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Marius Wolf: Mal mit Neymar auf dem Rasen stehen

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Von: Markus Katzenbach

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Hofft auf das internationale Geschäft: Marius Wolf.
Hofft auf das internationale Geschäft: Marius Wolf. © Jan Huebner (Jan Huebner)

Bei Hannover 96 wurde der schmächtige Blondschopf in die vierte Klasse abgeschoben. Nach seinem Wechsel hat er in der Erstklassigkeit schnell Fuß gefasst.

Zwicken muss sich Marius Wolf nun nicht, um zu begreifen, dass seine persönliche Entwicklung der vergangenen zwölf Monate mehr als ein schöner Traum ist. „Ich habe mir das ja auch selbst erarbeitet“, sagt der 22-Jährige. Den verblüffenden Sprung, den er da hingelegt hat, weiß er aber durchaus einzuschätzen: „Das ist schon ein Unterschied, wenn ich sehe, was vor einem Jahr war und was jetzt ist.“

Beim damaligen Zweitligisten Hannover 96 wurde der schmächtige Blondschopf ausgemustert und zu den Amateuren in die vierte Klasse abgeschoben. Nun sitzt er im Hotel Golf Campoamor, in dem die Frankfurter Eintracht während ihres Wintercamps an der Costa Blanca logiert, und wählt bei aller Bescheidenheit bisweilen auch durchaus selbstbewusste Worte – zum Beispiel, als er auf ein Foto von einem zufälligen Treffen mit dem brasilianischen 222-Millionen-Mann Neymar in einem Restaurant bei einer Mailand-Reise mit seinem neuen Kumpel und Kollegen Kevin-Prince Boateng angesprochen wird. „Natürlich ist es etwas Besonderes, so jemanden zu sehen“, sagt er dann, und: „Es ist mein Ziel, vielleicht mal gegen ihn zu spielen“, ergänzt er und schmunzelt. „Oder mit ihm. Ich weiß aber nicht, ob er mich jetzt noch kennt.“

Vielleicht klappt ja auch das noch, wenn es so sprunghaft weitergeht. Bei der Eintracht ist „Wolfi“, wie Trainer Niko Kovac zu sagen pflegt, der Senkrechtstarter der Hinrunde, ziemlich unverhofft. Seit dem achten Spieltag, dem Besuch bei seinem ehemaligen Verein Hannover 96, stand er plötzlich bei jedem Pflichttermin auf dem Rasen und mauserte sich von einem Lückenfüller aus der zweiten, dritten Reihe bald sogar zu einem Mann für entscheidende Momente – wie beim spektakulären 2:2 gegen Borussia Dortmund, wo er für den Endstand sorgte.

Seine persönlichen Highlights? „Natürlich mein erstes Tor gegen Dortmund, und das Spiel in Hannover war auch ein besonderes für mich“, zählt er auf, „aber eigentlich jedes Spiel, das ich mitnehmen konnte.“ Ein ganzes Dutzend in der Bundesliga sind es geworden, drei im Pokal dazu, drei sehenswerte Treffer hat er dabei auch noch gelandet. Und als Rechtsverteidiger war er nach dem Ausfall von Timothy Chandler plötzlich im Grunde unverzichtbar – obwohl er wegen seiner Schulterverletzung mit Nachholbedarf in die Saison startete.

Aufgepäppelt müsse er erst mal werden, befand Kovac, als er am 31. Januar 2017, dem letzten Termin für Winterwechsel, von der Eintracht angeheuert wurde. Das ist gelungen. „Ich habe hier mit 74 Kilogramm angefangen und wiege jetzt 79 bis 80 Kilogramm“, berichtet Wolf und sagt über die Veränderung seines Arbeitsplatzes: „Das war so etwas wie eine letzte Chance.“ Genutzt hat er sie, das haben auch alte Freunde aus der Jugend von 1860 München mitbekommen, mit denen er sich während der kurzen Weihnachtsferien getroffen hat – darunter Julian Weigl, inzwischen Chefstratege bei Borussia Dortmund. „Mit Ju bin ich sowieso ständig im Kontakt“, erzählt Wolf. „Er freut sich mit mir, und ich freue mich mit ihm.“

Die neue körperliche Stärke spürt er bei „jeder Aktion, bei jedem Schritt“, erklärt Marius Wolf, und nachgelassen wird nun nicht. „Wenn man merkt, dass man Erfolg hat, wird man noch hungriger und arbeitet noch härter“, meint der gebürtige Coburger. Weiter Gas geben, sich im Training aufdrängen, sich weiterentwickeln, wieder möglichst viele Spiele machen – das sind seine eigenen Pläne für die Rückrunde, ob wieder als Rechtsverteidiger oder weiter vorne, die Übergänge sind da ja ohnehin fließend. Auf welcher Position, ist ihm letztlich auch egal – Hauptsache, der Trainer stellt ihn regelmäßig auf.

Für angeblich 500 000 Euro kann die Eintracht die Leihgabe aus Hannover fest verpflichten. Bei seinem neuen Stellenwert ein Schnäppchen. Kovac und Co. haben klar durchblicken lassen, dass Wolfs Zukunft in Frankfurt liegen wird, er hat gewiss nichts dagegen. „Ich bin glücklich hier“, meint er. Und Traumziele gibt es ja genug – zum Beispiel das internationale Geschäft. „Von Europa träumt natürlich jeder. Aber wir wollen einfach so viele Punkte wie möglich holen und dann mal schauen, wo wir landen.“

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