«Profil geschärft»: Eintracht blickt nach bewegtem Erfolgsjahr voraus

Große Erfolge, hohe Erwartungen: Bei der Mitgliederversammlung warnen die Bosse von Eintracht Frankfurt davor, dass Europa zu schnell selbstverständlich werden könne. Mitglieder- und Geschäftszahlen steigen in der Mainmetropole immer weiter an.
Frankfurt - Das faszinierende und emotionale Auf und Ab innerhalb eines Jahres packten die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt in fünf Minuten. Im Video-Zeitraffer sah 2018 aus wie eine einzige Achterbahnfahrt: AfD-Schelte von Präsident Peter Fischer, Pokalfinaleinzug auf Schalke, Weggang von Trainer Niko Kovac zum FC Bayern, Abschied von «Fußballgott» Alex Meier, euphorischer Pokaltriumph in Berlin, Verpflichtung von Adi Hütter, blamables Aus als Titelverteidiger in Ulm, sechs Siege in der Gruppenphase der Europa League. «Wir haben in einem Jahr etwas erlebt, was andere in 15 bis 20 Jahren nicht erleben», sagte Vorstand Axel Hellmann.
Mit dem goldenen Pokal auf einem schwarzen Sockel als Andenken blickte die SGE auf ein bewegtes und bewegendes Jahr 2018 zurück. «Mein persönliches Bild ist aber gar nicht der goldene Pokal, sondern der Korso durch Frankfurt. Ich habe sowas noch nie erlebt», erklärte Hellmann, der von 180 000 Menschen in der Frankfurter Innenstadt sprach.
Abgrenzung von der AfD

«Der Club hat sein Profil geschärft», befand Hellmann mit Blick auf die deutliche Abgrenzung von der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland vor genau einem Jahr. Fischer, der sich eine weitere politische Botschaft sparte, sagte, der Zulauf von über 17 000 neuen Mitgliedern habe vor allem mit den Werten von Eintracht Frankfurt zu tun. Immer mehr Umsatz (diese Saison werden es über 160 Millionen Euro sein) und immer mehr Mitglieder, das wird vor allem im Präsidium mit Zufriedenheit beobachtet.
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Die Eintracht wächst
«Kein Bundesligist ist stärker gewachsen», behauptete Fischer. Die Eintracht habe das Potenzial für 100 000 Mitglieder, rief er den anwesenden Mitgliedern in der Wolfgang-Steubing-Halle am Montag zu und erntete dafür lautstarken Applaus.
Vom Fast-Absteiger 2016 hat sich die SGE innerhalb von gut zwei Jahren hervorragend entwickelt. Mit Sebastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic beschäftigt der Verein das beste Sturmtrio der Bundesliga, Coach Hütter hat seinen Vorgänger Kovac quasi innerhalb eines halben Jahres vergessen gemacht, als Tabellenfünfter winkt zudem eine weitere Teilnahme am internationalen Geschäft.
«Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass sich Dinge nicht so verselbstständigen, dass man denkt, alles jenseits von Europa ist eine Enttäuschung», warnte Hellmann in seinem Bericht zur Fußball-AG, die seit 2000 aus dem eingetragenen Verein ausgegliedert ist, standesgemäß bei der jährlichen Versammlung aber das größte Thema ist. Der 47-Jährige stellte klar: «Wir haben die letzten Jahre überperformt, wir haben uns über den Markt sportlich entwickelt.»
Eintracht muss DfB Pokal bald wieder abgeben - Kopie bleibt in Frankfurt
Mit Freude stellte der Vorstand um Hellmann, Fredi Bobic und Oliver Frankenbach eine Kopie des Pokals vor, der zukünftig am Riederwald stehen soll, weil das Original bald in den Besitz des Deutschen Fußball Bundes zurückwandert. Die Titelverteidigung ist nach dem Aus in Ulm schon Geschichte, aber theoretisch kann in diesem Jahr ein anderer Pokal gewonnen werden: der in der Europa League. «Ich glaube und das ist meine Hoffnung, dass gegen Donezk noch nicht die Endstation ist», sagte Hellmann. Der Traum heißt Baku, wo am 29. Mai das Endspiel stattfindet.