Das Wunder vom Main

Toll gekämpft, bis zum Ende Paroli geboten: Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt feierte das 0:0 gegen Bayern München wie einen Sieg.
Am Anfang hatten alle nur über die Höhe der Niederlage gerätselt. Die Bayern, zehn Bundesliga-Siege in dieser Saison, wollten mit Nummer elf den europäischen Rekord knacken. Nichts wurde daraus, trotz fünfminütiger Nachspielzeit. Ausgerechnet die schwächelnde Eintracht hatte ihnen die Tour vermasselt!
Armin Veh hatte Konsequenzen gezogen aus dem blamablen 0:1 in Aue und sein Team etwas verändert. Marco Russ, Constant Djakpa und Stefan Reinartz mussten auf die Bank, Bastian Oczipka, David Abraham und Aleksandar Ignjovski kehrten ins Team zurück.
Veh hatte ja zuvor darüber gegrübelt, ob man gegen den Rekordmeister total defensiv auftreten oder sein Heil im frühen Stören suchen soll. Es wurde mehr Beton, Haris Seferovic spielte eine Art linker Verteidiger gegen Arjen Robben oder Kingsley Coman, vor der Abwehr tummelte sich eine Dreierkette mit Stendera, Medojevic und Ignjovski. Und auch Meier sowie Aigner hatten hauptsächlich Defensivarbeit zu leisten gegen die Bayern, die zwar Müller, Alaba und Thiago auf der Bank ließen, aber trotzdem eine 1a-Mannschaft aufgeboten hatten.
Die Eintracht kämpfte, die Einstellung stimmte, aber das meiste spielte sich höchstens 40 Meter vor ihrem Gehäuse ab. Torchancen blieben allerdings zunächst bei den Gästen Mangelware, sieht man mal von der 11. Minute ab, als Lukas Hradecky einen Kopfball von Coman gerade noch über die Latte lenken konnte. Dann dauerte es immerhin bis zur 29. Minute, als Martinez per Kopf knapp am rechten Pfosten vorbei zielte.
„Wir wollen unser Bestes geben und dann sehen, was am Ende raus kommt“, hatte Armin Veh gefordert. Zumindest defensiv setzten dies seine Profis um. Nach vorne allerdings gab es kaum Entlastung. Das lag einerseits an den erneuten Ungenauigkeiten im Frankfurter Aufbau-Spiel, andererseits am enormen Druck, den die Bayern ausübten und sich dabei auch auf einen von Schiedsrichter Daniel Siebert gewährten „Meister-Bonus“ verlassen konnten. Während Aigner bereits in der ersten Minute „Gelb“ gesehen hatte, blieb der Karton bei vergleichbaren Szenen auf der anderen Seite in der Tasche.
Die Eintracht-Fans im ausverkauften Stadion, zuletzt sehr kritisch mit ihrem Team, waren diesmal mit den Leistungen in der ersten Halbzeit zufrieden und verabschiedeten die Spieler mit Beifall in die Kabine. Mehr war nicht zu erwarten, welche Mannschaft hat es schon geschafft, wenigstens 45 Minuten lang dem großen Favoriten, der deutschen Übermannschaft, Paroli zu bieten?
Doch dann war der zweite Durchgang noch keine zehn Sekunden alt, da hätte es beinahe eingeschlagen, nachdem Abraham und Zambrano weggerutscht waren. Doch der souveräne Hradecky verhinderte erneut den Rückstand. So langsam wurde Pep Guardiola unruhig, brachte bereits in der 50. Minute Müller für Rafinha sowie später Thiago für Coman (69.).
Und plötzlich war sie da, die erste Eintracht-Chance, aber Stendera scheiterte an Manuel Neuer (54.). Sollte da sogar noch mehr gehen oder war es nur ein kleines offensives Intermezzo? Plötzlich wackelte der Meister kurzzeitig. Bald war es jedoch wieder da, das gewohnte Bild: Einbahnstraßen-Fußball in Richtung Hradecky.
Die Eintrachtler gaben alles, vermieden individuelle Fehler, obwohl sie längst fertig und den Krämpfen nahe waren. Weshalb Veh auch Medojevic vom Platz nahm und Russ brachte(76.). Die Kräfte schwanden und plötzlich war Lewandowski frei durch, schoss aber links am Tor vorbei (80.). Die Bayern versuchten es mit allen Tricks, Robben wollte einen Elfmeter schinden, bekam dafür die Gelbe Karte (85.). Und das war es dann, die Eintracht jubelte über einen Punkt, die Bayern verfehlten einen weiteren Rekord.
Frankfurt: Hradecky – Hasebe, Zambrano, Abraham, Oczipka – Ignjovski, Medojevic (77. Russ), Stendera (90.+1 Djakpa) – Aigner (88. Reinartz), Meier, Seferovic. – München: Neuer – Lahm (76. Alaba), Martinez, Jerome Boateng, Rafinha (51. Thomas Müller) – Alonso – Coman (65. Thiago), Robben, Vidal, Costa – Lewandowski. – SR: Siebert (Berlin). – Zuschauer: 51 500 (ausverkauft). – Gelbe Karten: Aigner (2), Seferovic (4), Abraham (3), Ignjovski (2) – Lahm, Robben.