Mitgliederversammlung: Alle Augen auf Peter Fischer

Die Wiederwahl von Peter Fischer zum Präsidenten von Eintracht Frankfurt scheint nur Formsache zu sein. Trotzdem ist das Interesse an der Mitgliederversammlung riesengroß, nachdem Fischer im Vorfeld gegen die AfD und Rassismus Stellung bezogen hatte.
Am Sonntag ab 11 Uhr findet in der Wolfgang-Steubing-Halle auf dem Sportgelände am Riederwald die Mitgliederversammlung der Frankfurter Eintracht statt. Im Mittelpunkt wird die Wahl des neuen Präsidenten stehen. Als einziger vom Wahlausschuss und Verwaltungsrat vorgeschlagen wurde der Amtsinhaber Peter Fischer. Der 61 Jahre alte Fischer wird also aller Voraussicht nach in seine sechste Amtszeit gehen. Er ist seit 2000 Präsident des größten hessischen Vereins, zudem ist er als Vertreter des Mehrheitseigners auch stellvertretender Vorsitzender der „Eintracht Fußball AG“. Eine ganz „normale“ Versammlung also? Mitnichten. Das Interesse der Medien und der inzwischen mehr als 48 000 Mitglieder wird riesengroß sein. Grund sind die Streitigkeiten mit der AfD, nachdem Fischer die rechtspopulistische Partei öffentlich scharf angegriffen hatte. „Solange ich da bin, wird es keine Nazis bei Eintracht Franfurt geben“, hatte Fischer in Richtung AfD gesagt und nachgelegt, „bei uns ist kein Platz für die braune Brut“. Die AfD in Person ihrer Sprecher der hessischen Landtagsfraktion hatte sich mit Anzeigen wegen „Beleidigung, übler Nachrede und Verunglimpfung“ gewehrt.
Der Ursprung der öffentlichen Auseinandersetzung liegt in einem Interview, das Fischer der FAZ gegeben hat. Da sagte er unter anderem wörtlich: „Ich traue niemandem mehr in diesem Land, wenn Nationalpopulisten 13 Prozent der Stimmen bekommen können. Ich werde auf der Mitgliederversammlung eine deutliche Position beziehen, dass es sich mit unserer Satzung nicht verträgt, AfD zu wählen. Es kann niemand bei uns Mitglied sein, der diese Partei wählt, in der es rassistische und menschenverachtende Tendenzen gibt. Wir haben gegenwärtig Mitglieder aus mehr als 70 Nationen, bei uns gibt es in der Boxabteilung junge Israelis, die gegen Palästinenser im sportlichen Wettstreit antreten. Wir sind klar aufgestellt: Wir sind absolut weltoffen, Rassismus hat bei uns keinen Platz. Dafür stehe ich als Präsident ein.“ Fischer räumte im selben viel beachteten und kontrovers diskutierten Interview ein, dass er sicher sei, dass es auch unter den Eintracht-Mitgliedern AfD-Wähler gebe. „Ich bin ja nicht naiv“, sagte er, „aber ich werde sehr deutlich klarmachen, was wir davon halten und dass der Verein für andere Werte und Ziele steht. Sport muss politisch sein, und zwar nicht nur sportpolitisch. Der Sport muss auch seine Stimme erheben gegen gesellschaftliche Fehlentwicklungen, wenn es angebracht und notwendig ist.“
Der Präsident der Eintracht hatte aus dem Verein und der Gesellschaft viel Unterstützung für seine Haltung erhalten. AG-Vorstand Axel Hellmann, Aufsichtsratsboss Wolfgang Steubing, viele Spieler, unter anderem Kevin-Prince Boateng, hatten sich öffentlich ebenso hinter den Präsidenten gestellt wie Politiker verschiedener Parteien. Auch der hessische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel hatte Stellung genommen: „Fußball lebt von Respekt und Toleranz. Die AfD steht für das brutale Gegenteil“, sagte der Politiker im Gespräch mit dieser Zeitung, „ich bin dankbar für seinen Vorstoß und seine Haltung“. Scharfe Kritik an Fischer kam von der AfD. „Irgendwie belustigend, zu was sich drittklassige Proleten eines Fußballvereins so äußern“, twitterte Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende im Bundestag. Fischer hat sich seit einigen Wochen zu dieser Thematik nicht mehr geäußert und auf die Versammlung verwiesen. Gerechnet wird nun mit einer Grundsatzrede. pes