So schaden die ?Ultras? der Eintracht

Das ist hart für die Eintracht: Beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am 6. Februar wird der Fan-Block 40 hinter dem Tor, in dem die ?Ultras? stehen, geschlossen bleiben. Die Eintracht will nun gegen die Krawallmacher durchgreifen.
Das ist ein schwerer Schlag für die Frankfurter Eintracht: Wegen Abbrennens von Pyrotechnik beim Pokalspiel in Aue (27.10.15), vor allem aber wegen der Vorkommnisse nach dem Derby gegen den SV Darmstadt 98 am 6.Dezember letzten Jahres, als gegnerische Fan-Utensilien wie Fahnen und Schals verbrannt wurden und zudem viele Fans in den Innenraum gestürmt waren, wurde der Klub nun vom Sportgericht des Deutsche Fußball-Bundes (DFB) mit außergewöhnliche harten Strafen belegt.
Beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am 6. Februar wird der Fan-Block 40 hinter dem Tor, in dem die „Ultras“ stehen und von dem die Ausschreitungen ausgegangen waren, geschlossen bleiben. Für ein weiteres Heimspiel wurde eine ähnliche Strafe ausgesprochen, doch zur Bewährung ausgesetzt. Und beim Rückspiel in Darmstadt Ende April sind keine Fans der Eintracht zugelassen, zudem muss der Verein eine Strafe von 75 000 Euro bezahlen. Des Weiteren dürfen in dieser Saison keine Choreographien mehr stattfinden und Blockfahnen sind ebenso verboten. Verein und Fans wurden also gleichermaßen bestraft.
„Ich empfinde diese Strafen persönlich als sehr hart“, sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Der im Vorstand für Fanbelange zuständige Axel Hellmann stellte fest, „dass das Urteil sogar noch etwas milder ausgefallen ist als befürchtet.“ Dem Kontrollausschuss des DFB habe ein noch härteres Strafmaß vorgeschwebt. Dieses zu vermeiden ist der Eintracht in den Erörterungen der letzten Wochen gelungen, unter anderem, weil der Klub viel in Sicherheit investiert und vor allem einige der Krawallmacher identifiziert hat.
Gegen diese will die Eintracht nun mit aller Härte vorgehen. Ziemlich sicher werden dauerhafte Stadionverbote ausgesprochen. Alle Strafen sind bereits rechtskräftig, nachdem die Eintracht sie vollumfänglich akzeptiert hat.
Sportlich wie wirtschaftlich bedeutet dies vor Beginn der Rückrunde ein schwerer Rückschlag für den gesamten Klub. Die Unterstützung in wichtigen Spielen des Abstiegskampfes wird der Mannschaft fehlen. Die finanziellen Nachteile sind noch gar nicht genau zu beziffern, werden aber ziemlich sicher mehrere hunderttausend Euro betragen. Und sie könnten durchaus noch weitreichender ausfallen als auf den ersten Blick ersichtlich. Dabei dürfte der Einnahmeausfall des Nachbarn Darmstadt, den die Eintracht ausgleichen muss, noch der geringste Teil sein. Durchaus möglich, dass durch diese Strafe die Verhandlungen um einen neuen Hauptsponsor zumindest erschwert werden. Denn welches Unternehmen will mit den ständigen Ausfällen einer bestimmten Fan-Gruppe in irgendeinen Zusammenhang gebracht werden? Für den Eintracht-Boss helfen aber neben Restriktionen nur weitere Dialoge weiter. „Irgendwann müssen diese Leute doch mal überlegen, was sie ihrem Verein antun“, sagte Bruchhagen, „und irgendwann müssen doch die anderen, die darunter zu leiden haben, versuchen, Einfluss zu gewinnen.“
Die sportlichen Bemühungen um einen guten Start am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg waren am Donnerstag dabei fast zweitrangig. Dabei hatte der Trainer wieder fleißig probiert, mit welcher Formation er den „Wölfen“ beikommen will. Carlos Zambrano und Marc Stendera, die am Mittwoch zum ersten Mal nach Verletzung bzw. Krankheit wieder trainiert hatten, waren auch wieder dabei. Endgültige Klarheit über das System hat es freilich noch nicht gegeben. Armin Veh wechselte während der Übungseinheit zwar nur einen Spieler, er brachte Stefan Aigner für Marco Fabian in die vermeintliche A-Elf, doch diese einzige Personalie hat das Zeug, die ganze Spielordnung zu verändern. Zumindest bei Aigner hatte die zwischenzeitliche „Verbannung“ in die B-Elf eine durchaus motivierende Wirkung. Der rechte Flügelstürmer rannte wie ein Hase und brachte sich nachdrücklich in Erinnerung.
Und damit waren auch all jene boshaften Kommentare aus den letzten Tagen in vielen Foren wieder ad absurdum geführt. Dennoch es ist schon ein Kreuz mit der miesen Stimmung im sogenannten Umfeld der Eintracht. Die Beschimpfungen des Trainers im klubeigenen Forum haben fast schon pathologische Züge angenommen. Beleidigungen wie „Dummschwätzer“ und „Dünnbrettbohrer“ gehören da zum normalen Umgangston. Immerhin hat der Verein reagiert und einige der Kommentare gelöscht.
Der 54 Jahre alte Trainer ist längst nicht mehr nur genervt. „Ist doch völlig egal, was ich mache, es ist eh alles Scheiße“, hatte er unter der Woche die Kommentare kommentiert. Intern herrscht nach wie vor große Harmonie, das Misstrauen wird von außen in den Verein getragen. Und es bestätigt im Grunde jene Trainer, die am liebsten jede Übungseinheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit abhalten wollen, um nicht schon bei jedem noch kleinen Trainingsspielchen Angriffsflächen zu bieten. Bei Veh haben sich die „geheimen“ Einheiten bislang noch in Grenzen gehalten.