Peter Fischer bleibt Präsident der Eintracht
Über 1300 Mitglieder wählten auf der Jahreshauptversammlung der Frankfurter Eintracht den alten Vereinsboss per Akklamation auch zum neuen.
Peter Fischer bleibt weitere drei Jahre Präsident der Frankfurter Eintracht, ist nun seit dem Jahre 2000 der erste Mann des Klubs. Der 58 Jahre alte Amtsinhaber wurde auf einer durchaus emotionalen, aber meist sachlichen Mitgliederversammlung mit einer überwältigenden Mehrheit wiedergewählt. Es gab nur zwei Gegenstimmen und neun Enthaltungen, nachdem um 20 Uhr Herausforderer Rainer Schäfer seine Kandidatur wegen der Aussichtslosigkeit zurückgezogen hatte.
Schon früh war deutlich geworden, dass Schäfer im Grunde chancenlos war. Er wurde von Fischer in zwei längeren Vorträgen an die Wand geredet. „Ich bin ein Präsident, der sich sehen lassen kann“, sagte Fischer und wurde dafür begeistert gefeiert. Viel zu spät kam Schäfer überhaupt zu Wort, da hatte Fischer längst seine Pflöcke eingeschlagen. Insgesamt harrten bis zur endgültigen Entscheidung 1308 Mitglieder aus, die dann in ihrer Mehrheit froh waren, per Akklamation den Präsidenten wiederzuwählen.
Bei 1308 möglichen Stimmen bekam Fischer 1297, also mehr als 99 Prozent. Selbst für den erfolgsverwöhnten Fischer war dies ein phänomenales Ergebnis. Am Ende brandete Jubel in der Wolfgang-Steubing-Halle auf wie sonst nur bei Toren in der Arena. „Ich bin stolz, Präsident dieses Vereins zu sein“, sagte Fischer von den Beifallsstürmen überwältigt, „packen wir’s an“. Und zum Schluss gab es auch noch versöhnliche Töne, nachdem Schäfer dem Sieger gratuliert hatte. Fischer: „Es war gut, dass sich überhaupt ein Gegenkandidat gestellt hat. Dazu gehört Mut.“
Peter Fischer hatte sein rhetorisches Geschick dazu genutzt, die Mitglieder auf seine Seite zu ziehen. Zudem war ihm die zeitliche Inszenierung entgegengekommen. Bevor der Herausforderer überhaupt zum ersten Mal zu Wort kommen konnte, waren bereits Stunden vergangen. Allein die Rede des alten und neuen Präsidenten hatte knapp eine Stunde gedauert, Schatzmeister Thomas Förster hatte das dann noch übertroffen und im Gegensatz zu Fischer den Kandidaten Schäfer ziemlich heftig attackiert. Zur Sache machte Förster deutlich, „dass die Finanzen ge- ordnet sind“. Danach hat die Eintracht einen Jahresüberschuss von 350 000 Euro erwirtschaftet und damit das Vereinsvermögen auf 735 000 Euro gesteigert. Die Verbindlichkeiten sind laut Förster von 13,5 Millionen Euro auf 10,5 Millionen Euro gesunken. Die Steuernachforderungen des Finanzamtes liegen bei 3,8 Millionen Euro, davon seien allerdings bereits 2,7 Millionen Euro beglichen worden.
Auch die Anfragen von Mitgliedern wie Sylvia Schenk, wie denn der Präsident honoriert wird, wurde beantwortet. Danach erhielt Fischer bis zum Juni letzten Jahres aus verschiedenen Töpfen 6000 Euro, inzwischen 4000 Euro, dazu pro Jahr 9000 Euro Auslagen. Präsidiumsmitglied Dieter Burkert erhalte für seine Geschäftsführertätigkeit ein Gehalt von 3200 Euro, die beiden anderen Präsidiumsmitglieder Stefan Minden und Förster selbst arbeiten ehrenamtlich.
Kritische Anmerkungen gab es lange Zeit gar nicht. Selbst Sylvia Schenk, ehemalige Stadträtin, blieb zahm wie selten, gratulierte sogar Fischer zu einer guten Rede.
Der 70 Jahre alte ehemalige Geschäftsführer Schäfer sprach von „Sauereien“, die ihm gegenüber passiert seien, nachdem er seine Kandidatur bekannt gegeben hatte. Und er wies den Vorwurf zurück, von anderen Gruppen im Verein vorgeschoben zu sein. „Ich bin völlig unabhängig“, sagte er, „und ich bin auch nicht erpressbar.“ Auslöser aller finanziellen Schwierigkeiten des Klubs sei der Vertrag zwischen AG und EV gewesen, den der Präsident ausgehandelt habe.
All das kam bei der Versammlung zu später Stunde aber nicht mehr an. Zumal Schäfers Vizepräsident-Kandidat Christian Geiser bereits früh nach langer Diskussion wegen eines „Vertrauensbruchs“ aus dem Verwaltungsrat abgewählt worden war. Damit waren die Mehrheitsverhältnisse klar. Dies sah Schäfer auch ein, zog seine Kandidatur zurück. Dass er dafür den größten Beifall erhielt, war eine Tragik des Abends.