Niko Kovac macht im Pokal gegen Heidenheim keine Experimente

Ein Ziel hat die Eintracht in diesem Jahr noch: In Heidenheim gewinnen und das Pokal-Viertelfinale erreichen. Dann stehen ganz kurze Weihnachtsferien an.
Wenn Niko Kovac in den vergangenen Tagen auf sein Smartphone geschaut hat, dann auch mal aus einem ganz bestimmten Grund. „Meine Wetter-App ist eigentlich ganz gut. Sie sagt mir, dass am Mittwochabend dort ein bisschen was runterkommt, aber nicht so viel, dass wir die Skier anziehen müssen“, berichtet der Trainer der vor dem heutigen Besuch um 20.45 Uhr beim 1. FC Heidenheim auf der Schwäbischen Alb, 555 Meter über dem Meeresspiegel, zum Achtelfinale des DFB-Pokals. Respekt haben Kovac und Co., vor dem kampfstarken Zweitligisten, auch vor widrigen Bedingungen mit frostigen Temperaturen und schwierigen Geläuf, in einem der höchstgelegenen Stadien des deutschen Profifußballs. Klar ist aber vor der letzten Aufgabe des Jahres auch: „Wir wollen weiterkommen, das ist ganz wichtig“, betont der Eintracht-Trainer, „und da ist es mir letzten Endes auch egal, wie wir das schaffen“.
Freilich hat Kovac schon seine Vorstellungen, worauf es dabei ankommt. „Entscheidend ist die Einstellung“, erklärt er die Angelegenheit zur Kopfsache, „meine Jungs wissen, was sie erwartet“. Die Eintracht wolle ihrer Favoritenrolle gerecht werden. „Das geht aber nur über den absoluten Willen“, sagt der Trainer. „Wir sind fußballerisch sicher besser, aber wir müssen in den Bereichen Physis und Taktik mindestens genau so viel in die Waagschale werfen wie Heidenheim. Sonst spielt alles andere gar keine Rolle.“
Für Nachlässigkeiten dieser Art sind die Adlerträger indes auch nicht bekannt, seit Kovac im Amt ist. Auch die bisherigen Aufgaben dieser Pokalsaison gegen zwei Regionalligisten haben sie mit der nötigen Professionalität bewältigt, im Wissen, dass man auf einem ähnlichen Weg in der vergangenen Spielzeit das Endspiel erreichte. Und neben den geistigen stimmen in der Regel auch die körperlichen Voraussetzungen. „„Ich weiß, dass meine Spieler nicht müde sind“, sagt der Trainer trotz des straffen Vorweihnachtsprogramms, mit dem nun vierten Spiel innerhalb von zwölf Tagen.
Experimente mit Bewährungschancen für Spieler aus der zweiten Reihe will Kovac deshalb nicht eingehen: „Ich gehe davon aus, dass ich morgen die volle Kapelle auflaufen lassen werden.“ Ganz stimmt das indes nicht. Abwehrchef David Abraham schließlich ist normalerweise unverzichtbar, für Kovac gehört er in die Top Ten der Bundesliga-Verteidiger. In Heidenheim aber ist er keine Alternative. Diesmal gar nicht wegen seiner Wadenblessur, sondern alleine deshalb, weil er nach seiner Roten Karte aus dem Erstrunden-Sieg beim TuS Erndtebrück noch einmal zuschauen muss, wie schon im Oktober beim 1. FC Schweinfurt 05.
Gut möglich, dass ihn diesmal Makoto Hasebe ersetzt, der in immer wieder von hartnäckigen Knieproblemen und zuletzt von einer Grippe ausgebremst wurde. „Das erste Spiel nach einer Verletzungspause oder Krankheit kriegt man hin, das zweite wird dann schwierig“, meint Kovac. Das wiederum hat beim 2:2 gegen Schalke 04 am Samstag Marco Russ gemerkt, der nach langer Zeit ohne viel Spielpraxis und einem guten Auftritt in Hamburg in seinem zweiten Einsatz als Abraham-Vertreter etwas geschwächelt hatte. Hasebe könnte mit seiner Erfahrung und seinen Fähigkeiten auch beim zuletzt ziemlich daniederliegenden Spielaufbau helfen – was gegen den Tabellen-15. der Zweiten Liga besonders wichtig werden könnte.
Setzen kann Kovac in Heidenheim auf Sturmspitze Sébastien Haller, der sich bei seinem Teilzeiteinsatz gegen Schalke zwar ein raffiniertes Hackentor schoss, aber sichtlich geschwächt war von einem Magen-Darm-Infekt. „Jetzt sollte er wieder bei 100 Prozent sein“, meint der Trainer. Am Arbeitseifer wird es nicht scheitern. Nebenbei verriet Kovac, dass er seiner Eintracht die wenigsten freien Tage der ganzen Bundesliga verordnet hat, nur genau eine Woche. „Morgen gewinnen, die kurzen Weihnachtsferien nutzen, und am 28. Dezember geht’s weiter“, berichtete er am Dienstag von seinen Terminplänen. Bei den Fans kommen derlei Tugenden an. Kovac erinnerte da noch einmal an ein Plakat der Anhänger, dass ihm am Samstag besonders gut gefallen hatte. „Kampf und Leidenschaft, das ist Eintracht Frankfurt. Weiter so!“, stand darauf geschrieben. „Das bringt es auf den Punkt“, fand er.
Nur noch ein Spiel gewinnen, dann wäre eine unverhofft erfolgreiche Halbserie zu einem guten Ende gebracht, dann würden der achte Tabellenplatz und die stattlichen 26 Punkte aus der Bundesliga vom Einzug ins am 7. Januar auszulosende Pokal-Viertelfinale abgerundet. Heißmachen muss er die Seinen vor der Reise ins frostige Heidenheim nicht. „Wir haben einen großen Vorteil“, weiß Niko Kovac. „Wir haben in der letzten Saison das Pokalfinale spielen dürfen. Und jeder, der in Berlin dabei war, weiß, wie schön das war. Jeder hat das Ziel vor Augen. Da bedarf es keiner großen Motivation.“