eintracht, bei näherer Betrachtung hingegen schon. Der gebürtige Mannheimer ist genau der Spielertyp, den die Frankfurter im Mittelfeld suchen, er ist ein Mentalitätsspieler mit hoher Laufbereitschaft und sicherem Passspiel. Der Routinier, spätberufen in Deutschlands Elitekreis, könnte die Lücke schließen, die Kapitän Sebastian Rode nach seinem Karriereende im Sommer reißen wird. Und Groß könnte auch im Januar schon zu einem wichtigen Faktor werden, wenn Ellyes Skhiri mit Tunesien beim Afrika-Cup weilt. Der seit 2017 für Brighton & Hove Albion spielende Akteur könnte sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen, zum Frankfurter Interesse könne er aber nichts sagen. „Ich weiß nix davon“, befand er am Donnerstag. Gleichwohl lobte er den Klub in den höchsten Tönen: „Die Eintracht hat es in den vergangenen Jahren sehr gut gemacht mit dem Highlight in der Europa League. Das ist ein großer, toller Traditionsverein.“