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Marcel Titsch-Rivero: „Wir haben nichts zu verlieren“

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Unlängst hat Marcel Titsch-Rivero sein 100. Zweitliga-Spiel bestritten, alle für den 1. FC Heidenheim. Der 28-jährige Mittelfeldspieler ist von der Eintracht dorthin gewechselt – und sprach vor dem Pokalduell mit seinem Heimatverein mit unserem Redakteur Markus Katzenbach.

Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als das Los Eintracht Frankfurt aus dem Topf gezogen wurde?

MARCEL TITSCH-RIVERO: Ich habe mich natürlich sehr gefreut, vor allem weil es unser erstes Pflichtspiel gegen die Eintracht ist, seitdem ich in Heidenheim spiele.

Es gibt eine Frankfurter Fraktion in Heidenheim: Kevin Kraus entstammt ebenfalls der Eintracht-Jugend, Norman Theuerkauf hat mit dem Adler auf der Brust gespielt, und John Verhoek immerhin beim FSV. Sind da nach der Auslosung sofort Nachrichten ausgetauscht worden? Und was haben Sie aus der Heimat gehört?

TITSCH-RIVERO: John Verhoek hatte mir direkt nach der Auslosung geschrieben und meinte, dass es ein geiles Los sei. Auch bei den anderen Jungs mit Frankfurter Vergangenheit war die Freude nochmals einen Ticken größer. Nachdem es feststand, dass wir gegen die Eintracht spielen, war die Ticketnachfrage bei Freunden und Familie groß.

Sie sind gebürtiger Frankfurter, haben sieben Jahre bei der Eintracht gespielt, in der Jugend, später vor allem in der U23, zwei Mal auch bei den Profis. Welche Erinnerungen haben Sie aus dieser Zeit? Sie haben interessante Trainertypen erlebt, allerdings auch nicht nur einfache Zeiten …

TITSCH-RIVERO: Rückblickend war es eine sehr lehrreiche Zeit. Die Eintracht hat mir den Sprung in den Profifußball ermöglicht und mir aufgezeigt, wie das Geschäft läuft oder laufen kann. Es gab viele schöne Momente, vor allem, wenn man Jungprofi ist, saugt man alles auf. Es ist natürlich schwer, als junger Mensch damit umzugehen, wenig bis gar nicht zu spielen, aber auch solche Situationen helfen dir, dich vom Kopf her weiterzuentwickeln. Unter Michael Skibbe habe ich mein Erstliga-Debüt gegeben, und mit Christoph Daum hatte ich einen Trainer, der Mentalität und Optimismus vorgelebt hat, wie ich es als junger Spieler noch nicht kannte.

Denken Sie manchmal noch an Ihren zweiten Bundesliga-Einsatz? Die Eintracht war am letzten Spieltag bei Meister Dortmund ohnehin so gut wie abgestiegen, sie kamen kurz vor Schluss ins Spiel – und sahen nur 43 Sekunden später für eine Notbremse den schnellsten Platzverweis der Bundesliga-Geschichte …

TITSCH-RIVERO: Man wird natürlich immer mal wieder darauf angesprochen. Dieser Rekord gehört zu meiner Profi-Historie einfach dazu. Ehrlich gesagt muss ich immer schmunzeln, wenn ich an diese Situation zurückdenke. Ioannis Amanatidis (der ehemalige Eintracht-Kapitän, Anmerkung der Redaktion) kam nach dem Spiel direkt zu mir und meinte, dass noch ganz andere Momente auf mich zukommen würden im Laufe meiner Karriere. Ich fand das eine tolle Geste und habe den Platzverweis auch schnell verarbeitet.

Wäre die Zweite Liga nicht auch eine Gelegenheit gewesen, Talenten wie Ihnen Chancen zu geben?

TITSCH-RIVERO: Der direkte Aufstieg für die Eintracht war ein Muss. Auf Grund des Drucks war es eher schwieriger zum Zuge zu kommen.

Nach einem weiteren Jahr in der Eintracht-U 23 sind Sie 2012 nach Heidenheim umgezogen, damals in die Dritte Liga. Haben Sie dort Ihr fußballerisches Glück gefunden?

TITSCH-RIVERO: Das kann man so sagen. In Heidenheim konnte ich den nächsten Schritt machen und mich Stück für Stück im Profifußball etablieren. Hinzu kommt, dass Heidenheim ein Verein ist, der mit dem Ist-Zustand nie zufrieden ist und höhere Ziele anpeilt.

Achter, Elfter, Sechster: In bislang drei Zweitliga-Jahren hat der 1. FC Heidenheim immer recht ungefährdet das Klassenziel erreicht. Muss man sich in diesem Jahr mehr Sorgen machen?

TITSCH-RIVERO: Die Liga ist ausgeglichener und unberechenbarer als die Jahre zuvor. Wir haben ein bisschen gebraucht, um abzurufen was in uns steckt, aber die letzten Wochen haben gezeigt, zu was wir im Stande sind.

Verfolgen Sie die Entwicklung bei der Eintracht noch besonders genau?

TITSCH-RIVERO: Man schaut mit einem Auge natürlich etwas vermehrt nach Frankfurt und registriert sehr wohl die Entwicklung. Sie stehen defensiv sehr gut und haben nach vorne hin eine gute individuelle Qualität. Es wird eine spannende Aufgabe.

Wie eng halten Sie den Kontakt aus Heidenheim in die Heimat?

TITSCH-RIVERO: Der Kontakt nach Hause ist nach wie vor sehr gut. Meine Familie kommt zu allen Heimspielen und einem großen Teil der Auswärtsspiele. Ich selbst fahre auch regelmäßig nach Hause, da es keine große Distanz von Heidenheim nach Frankfurt ist.

Verraten Sie uns bitte noch: Was erwartet die Eintracht bei Ihnen in Heidenheim?

TITSCH-RIVERO: Wir wollen einen typischen Pokalfight liefern. Wir haben nichts zu verlieren. Wir müssen mutig, selbstbewusst und auch unbekümmert auftreten. Mit unseren Tugenden können wir es vielen Erstligisten schwer machen und deswegen sollte auch unser Ziel heißen, eine Runde weiterzukommen.

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