Matthias Ginter: "Jeder Gegner hat Qualität"

Der heute 24-Jährige gehörte zum Weltmeister-Kader von 2014, holte Silber bei den Olympischen Spielen und gewann den Confed-Cup. Klarer Fall, dass er auch bei der WM in Russland dabei zu sein hofft. Und mit seinen Leistungen bei Borussia Mönchengladbach macht der Innenverteidiger allemal Werbung in eigener Sache.
Hallo Matthias, Glückwunsch noch schnell zum Geburtstag. Und natürlich zum Tor und zum Sieg gegen Augsburg. Sie werden ja langsam zum Torjäger...
Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich bin natürlich froh, dass ich mal wieder getroffen habe. Aktuell sind wir bei Standards sehr gefährlich. Umso mehr freut es mich, dass wir in dieser Saison auch schon viele Treffer nach ruhenden Bällen erzielt haben
Jedenfalls haben Sie mit ihrem Wechsel nach Mönchengladbach im Sommer ganz offensichtlich nicht falschgelegen. Sie und diese Mannschaft, das scheint zu passen?
Ja, das stimmt. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl. Gerade am Anfang haben sich die Verantwortlichen sehr um mich bemüht. Daher versuche ich, diese Wertschätzung ein Stück weit zurückzugeben und alles dafür zu tun, dass wir am Ende der Saison unsere Ziele erreichen.
Ihr Trainer hat auch jetzt wieder darauf hingewiesen, dass man sich in der Bundesliga jeden Sieg hart erkämpfen muss. Offenbar auch, weil er den Eindruck hatte, das Publikum wüsste die Leistungen der Mannschaft nicht gebührend zu schätzen...
Ich glaube, dass das ein schmaler Grat ist. Klar ist es so, dass wir als Mannschaft im Moment im Soll sind, allerdings würde sich kein Fan beschweren, wenn wir drei bis vier Punkte mehr auf dem Konto hätten. Die Fans wollen natürlich gerade zu Hause eine Mannschaft sehen, die alles dafür gibt, um den Ansprüchen, so gut wie es geht, gerecht zu werden. Aber in der Bundesliga hat jeder Gegner Qualität, und so war es gerade letzte Woche gegen Augsburg so wichtig, die drei Punkte zu holen.
Ist denn während ihrer bisherigen Laufbahn tatsächlich spürbar, dass die Mannschaften immer enger zusammenrücken? Die Tabelle stützt ja diese These.
Ja absolut. Außer den Bayern gibt es viele Mannschaften, unter anderem wir oder eben Eintracht Frankfurt, die um jeden Punkt kämpfen, um ihre Ziele zu erreichen. Wir werden sehen, wer am Ende die Nase vorne hat. Ich glaube, es wird auf Kleinigkeiten ankommen. Wer konstanter ist und langfristig an den Details arbeitet, wird am Ende den einen oder anderen Punkt mehr auf dem Konto haben.
Sie haben sicher vor Ihrem Wechsel von Dortmund nach Mönchengladbach mit den Verantwortlichen auch über sportliche Ziele gesprochen. Ging es da auch um die Champions League? Jetzt scheint sie jedenfalls zum Greifen nah.
Nein. In erster Linie ging es in den Gesprächen darum, was von mir persönlich erwartet wird, unabhängig von der gesamten Mannschaft. Zum Beispiel, dass ich gerade Verantwortung übernehmen soll. Es ging weniger darum, welcher Platz am Ende der Saison dabei rausspringen sollte, sondern dass wir, wenn es geht, ein besseres Ergebnis in der Tabelle erzielen als in der vergangenen Saison.
Ein weiteres Ziel dürfte für Sie die Weltmeisterschaft sein? Wie ist der Stand der Dinge, was Sie und die DFB-Auswahl angeht? Und haben Sie das im Hinterkopf, wenn Sie auf den Platz gehen?
Ich glaube, dass der Confed-Cup im vergangenen Jahr mir sehr geholfen hat, weil ich mich da noch einmal zeigen konnte, ebenso in den Länderspielen danach. Wenn ich für Borussia auf dem Platz stehe, dann denke ich aber nur an den Verein und setze alles daran, mit Gladbach so viele Punkte wie möglich zu holen. Und wenn man seine Leistung im Verein bringt, kommt alles andere meist von alleine. Wenn der Verein glücklich ist und der Spieler glücklich ist, ist die Chance auch größer, am Ende bei der WM dabei zu sein.
Jetzt geht es nach Frankfurt. Im Hinspiel hat die Eintracht früh getroffen und dann erfolgreich gemauert. Das ist längst zum Erfolgskonzept geworden. Zu Hause spielt die Eintracht eher wie ein Abstiegskandidat. Aber dieser Knoten kann wohl jederzeit aufgehen?
Ich hoffe natürlich, dass dieser Knoten nicht schon am Freitagabend aufgeht. Die Eintracht hat eine hohe Qualität, viele erfahrene, abgezockte Spieler in ihren Reihen. Dazu hat sie einen super Trainer, ein gutes System, mit dem sie auch schon im vergangenen Jahr Erfolg hatten. Die Frankfurter haben es damals bis in das Pokalfinale geschafft, auch in dieser Saison sind sie an den oberen Rängen dran – von daher können wir uns auf ein spannendes Spiel freuen.