Mit Spaß bei der Arbeit

Wie hart Petz schießt, hat Lukas Hradecky schon festgestellt. An der "Nummer eins" wird auch die Arbeit des Torwarttrainers gemessen. Bis jetzt hat die Eintracht da "alles richtig gemacht."
Als Manfred Petz, der darauf besteht „Moppes“ genannt zu werden, im Juni 2011 zum ersten Mal in der jüngeren Vergangenheit seinen Dienst als Torwarttrainer bei der Frankfurter Eintracht antrat, hießen seine Schützlinge Oka Nikolov, Thomas Kessler und Aykut Özer. Die „zweite Generation“ von Torhütern, die Petz trainierte, waren dann Kevin Trapp und Felix Wiedwald. Und jetzt, vier Jahre später, bei seinem zweiten Engagement in Frankfurt hat es der Vierundfünfzigjährige mit einem Quartett zu tun: Lukas Hradecky, Heinz Lindner, Yannick Zummack und Emil Balayev.
Der Torwarttrainer muss sich also immer wieder auf neue Charaktere einstellen, auf Spieler, die den Torwartberuf anders erlernt haben und ihn auch anders interpretieren. „Das ist ja das Spannende an meinen Beruf“, sagt er.
Petz ist froh, zurück zu sein auf dem Platz. Die vergangene Spielzeit war für ihn wenig erbaulich. Der damalige Trainer Thomas Schaaf hatte mit Michael Kraft einen eigenen Torwarttrainer mitgebracht, Petz musste weichen. Sein Glück war, dass er noch einen Vertrag bei der Eintracht hatte. Sportdirektor Bruno Hübner machte seinem Freund ein Angebot, in der Scouting-Abteilung mitzuwirken. Petz nahm an, reiste fast ein ganzes Jahr durch halb Europa, beobachtete Spiele und Spieler, vor allem Torhüter. Und wäre doch viel lieber auf dem Platz gestanden.
Mit der Rückkehr von Armin Veh auf den Trainerstuhl war auch seine Rückkehr auf den Rasen verbunden. Den Spaß an der Arbeit sieht man ihm an. Er ist immer einer der ersten auf dem Platz und einer der letzten, der geht. Dabei spielt es keine Rolle, ob er mit den beiden Nationaltorhütern Hradecky aus Finnland und Lindner aus Österreich oder mit dem Nachwuchs wie Zummack oder Balayev arbeitet. Immer näher rücken auch weitere Talente heran. Leon Bäthge zum Beispiel, die aktuelle „Nummer eins“ der U 19 gehört ziemlich häufig zum Trainingskreis. In naher Zukunft will Petz auch Torhütertraining für die Jugendlichen am Riederwald anbieten.
Viele sind verblüfft
Gemessen wird seine Arbeit aber an der „Nummer eins“ bei den Profis. Jetzt also an Lukas Hradecky. Und da sind viele verblüfft. Den finnischen Nationaltorwart mit slowakischen Wurzeln hatte bis vor ein paar Monaten kaum jemand auf dem Radar. Doch Hradecky hat alle in Rekordzeit überzeugt. (Fast) fehlerlos hat er in den bisherigen acht Bundesligaspielen gehalten, so dass kaum noch jemand Kevin Trapp hinterher trauert. Für die Eintracht war Hradecky ein „Schnäppchen“, musste sie doch „nur“ 2,5 Millionen Euro an Bröndby nach Dänemark überweisen, hat aber knapp zehn Millionen für Trapp aus Paris bekommen.
„Bis jetzt“, so sagt Petz noch vorsichtig, „bin ich sehr zufrieden.“ Es sehe so aus, als habe die Eintracht „alles richtig gemacht“. Hradecky und Petz, das passt auch im täglichen Umgang. Beide sind offen, kommunikativ, ehrgeizig, temperamentvoll, nie um einen Spruch verlegen. Hradecky über Petz: „Er schießt unheimlich hart.“
Natürlich hat der Neue dabei gelacht. Er musste sich erst dran gewöhnen, mit welcher Wucht Petz die Bälle aufs Tor schießt. Und Petz über Hradecky: „Er ist selbstbewusst und souverän.“ Cheftrainer Armin Veh wollte genau so einen Torwarttypen, wie ihn der fliegende Finne interpretiert. „Er spielt mit, er ist gut mit dem Ball am Fuß, er will immer das Spiel schnell machen“, sagt Petz, der sich auch erst einmal mit den Eigenheiten des neuen Torwarts anfreunden musste. Denn Hradecky spielt anders als Trapp. Das eine oder andere Mal lässt er den Ball nach scharfen Schüssen nach vorne abprallen, auch angelt er nach den Flanken den Ball auch mal mit einer Hand aus der Luft.
„Extrem lange Arme“ würden das möglich machen, zudem habe Hradecky „das anders gelernt“, sagt Petz. Bislang sind die vermeintlichen Unsicherheiten, die Hradecky gar nicht als solche wahrnimmt, ohne Folgen geblieben. „Er greift halt gerne nach“, sagt Petz. Natürlich arbeitet er mit der Nummer eins und den anderen daran, erkannte Schwächen auszumerzen. „Wir wirken Problemen entgegen“, sagt Petz. Bislang durchaus mit Erfolg.