Makoto Hasebe über die Eintracht, die WM und seine Zukunftspläne

Knieschmerzen und ein grippaler Infekt haben den Routinier im Team der Eintracht zuletzt ausgebremst, und auch gegen Schalke wird er aller Wahrscheinlichkeit nur Zuschauer sein. Die unfreiwillige trainingsfreie Zeit hat der 33-Jährige auch genutzt, um sich Gedanken zu machen.
Hasebe-San, wie geht es Ihnen? Was macht die Grippe, was machen die Knie?
Es geht beiden besser. Da ich wegen der Grippe und der Ansteckungsgefahr die Woche nicht im Stadion war, konnte ich das Knie eigentlich nur schonen. Es ist leider so, dass es nicht zu 100 Prozent schmerzfrei ist. Ärzte und Physiotherapeuten versuchen alles, um die Ursache für den Schmerz zu finden und in den Griff zu bekommen.
Was gibt es zum Spiel in Hamburg zu sagen?
Wir haben in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht und eine deutliche Führung wäre möglich gewesen. Nach der frühen Verletzung von David Abraham musste die Abwehr neu organisiert werden und das haben die Jungs richtig gut gemacht. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft Kampfgeist und Moral bewiesen und kein Tor mehr zugelassen. Es hat sich auch gezeigt, dass wir einen gut besetzten Kader haben und Spieler ausgetauscht werden können. Dass wir jetzt 25 Punkte haben und dabei fünf Auswärtssiege erzielt haben, ist ein Erfolg, aber wir müssen weiter arbeiten und dürfen nicht nachlassen.
Und noch ganz kurz: Wie haben Sie das Spiel gegen die Bayern gesehen? Aus unserer Sicht war die ja fast schon erschreckend gleichauf mit dem Rekordmeister.
Die Mannschaft hat das Konzept von Niko Kovac sehr gut umgesetzt und wir haben den Bayern Widerstand geboten. Sie hatten nicht viele Chancen, haben aber das entscheidende Tor gemacht. Wir hatten in der Summe mehr Torchancen und haben kein Tor erzielt – das ist der Unterschied.
Gegen Schalke endet eine insgesamt erfolgreiche Hinserie der Eintracht. Worin hat sich die Mannschaft in den letzten Monaten aus Ihrer Sicht am meisten verbessert?
Wir sind physisch sehr stark und können am Ende noch einmal nachlegen, wenn andere schon müde werden. Ich glaube auch, dass viele Gegner mit unserer Spielweise Probleme haben, da wir sehr viel Druck ausüben können und hinten sehr gut verteidigen.
Wie sehr hängt das gute Abschneiden mit den neuen Spielern zusammen? Oder liegt es vielmehr an der Arbeit des Trainerteams – und natürlich der Mannschaft?
Von allen etwas. Die neuen Spieler haben auf jeden Fall unsere Qualität erhöht. Die Mannschaft hat trotz eines breiten Kaders mit vielen ausländischen Spielern eine gute Mentalität und das Trainerteam bereitet uns in der Woche optimal auf jeden Gegner vor.
Wo sehen Sie das größte Steigerungspotenzial?
In der Ballsicherung. Wir verlieren den Ball zu früh, nachdem wir ihn gewonnen haben. Mit der Rückkehr von Marco Fabian und Omar Mascarell könnte diese Lücke gefüllt werden und mehr Sicherheit in unser Spiel kommen. Unser Trainer sagt: Nur wer den Ball hat, kann auch Tore schießen. Das stimmt.
Wie zufrieden sind Sie den mit ihrem Landsmann Daichi Kamada? Für ihn geht ja die erste Halbserie in Deutschland zu Ende, während Sie schon ein – Entschuldigung – „alter“ Bundesliga-Hase sind.
Ich persönlich finde, dass er sich gut entwickelt. Er kann für Torgefahr sorgen und hat ein gutes Auge. Er musste sich aber auch erst an die Bundesliga gewöhnen, die ganz anders als die japanische Liga ist. Allein das Training ist hier wesentlich härter. Aber er arbeitet fleißig daran und hat ziemlich schnell gelernt,, mit den anderen Spielern zu sprechen.
Wie sehen Sie ihre eigene Rolle in der Zukunft und was sind Ihre Vorlieben? Es sah ja eine Weile so aus, als wäre ihr Platz im Zentrum der Dreierkette, zuletzt haben Sie wieder als Sechser gespielt ...
Für mich ist es nicht so wichtig ob ich als Sechser oder weiter hinten spiele. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft funktionieren und uns gut ergänzen. Der Trainer hat ein gutes Gefühl dafür, welche Position für welchen Gegner am besten besetzt werden kann.
Das defensiv auf eine Fünferkette umgeschaltet wird, hat sich als Idee weitestgehend durchgesetzt – zumindest hat das fast jede Mannschaft im Repertoire. Wie sieht es denn damit in Japan aus – und wie wird Japan bei der WM spielen?
Das wird unser Nationaltrainer dem jeweiligen Gegner anpassen. Wir können auch verschiedene Systeme spielen und haben eine gute Mannschaft. Ich denke, wir haben gute Möglichkeiten das Achtelfinale zu erreichen.
Sie gehen auf die 34 zu – die WM in Russland könnte ihre letzte sein? Gleichzeitig läuft ihr Vertrag bei der Eintracht aus. 2018 wird wohl ein Jahr der Entscheidungen für Sie ... oder wissen Sie schon, was Sie tun werden? Man hört ja, dass Ihre Familie inzwischen nach Frankfurt gezogen ist?
Ja, seit September sind meine Frau und unsere Tochter in Deutschland und wir drei fühlen uns hier sehr wohl. Was die weitere Zukunft bringt, kann ich konkret noch nicht beantworten. Ich verstehe, wenn der Verein bei einer Vertragsverlängerung vorsichtig ist, weil mein Knie noch immer nicht ganz gesund ist. Wenn ich die Möglichkeit bekomme, möchte ich noch weiter Fußball spielen. Ob in Frankfurt oder noch einmal für ein paar Jahre in Japan. Anschließend möchte ich wieder nach Deutschland zurückkehren.